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Politik

Operation „Schutzschild Euphrat“: Türkei marschiert in Syrien ein

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Die Türkei ist in Syrien einmarschiert. Es begann mit Artilleriebeschuss, dann stiegen türkische Kampfjets auf und bombardierten zusammen mit der US-geführten Koalition IS-Stellungen in Nordsyrien. Nun haben auch türkische Panzer und Infanterie-Einheiten die syrische Grenze überschritten. Ziel der Operation: Dscharablus und die Grenze zur Türkei von der Terrormiliz IS zu „säubern“ und ein zusammenhängendes Herrschaftsgebiet der kurdischen YPG verhindern.

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Wenige Stunden vor dem Besuch von US-Vizepräsident Joe Biden in Ankara hat die türkische Armee eine Offensive gegen die von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) gehaltene syrische Grenzstadt Dscharablus begonnen. Um 4.30 Uhr in der Nacht zu Mittwoch begann die türkische Armee mit einem intensiven Artilleriebeschuss. Daraufhin haben türkische Kampfjets gemeinsam mit der US-geführten Koalition 12 IS-Ziele in der Region bombardiert und „unschädlich gemacht“, berichteten türkische Nachrichtensender am Mittwochmorgen. Wie CCN Türk meldet, haben türkische Infanterie-Einheiten, ungefähr 20 Panzer und Kampffahrzeuge gegen zehn Uhr morgens die syrische Grenze überschritten.

Ziel der Operation „Schutzschild Euphrat“ („Fırat Kalkanı“) sei es, den IS aus Dscharablus zu vertreiben und für Sicherheit an der türkisch-syrischen Grenze zu sorgen, hieß es in den Berichten unter Berufung auf das Amt des Ministerpräsidenten.

Dscharablus ist eine der letzten größeren Bastionen des Islamischen Staates (IS) an der Grenze zur Türkei. Der Ort liegt rund 35 Kilometer nördlich der Stadt Manbidsch, die erst kürzlich von einem Bündnis unter Führung der syrischen Kurden-Miliz YPG zurückerorbert worden war.

Die Kurdenmiliz ist ein wichtiger Verbündeter der USA im Kampf gegen den IS in Syrien. Ankara möchte dagegen, dass Rebellen der Freien Syrischen Armee (FSA) die vom IS gehaltenen Gebiete im türkisch-syrischen Grenzgebiet einnehmen. Keine Bestätigung gab es am Mittwoch zunächst für Berichte, dass auch türkische Spezialeinheiten die Grenze überschritten hätten. Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu hatte erst am Dienstag erklärt, die Türkei sei bereit, eine Operation gegen Dscharabulus „mit allen Mitteln“ zu unterstützen.

Allerdings hat die Türkei mehrfach vor einem weiteren Vorrücken der Kurdenmilizen gewarnt. Ankara sieht die YPG ebenso wie die PKK als Terrororganisation an und will unter allen Umständen vermeiden, dass an seiner Südgrenze ein zusammenhängendes Herrschaftsgebiet der Kurden entsteht. Erst Anfang der Woche hatte die Türkei Stellungen der Kurdenmiliz in der Nähe der Stadt Manbidsch beschossen. Erwartungsgemäß kritisiert die syrisch-kurdische Partei PYD, deren militärischer Arm die YPG ist, den Einmarsch türkischer Truppen. „Die Türkei ist im syrischen Sumpf“, schrieb der Co-Vorsitzende der PYD, Salih Muslim, am Mittwoch auf Twitter. „Sie wird besiegt werden wie Daesh.“ Daesh ist die arabische Abkürzung für die Terrormiliz IS.

Am Dienstag waren mehrere Mörsergranaten auf den der syrischen Stadt Dscharablus direkt gegenüberliegenden türkischen Grenzort Karkamış abgefeuert worden. Auch in der weiter westlich gelegenen Grenzstadt Kilis waren erstmals sei Monaten wieder Raketen eingeschlagen. Menschen kamen in beiden Fällen nicht zu Schaden. Allerdings verließen viele der 3000 Bewohner von Karkamis den Ort, nachdem die Behörden davor gewarnt hatten, auf die Straße zu gehen. Die türkische Armee hatte auf die Möserangriffe mit einem Beschuss von IS-Stellungen in Dscharablus reagiert. Neben den IS-Stellungen wurden dabei bereits auch YPG-Einheiten beschossen.

Bereits nach dem Terroranschlag in Gaziantep mit mehr als 50 Toten am Wochenende hatte Außenminister Çavuşoğlu gefordert, die Grenze zu Syrien müsse vollständig vom IS „gesäubert“ werden. Ministerpräsident Binali Yıldırım kündigte zudem an, dass sich die Türkei „aktiver“ in eine Lösung des Syrien-Konfliktes einbringen werde.

Yıldırım ist am Mittwoch einer der Gesprächspartner von US-Vizepräsident Biden. Am Nachmittag kommt Biden mit dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan zusammen. Zuvor will er dem Parlament in Ankara einen Besuch abstatten. (dpa/dtj)