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Von Nazis verfolgte Ärztin promoviert mit 102 Jahren

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Im Alter von 102 Jahren hat eine Kinderärztin ihre mündliche Promotionsprüfung am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) erfolgreich abgelegt. Wie die Klinik am Freitag mitteilte, hatte Ingeborg Syllm-Rapoport ihre Dissertationsschrift über Diphtherie bereits 1937/38 angefertigt. Damals arbeitete sie als Assistenzärztin am Israelitischen Krankenhaus Hamburg. Die Zulassung zur mündlichen Prüfung war ihr wegen ihrer jüdischen Abstammung von den nationalsozialistischen Hochschulbehörden verwehrt worden.

„Mit dieser nachträglichen Promotion können wir geschehenes Unrecht nicht wiedergutmachen. Aber wir tragen damit zur Aufarbeitung der dunkelsten Seiten deutscher Geschichte an den Universitäten und Hochschulen bei“, erklärte der Dekan der Medizinischen Fakultät, Prof. Uwe Koch-Gromus. Die Prüfung wurde nach Angaben der Klinik nach der neuesten Promotionsordnung abgenommen.

„Es ging hier ums Prinzip, nicht um mich. Ich habe die Arbeit ja nicht um meiner selbst willen verteidigt; die ganze Situation war für mich auch gar nicht so einfach mit 102 Jahren. Ich habe es für die Opfer gemacht. Die Universität wollte damit geschehenes Unrecht wiedergutmachen und hat große Geduld bewiesen, für die ich dankbar bin“, erklärte die 102-jährige Ärztin gegenüber studiblog.net.

Syllm-Rapoport war 1952 nach der Rückkehr aus dem Exil in den USA zusammen mit ihrem Mann Samuel Mitja Rapoport (1912-2004) in die DDR gegangen. Dort war sie eine hochdekorierte Professorin für Neonatologie (Neugeborenenheilkunde) an der Berliner Charité. Bei einer Feierstunde am 9. Juni soll sie ihre Promotionsurkunde überreicht bekommen. Dann darf sie sich „Prof. Dr. Dr.“ nennen. (dpa/dtj)