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Politik

Can Dündar hält sich aus Angst um sein Leben im Ausland auf

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Der türkische Journalist Can Dündar ist im Ausland, anscheinend aus Angst um sein Leben. Manche seiner Kollegen befürchten eine Welle von Anklagen. Dies hat der Vorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbandes bei einer Türkei-Reise erfahren.

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Der Chefredakteur der türkischen Tageszeitung Cumhuriyet, Can Dündar, muss anscheinend um sein Leben fürchten. Der Vorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV), Frank Überall, habe das bei einem Besuch der Zeitung in Istanbul im Gespräch mit dem Interims-Chef Aydın Engin erfahren, berichtet die Tageszeitung taz in ihrer Mittwochausgabe. Engin habe ihm erzählt, dass Dündar aus Angst um sein Leben derzeit im Ausland sei, sagte Überall.

Es habe einen entsprechenden Hinweis des Polizeipräsidenten in Istanbul gegeben – verbunden mit der Aufforderung an Dündar, für zwei Monate ins Ausland zu gehen. Dündar war im Mai wegen der Berichterstattung seiner Zeitung über Waffenlieferungen der Türkei an syrische Extremisten zu einer Haftstrafe von mehr als fünf Jahren verurteilt worden. Dass er um sein Leben fürchten muss, ist nicht weit hergeholt – kurz vor dem Urteil hatte ein Attentäter auf ihn geschossen. Dündar kam jedoch mit dem Schrecken davon.

Der 75-jährige Engin rechnet damit, dass Dündar im August zurück sei und die Chefredaktion wieder übernehme. Er selbst sei zu alt für diese Position und sehr müde, zitiert ihn die taz. Am vergangenen Freitag wurde Dündar von der Journalistenvereinigung Netzwerk Recherche mit dem diesjährigen „Leuchtturm für besondere publizistische Leistungen“ geehrt.

Viele türkische Journalisten fürchteten, dass die Repressionen von Seiten der Regierung nach Ende des Ramadan noch zunehmen könnten. „Man rechnet jetzt mit einer Welle von Anklagen“, sagte Überall, der am Montag und Dienstag zu einem Solidaritätsbesuch in der Türkei war und dort Journalisten von sechs Zeitungen und zwei Fernsehsendern traf. Bei allen Medien sei eine große Verunsicherung zu spüren gewesen.

Der DJV-Vorsitzende hat auch den Türkei-Vertreter von Reporter ohne Grenzen (ROG), Erol Önderoğlu, gesprochen, der im Juni bereits kurzzeitig in Haft war. Es sei bedrückend gewesen, als dieser von seiner drohenden Verurteilung berichtet habe und von der Gefahr, danach ins Gefängnis zu müssen. „Wir haben in jeder Redaktion Kollegen getroffen, die davon bedroht sind“, sagte Überall. „Es reicht dafür, von einer Demonstration zu berichten, bei der Erdoğan kritisiert wird.“ Aus diesem Grund hätten sich mehrere Oppositionszeitungen zu einer Protestaktion entschlossen: „Sie erscheinen in dieser Woche an fünf Tagen mit dem Schriftzug ‚Journalismus ist kein Verbrechen‘ auf der Titelseite.“ (dpa/dtj)