Connect with us

Sport

Türkei vor Matchball: Deschamps hat großen Respekt

Published

on

Spread the love

18 Punkte aus sieben Spielen und nur zwei Gegentore: Die türkische Fußball-Nationalmannschaft steht in einer EM- oder WM-Qualifikation so gut wie lange nicht mehr da. Bei noch drei ausstehenden Spielen kann sie morgen im Top-Spiel in Frankreich den ersten Matchball verwandeln, ist dabei allerdings auf unwahrscheinliche Schützenhilfe angewiesen.

Was ein K(r)ampf am Freitag! Am Ende ging es gut aus, und Şenol Güneş dürfte sicherlich froh gewesen sein, den besseren Keeper an diesem Abend auf seiner Seite gehabt zu haben. Denn der schwere Patzer des albanischen Torhüters eröffnete dem türkischen Stürmer Cenk Tosun die Möglichkeit, wohl eines der einfachsten Tore seiner Profikarriere zu erzielen. Es war das Siegtor zum sechsten Sieg im siebten Qualifikationsspiel zur Euro 2020.

Es waren wichtige drei Punkte. Die Türkei spielt derzeit keinen herausragenden Fußball, sie gewinnt aber ihre Spiele. 1:0 gegen Andorra, 4:0 in Moldawien und nun ein 1:0 gegen die Albaner. Gerade gegen die vermeintlichen Underdogs taten sich die „A Milliler“ in der Vergangenheit schwer und ließen Punkte liegen, die am Ende den Unterschied ausmachten.

Härtetest und Reifeprüfung in Frankreich

Nun wartet am Montagabend der Härtetest in Paris. Das Hinspiel konnten die Türken mit gutem Fußball verdient mit 2:0 für sich entscheiden, doch die weiteren Partien in der Gruppe H zeigten, dass sie dieses Niveau noch nicht dauerhaft zeigen können.

Frankreich-Coach Didier Deschamps spricht dennoch in höchsten Tönen vom morgigen Gegner: „Im Hinspiel gab es nichts, was aus unserer Sicht positiv war. Die Türken haben sehr gut gespielt. Wir sehen uns die Dinge an, die sie gut gemacht haben und wir weniger gut. Es wird dennoch ein anderes Spiel.“

Die Franzosen stehen nur aufgrund der besseren Tordifferenz vor der punktgleichen Türkei, haben dabei auch das einfachere Restprogramm. Die Türkei muss noch gegen Island, derzeit Tabellendritter, ran. Und ohnehin ist Island derzeit eher der Gegner, mit dem man sich messen muss.

Leistet Andorra Schützenhilfe?

Alle Rechenspiele könnten morgen allerdings Makulatur sein, falls Island gegen Andorra stolpert und die Türkei in Paris ein- oder sogar dreifach punktet. Dann ist die türkische Elf bei danach noch zwei ausbleibenden Begegnungen qualifiziert. Allzu große Hoffnungen sollte man sich als türkischer Fan allerdings nicht machen. Erst ein einziges EM-Qualifikationsspiel konnte das kleine Land in seiner Historie gewinnen, immerhin aber in dieser Qualifikationsrunde. Die Bilanz gegen Island macht auch nicht Mut auf viel mehr: 6 Partien, 6 Niederlagen, 0:16 Tore.

Selbst wenn Cenk und Co. morgen verlieren und Island erwartungsgemäß drei Punkte holt, verschlechtert sich die Ausgangsposition nur unwesentlich. Denn dann wird es im November zum Showdown im direkten Duell mit den Nordeuropäern kommen. Verliert die Türkei dieses Spiel nicht, ist sie bei der Endrunde so gut wie sicher dabei.

Emre nicht dabei, Deschamps unbeeindruckt

Einer, mit dem die wenigsten gerechnet hätten, dass er überhaupt noch mal für die türkische Nationalmannschaft aufläuft, ist Emre Belözoğlu. Der mittlerweile 39-jährige Mittelfeldspieler bestritt kürzlich sein 100. Länderspiel und ist der einzige türkische Profi, der bei der WM 2002 und der EM 2008 im Kader stand. Nach seiner Rippenverletzung am Freitag fällt er allerdings nun für rund einen Monat aus. Güneş hofft, dass der Oldie bei den letzten beiden Spielen im November wieder dabei sein kann, insbesondere gegen Island.

Neben Emre fallen für das Frankreich-Spiel auch Abdulkadir Parmak und Efecan Karaca verletzungsbedingt aus. Trotz der Ausfälle warnt Deschamps. „Sie haben wie wir 18 Punkte und haben nur zwei Gegentore kassiert, und das nur durch Standardsituationen. Sie stehen verdient da oben. Mit Burak, Cenk und Hakan sind sie stets gefährlich. Da müssen wir auf der Hut sein“, so der Weltmeister-Coach.

Auch vor den Fans hat Deschamps Respekt: „Sie sind ihrem Team sehr verbunden. Ich weiß nicht, wie viele von ihnen im Stadion sein werden. Es wird eine gute Stimmung herrschen. Wir aber schauen nur auf uns und unser Spiel.“

Irritationen um Militärgruß nach Siegtor gegen Albanien

Der französische Nationaltrainer ging in seinen Ausführungen nur kurz auf die türkische Militäroffensive in Nordsyrien ein. Die Politik müsse man aus dem Sport raushalten, so sein Statement. Frankreich hatte zuletzt in Erwägung gezogen, seine Waffenlieferungen an die Türkei zu stoppen.

Wie sehr der Einsatz der Armee das türkische Team beschäftigt, konnte man nach dem Siegtor am Freitag sehen, als die Elf auf dem Platz den Militärgruß zeigte. Nach dem Spiel postete Cenk auf seinem Instagram-Account das dazugehörige Foto und schrieb darunter „Für unser Land, für unsere Soldaten, für unsere Märtyrer“. Meldungen, wonach die UEFA gegen die Türkei wegen eine möglichen Verstoßes gegen Richtlinien ermittle, erwiesen sich am Sonntag als haltlos. Der Verband untersagt in seinen Wettbewerben strikt die Äußerung von politischen Äußerungen.

In Deutschland hingegen stieß das Foto eine rege Diskussion an. Um genauer zu sein nicht das Foto an sich, sondern jene, die es mit einem „Gefällt mir“ markierten, nämlich unter anderem Emre Can und Ilkay Gündoğan. Die beiden deutschen Nationalspieler gerieten schnell unter Verdacht, mit ihrem Like die türkische Offensive zu unterstützen. Allerdings wehrten sich beide gegen diese Unterstellung.

Das ist der Stand in Gruppe H

1. Frankreich: 18 Punkte
2. Türkei: 18 Punkte
3. Island: 12 Punkte
4. Albanien: 9 Punkte

Restprogramm

Frankreich: Türkei (H), Moldawien (H), Albanien (A)
Türkei: Frankreich (A), Island (H), Andorra (A)
Island: Andorra (H), Türkei (A), Moldawien (A)
Albanien: Moldawien (A), Andorra (H), Frankreich (H)