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Gesellschaft

Flüchtlinge, schon wieder

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„Flüchtlingsfront“, „Asylantenflut“ – und vor allem „Gutmenschen“. Beim „Unwort des Jahres“ sind schon mehrere Vorschläge im Zusammenhang mit Flüchtlingen eingegangen. (Foto: dpa)

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Für die Wahl zum „Unwort des Jahres 2015“ sind bereits mehrere Ausdrücke zum Thema Flüchtlinge eingereicht worden. „Etwa ein Sechstel der Vorschläge bezieht sich auf dieses Thema“, sagte der Professor für germanistische Linguistik an der Universität Trier, Martin Wengeler, der Deutschen Presse-Agentur. Besonders häufig genannt wurden demnach „Gutmenschen“ und „Wirtschaftsflüchtlinge“.

Mehrmals vorgeschlagen wurden auch andere Begriffe rund um die aktuelle Debatte. Dazu zählen „Flüchtlingsfront“, „Flüchtlingskrise“ und „Flüchtlingskatastrophe“ sowie „Asylmissbrauch“, „Asylantenflut“ und „Asylkritiker“.

Wengeler (54) gehört zu der sprachkritischen Jury, die das Unwort Anfang kommenden Jahres vorstellen wird. Bis zum 31. Dezember können noch Wörter vorgeschlagen werden.

Bislang seien über 700 Vorschläge eingegangen, Flüchtlinge seien dabei das größte Thema. „Der Rest ist bunt gemischt“, sagte Wengeler. Selbst die Debatten um Griechenland spielten keine große Rolle.

Zum „Unwort des Jahres 2014“ war die vom Anti-Islam-Bündnis Pegida genutzte Parole „Lügenpresse“ gewählt worden. Insgesamt hatte es rund 1250 Einsendungen gegeben.

Einsender kritisierten häufig, dass Flüchtlinge mit vielen Bezeichnungen nicht als Menschen, sondern als Bedrohung dargestellt würden. „Gutmenschen“ wiederum verunglimpfe Helfer als naiv. Zum Ende dieses Jahres wird wie üblich mit einem Schub weiterer Einsendungen gerechnet. Die bisherige Zahl von Vorschlägen liege zu diesem Zeitpunkt vergleichsweise „im mittleren Bereich“, sagte Wengeler.

Im Zusammenhang mit Flüchtlingen habe es schon einige „Unworte des Jahres“ gegeben, sagte Wengeler. Für 2013 sei der Begriff „Sozialtourismus“ gewählt worden, 2006 die Bezeichnung „freiwillige Ausreise“ und 1993 „Überfremdung“.

Die Jury – im Kern vier Sprachwissenschaftler und ein Journalist – richtet sich aber nicht danach, welcher Begriff am meisten vorgeschlagen wird. Sprecherin ist Professorin Nina Janich von der Universität Darmstadt. (dtj/dpa)