İbrahim Karagül sieht russisch-türkischen Konflikt als Glaubenskrieg

Während Wladimir Putin in der Krise zwischen Russland und der Türkei nachlegt und die Türkei der Unterstützung des Terrors beschuldigt, verschärft sich die Rhetorik der AKP-treuen Medien ebenfalls. İbrahim Karagül, Chefredaktuer der AKP-treuen Zeitung Yeni Şafak, interpretiert die Ereignisse als nichts Geringeres als einen Glaubenskampf und schreibt in seiner heutigen Kolumne, dass sich die Türkei in der Position befinde, die Kaaba zu verteidigen. Die Kaaba, ein Bauwerk im Mekka, befindet sich im Zentrum des islamischen Glaubens. Die Muslime richten sich beim Gebet in ihre Richtung, wo auch immer auf der Welt sie sich befinden.

İbrahim Karagül gilt als einer der bekanntesten journalistischen Einpeitscher der AKP-Regierung und machte schon des Öfteren durch abstruse Deutungsmuster für politische Situationen sowie eine martialische Ausdrucksweise auf sich aufmerksam. So sah er die Türkei vor den Neuwahlen am 1. November in einem neuen Unabhängigkeitskrieg und beschuldigte Oppositionelle und regierungskritische Journalisten des „intellektuellen Terrors“, der schlimmer sei als die PKK.

Karagüls aktuelle Kolumne trägt die Überschrift „Im Endzeitkrieg die Kaaba verteidigen!“ („Kıyamet Savaşı’nda Kabe’yi savunmak!“). Hinter den Ereignissen in Syrien sieht er das Treiben des Iran und Russlands. Während Russland auf Expansion aus sei, versuche der Iran das Gebiet von Syrien bis Yemen unter seine Kontrolle zu bringen. Laut Karagül habe die Türkei mit dem Abschuss des russischen Flugzeugs der gesamten Welt gezeigt, dass sie die Intervention nicht hinnehmen werde. Sie werde auch nicht nur auf Syrien beschränkt bleiben, sondern sich auf das gesamte Gebiet von der Golfregion bis nach Mekka erstrecken.

„Allah könnte die Kaaba durch die Türken schützen“

Karagül schreibt: „Das Wesentliche: Der Krieg in Syrien ist gegenwärtig regional. Wenn dem nicht Einhalt geboten werden und er kontrolliert werden kann, wenn er mit dem Sieg Irans endet, so wird die nächste Front der Golf von Basra sein. In ein bis zwei Jahren wird der Eingriff erfolgen und danach wird die iranische Armee sich gegen Saudi-Arabien wenden.“ Wenn die Türkei nichts unternehme, könnten sogar Panzer vor der Kaaba stehen. Karagül behauptet auch, dass Russland und der Iran die Verbindung der Türkei zur arabischen Region kappen wollen.

Die Türkei habe jedoch mit dem Abschuss des Flugzeugs ein wichtiges Singal gesetzt und dem russischen Expansionismus Einhalt geboten. Karagül behauptet ferner, dass die Türkei bei der Angelegenheit nicht zurückweichenn könne. Andernfalls würde das zur Errichtung von hohen Mauern um die Türkei führen und das Land isolieren. Als Folge würden in der Region Glaubenskriege die Oberhand gewinnen und die Golfstaaten und Saudi-Arabien gegenüber Iran schutzlos dastehen. Er schließt mit den Worten: „Der Punkt, an dem sich die Türkei heute befindet, ist der Punkt, an dem die Kaaba verteidigt wird. Der Beschützer der Kaaba ist Allah. Wer weiß, vielleicht passiert dies durch die Hand der Türkei.“

Unterdessen hat Michail Gorbatschow, ehemaliger Staatschef der Sowjetunion, die Verantwortlichen von Russland und der Türkei aufgerufen, miteinmander in Dialog zu treten und nach Lösungen für die Krise zu suchen. Einer Meldung von RIA Novosto zufolge betonte Gorbatschow, dass es viel Kraft gekostet habe, die türkisch-russischen Beziehungen auf das heutige Niveau zu bringen. Gorbatschow warnte, eine weitere Verschlechterung der Beziehungen würde sowohl Europa schaden als auch die Sicherheitslage im Nahen Osten negativ beeinflussen.