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Politik

Grenze zwischen der Türkei und Syrien: „Schwarze Marktwirtschaft der Kriegsherren“

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Der Bürgerkrieg in Syrien hat schwerwiegende Auswirkungen auf die Türkei. Schmuggler- und Schleusernetzwerke verschieben illegale Waren, Waffen und Menschen und verteidigen ihre Routen auch gewaltsam gegen türkische Sicherheitskräfte. (Foto: rtr)

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Der Bürgerkrieg in Syrien hat schwerwiegende Auswirkungen auf die Türkei. Schmuggler- und Schleusernetzwerke verschieben illegale Waren, Waffen und Menschen und verteidigen ihre Routen auch gewaltsam gegen türkische Sicherheitskräfte.
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Die Auswirkungen des Bürgerkrieges in Syrien sind vor allem in den südostanatolischen Provinzen der Türkei, die direkt an das Nachbarland grenzen, spürbar. Neben Hunderttausenden Flüchtlingen, die in den letzten drei Jahren in die türkischen Städte geströmt sind und dort vermehrt mit Einheimischen aneinander geraten, blüht an der Grenze auch der Schwarzmarkt. Und die organisierte Kriminalität hat schwerwiegende Folgen für die Türkei.

Die Kriminellen schmuggeln zahlreiche illegale Waren in die Türkei und schaden damit der Türkischen Wirtschaft. Im Januar entdeckte die türkische Armee in der südöstlichen Provinz Hatay eine 500 Meter lange aus Syrien kommende illegale Öl-Pipeline. Die HürriyetdailyNews berichtete, dass mittlerweile eine so große Menge an Treibstoff über die Grenze geschmuggelt wird, dass das Wachstum des türkischen Kraftstoffmarktes um zwischen 1,5 und 3 Prozentpunkte verlangsamt werden könnte. Außerdem werde Vieh, Tee, Zigaretten, trockene Nüsse und Früchte illegal aus syrischen Grenzstädten in die Türkei gebracht. Dabei dienen neben Fahrzeugen auch Packesel oder einfache Träger als Transportmittel. Drehscheiben für den Schmuggel sind der Zeitung Today’s Zaman zufolge vor allem die südlichen Provinzen Şanlıurfa, Hatay und Kilis.

„Schwarze Marktwirtschaft der Kriegsherren“

Doch durch den Profit, der auf dem Schwarzmarkt erzielt wird, entstehen regelrechte Netzwerke, die auch Drogen, Waffen und Menschen bewegen – in beide Richtungen der Grenze. Der renommierte Politikwissenschaftler İhsan Dağı thematisierte bereits im Herbst 2013 das massive Problem der Schmuggelwirtschaft an der syrischen Grenze: „Dies ist kein einfacher Schmuggel mehr, sondern eher eine schwarze Marktwirtschaft der Kriegsherren, welche die Türkei als Teil ihrer Politik der Unterstützung der Opposition in Syrien nicht aufhalten kann oder auch nur aufhalten würde.“

Wie akut die Gefahr ist, die von einem so gut organisierten Schmugglernetzwerk ausgeht, zeigen zwei tödliche Zwischenfälle aus dem Mai und Juli. Am 18. Mai attackierten Schmuggler in der Provinz Hatay von der syrischen Seite aus mit schweren Maschinengewehren und Kalaschnikows einen Militärposten, der die Grenze überwachte.

Die HürriyetdailyNews berichtete, dass mittlerweile eine so große Menge an Treibstoff über die Grenze geschmuggelt wird, dass das Wachstum des türkischen Kraftstoffmarktes um zwischen 1,5 und 3 Prozentpunkte verlangsamt werden könnte. Außerdem werde Vieh, Tee, Zigaretten, trockene Nüsse und Früchte illegal aus syrischen Grenzstädten in die Türkei gebracht. Dabei dienen neben Fahrzeugen auch Packesel oder einfache Träger als Transportmittel. (cihan)

In der südostanatolischen Provinz Şanlıurfa kam es diese Woche ebenfalls zu einem blutigen Zwischenfall. In der Grenzstadt Ceylanpınar entdeckten dort stationierte türkische Streitkräfte eine Personengruppe, die von der Türkei nach Syrien vordringen wollten. Trotz vorhergehender Warnung durch das Militär sollen die illegalen Grenzgänger das Feuer eröffnet haben. Die türkischen Soldaten lieferten sich anschließend mit mehreren Bewaffneten, die versucht haben sollen, die zehn bis 15 Personen über die türkisch-syrische Grenze zu schmuggeln, ein Gefecht. Dabei wurden drei Soldaten getötet.

PKK, ISIS und al-Nusra nutzen Schleusernetzwerke

Besonders besorgniserregend ist, dass die Schmuggler in Ceylanpınar anscheinend schwer bewaffnet waren und mutmaßlichen PKK-Kämpfern dabei halfen, nach Syrien zu gelangen. Dies berichtete HürriyetdailyNews.

Von den Schmugglernetzwerken an der Grenze profitiert jedoch nicht nur die PKK und mit ihr verbündete Gruppen in Syrien. Auch extremistische Gruppen nutzen die Grenze zwischen Syrien und der Türkei, um frischen Nachschub an Material und Kämpfern in das Bürgerkriegsland zu transportieren. Dabei verfügen Gruppen wie der „Islamische Staat“ und andere al-Qaida-nahe Gruppierungen auch über eigene Schleusernetzwerke in der Türkei. Die Türkei gilt daher seit längerem als Transitland für angehende Jihadisten.

Dass die Schleusernetzwerke gewaltbereite Extremisten auch in die andere Richtung, also auch von Syrien in die Türkei bringen können, zeigt der Fall von mehreren Männern vom Balkan. Die mutmaßlichen IS-Terroristen waren im März 2014 von Syrien in die Türkei gereist und töteten im zentralanatolischen Provinz Niğde drei Menschen, als sie an einer Straßensperre der Sicherheitskräfte aufgehalten wurden.