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Gesellschaft

Die Antwort auf den 11. September: Das House of One

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„Es gibt genügend Menschen, die zu Hass und Gewalt aufrufen. Es gibt auch politische Entscheidungen, die zu Kriege führen. Wir wollten aber das Gegenteil zeigen.“ Das House of One veranstaltete zum 11. September eine Friedensandacht.

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Was waren das für Bilder. Alle Nachrichtensender zeigten damals kurz nach den Attentaten in den Vereinigten Staaten von Amerika die entstandenen Aufnahmen. Liveschaltung auf Knopfdruck quasi.

9/11 hat sowohl das Leben der Menschen – aller Nationalitäten und Religionen – als auch die Politik der einzelnen Länder geprägt. Insbesondere, nachdem sich al-Qaida zum Anschlag bekannte. Muslime wurden weltweit einem Generalverdacht ausgesetzt.

Heute nach 14 Jahren stehen wir aber ganz woanders als damals. Hasspredigten und Initiativen gegenüber Muslimen legen sich allmählich und auch Nicht-Muslime sprachen und sprechen sich immer noch für Muslime aus. Es wurde deutlich, dass das Bild, das in den Medien entstand, nicht eins zu eins auf die Realität zu übertragen ist. Das Attentat habe nichts mit dem Islam zu tun, es sei nicht mit islamischen Werten zu vereinbaren, hieß es in vielen Medienberichten und Kundgebungen zu 9/11. Aber nicht nur menschenrechtliche Initiativen verurteilten das Attentat, sondern auch mehrere muslimische, christliche und jüdische Gemeinden. Mittlerweile steht 9/11 als Symbol für den Dialog zwischen den Religionen und ist Anlass für die Verurteilung von terroristischen Anschlägen.

So sieht es auch das Bet- und Lehrhaus House of One in Berlin. Heute fand um 15 Uhr eine multireligiöse Friedensandacht mit den Geistlichen des House of One Berlin, Pfarrer Gregor Hohberg, Rabbiner Andreas Nachama und Imam Kadir Sancı auf dem Petriplatz statt. Gemeinsam trugen sie Friedenstexte, Gebete und Segenswünsche aus den drei Religionsbüchern vor.

Im Anschluss sprachen wir mit den drei Religionsvertretern über den 11. September und die Idee des House of One.

Eine Reaktion auf den 11. September

Pfarrer Gregor Hohberg gehörte damals selbst zu den christlichen Gelehrten, die sich gegen die Hasspredigten gegenüber den Islam stellten. „Und sofort spürte man, dass jetzt was passieren wird. Dass es Reaktionen geben wird. Tatsächlich haben sich überall auf der Welt friedliche Menschen zusammengesetzt – auch in den USA – und haben gesagt: ‚Gerade jetzt müssen wir etwas für den Frieden tun und dafür sorgen, dass Religionen nicht gegeneinander, sondern miteinander arbeiten‘. Und auch wir haben ähnlich gedacht und für den Frieden gebetet. Zunächst haben wir klein in unserer Kirche angefangen. Später überlegten wir uns aber, dass es ein viel schöneres Zeichen wäre, wenn man sich mit Muslimen und Juden zusammentut.“ Tatsächlich sei auch die Idee zum House of One so entstanden. „Das House of One ist eine Reaktion auf den 11. September“, unterstreicht Pfarrer Hohberg. „Es gibt genügend Menschen, die zu Hass und Gewalt aufrufen. Es gibt auch politische Entscheidungen, die zu Kriege führen. Wir wollten aber dadurch das Gegenteil zeigen.“

Rabbiner Andreas Nachama bezeichnet den 11.September als einen schwarzen Tag in der Geschichte der Menschheit: „Was wir hier tun, ist eigentlich gegen diese Finsternis gemeinsam Licht zu setzen.“ Zu allen Zeiten habe es Herausforderungen gegeben, die nur gemeinsam zu bewältigen waren. „Wir machen das heute mit dem House of One.“

„Wir müssen uns ständig daran erinnern, damit wir den Frieden wertschätzen können“

Imam Kadir Sancı deutete dabei auf die Wichtigkeit der Andacht: „Wir müssen uns als Menschen immer daran erinnern und uns auch dazu zwingen“. Als Grund nennt er die Wertschätzung: „Man denke nur an die Kontraste im Leben. Wir würden die Helligkeit nicht wertschätzen können, wenn wir nicht wüssten, was die Dunkelheit ist. Genau deswegen müssen Gewalttaten und das Unschöne auf der Welt in den Gedächtnissen frisch gehalten werden.“ Deswegen seien auch diese Veranstaltungen unerlässlich.

Das House of One ist ein geplantes interreligiöses Bet- und Lehrhaus, das voraussichtlich ab 2016 auf dem Petriplatz in Berlin-Mitte entstehen soll. Es vereint eine Synagoge, eine Kirche und eine Moschee unter einem Dach. Die Baukosten liegen bei etwa 43,5 Mio. Euro, die hauptsächlich durch Spenden aufgebracht werden sollen.