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Politik

IS droht: „Wir werden Istanbul erobern“

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Der extremistische IS droht der Türkei mit Angriffen, sollte diese nicht ihre Kontrolle über einen Euphrat-Damm aufgeben. Unterdessen tauchen neue Berichte über Massaker der Terroristen an irakischen Jesiden auf. (Foto: reuters)

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Der terroristische „Islamische Staat“ (IS; ehemals ISIS) soll während seiner Offensive im Norden des Irak mindestens 500 Angehörige der ethnischen und religiösen Minderheit der Jesiden ermordet oder lebendig begraben haben. Unter den Opfern waren auch Frauen und Kinder. Dies äußerte der irakische Menschenrechtsminister Muhammad Shia al-Sudani gegenüber Reuters. 300 Frauen seien gekidnappt worden und sollen in die Sklaverei verkauft werden.

Beweise für diese Darstellung fanden sich zum einen in den Aussagen jesidischer Flüchtlinge, die aus Sindschar entkommen konnten, zum anderen in Aufnahmen von den mutmaßlichen Tatorten. Die traditionelle Heimat der Jesiden war von den djihadistischen Terroristen eingenommen worden. Diese sehen in den Jesiden „Teufelsanbeter“ und wollen sie dazu zwingen, zum Islam zu konvertieren. Es solle Bilder von IS-Kämpfern geben, welche die Erschießung jesidischer Gefangener bejubeln.

Die Enthüllungen über die neuerlichen Gräueltaten der Extremisten verstärken den Druck auf die USA, die Luftschläge auf IS-Ziele, die in den letzten Tagen durchgeführt wurden, um eingeschlossenen jesidischen und kurdischen Bevölkerungsgruppen die Flucht zu ermöglichen, auszuweiten.

Und auch von der türkischen Regierung wird immer stärker gefordert, sich an den Aktionen gegen die Extremisten zu beteiligen. Davon will diese allerdings bis dato nichts wissen. Im Gegenteil, Verteidigungsminister İsmet Yılmaz beteuerte gegenüber Reportern in der anatolischen Provinz Sivas, dass Ankara bislang „noch keinerlei Unterstützung für die USA“ geleistet habe und auch sonst nicht in die Luftangriffe involviert sei, die seit Samstag im Umfeld der Hauptstadt der kurdischen Regionalhauptstadt Arbil stattfinden.

Türkei bleibt aus Rücksicht auf die Geiseln untätig

Augenscheinlich möchte Ankara jeden Anschein einer aggressiven Haltung gegenüber den Terroristen vermeiden. Der Grund dafür ist, dass der IS seit seiner Erstürmung der türkischen Botschaft in Mossul im Juni 49 türkische Staatsangehörige, darunter Diplomaten, polizeiliche Spezialkräfte und Kinder, in seiner Gewalt hat.

„Die Gesundheit und das Schicksal der Geiseln ist für uns wichtiger als alles andere“, betonte der stellvertretende Vorsitzende der regierenden Adalet ve Kalkınma Partisi (Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung; AKP), Mehmet Ali Şahin, gegenüber der staatlichen Anadolu-Nachrichtenagentur. Die Türkei stellt den im Irak ansässigen Turkmenen Hilfsgüter zur Verfügung, die ebenfalls vom IS bedroht werden. Diese soll jedoch nicht einmal annähernd den Bedarf decken können.

Die Terrorgruppe möchte offenbar ein fünftes kurdisches Ölfeld und den größten Damm des Iraks erobern, der auf irakisch-kurdischem Territorium liegt. So wäre der IS in der Lage, Städte von Wasser und Strom abzuschneiden oder diese sogar zu fluten. Die Türkei soll jedoch einen Damm entlang des Euphrats geschlossen haben, um die Wasserzufuhr in den Irak und nach Syrien zu drosseln.

Unterdessen erneuern die Terroristen auch ihre Drohungen gegen die Türkei. „Ich bete zu Gott, dass die vom Glauben abgefallene türkische Regierung ihre Entscheidungen überdenkt“, betont ein als der Pressesprecher der Extremisten, Abu Mosa, identifizierter IS-Kämpfer in einem fünfteiligen Video von Vice News, das in der syrischen IS-Hochburg Raqqa gedreht wurde. „Denn wenn sie ihr Handeln jetzt nicht von selbst überdenken, werden wir es für sie tun, indem wir Istanbul erobern.“ Die türkische Regierung solle den Damm freigeben, sonst werde der IS es für sie tun. Auf die Rückfrage, ob dies als Drohung zu verstehen sei, antwortete er: „Ja, das ist eine eindeutige Drohung.“

Berufsziel Märtyrer

Der türkischen Regierung war in der Vergangenheit des Öfteren vorgeworfen worden, am Vormarsch des IS Mitschuld zu tragen, da man immer wieder zugesehen habe, wie Kämpfer für die Terrorgruppe aus Europa die Türkei als Durchreiseland nutzten. Auf diese Weise solle die Opposition gegen den syrischen Präsidenten Bashar al-Assad gestärkt werden und eine PKK-nahe syrische Kurdengruppe eingedämmt werden. Allerdings habe sich der IS am Ende gegen Ankara selbst gewendet.

Die Dokumentation erlaubt übrigens erstmals auch einen Blick in die innere Struktur und die Organisation des Zusammenlebens im „Kalifat“ des IS. Dabei stehe die Indoktrination von Kindern im Vordergrund. Kinder können wählen, ob sie Djihadisten oder Märtyrer in Form von Selbstmordattentätern werden wollen. „Für uns ist diese Generation von Kindern die Generation des Kalifats“, betont ein IS-Kämpfer. „Wir haben ihnen die richtige Doktrin eingepflanzt.“

Kinder unter 15 Jahren lernen in „Scharia Camps“ die Doktrin des IS kennen, solche ab 16 können in ein Militärcamp wechseln und militärische Operationen ausführen.

Die Türkei hat, um die Situation für die Jesiden zu entspannen, eine Zeltstadt für jesidische Flüchtlinge nahe Şırnak errichtet. Dort wurden die Zelte in der Nähe von Behausungen errichtet, in denen ebenfalls Jesiden leben.