Politik
Kılıçdaroğlu: „Wir hätten die Kopftuchfrage viel eher klären können“
Selbstkritisch und versöhnlich zeigte sich CHP-Führer Kılıçdaroğlu auf einem Iftar-Essen in Istanbul. Er trat für das Recht auf Kopftuch an Universitäten ein und verurteilte frühere antireligiöse Tendenzen in seiner Partei. (Foto: iha)
Der Oppositionsführer in der Großen Nationalversammlung, Kemal Kılıçdaroğlu (CHP, li), äußerte im Rahmen eines vergangener Woche von seiner Partei organisierten Iftar-Essens mit religiösen Führern und Journalisten in Istanbul, die Kopftuchproblematik hätte viel eher angegangen werden sollen. Auf diese Weise hätte verhindert werden können, dass Tausende Frauen vom Besuch einer Universität ferngehalten werden.
„Das Problem hätte schon vor Jahren gelöst werden können“, so Kılıçdaroğlu, „Frauen mit Kopftuch hätte es erlaubt werden müssen, die Universität zu besuchen. Warum sollten unsere verschleierten Frauen nicht an einer Universität studieren können?“ Die Türkei habe durch das Ignorieren dieses Problems viele Jahre verschenkt, bemerkte der Vorsitzende der Republikanischen Volkspartei.
Bis 2010 war es Frauen verboten, mit Kopftuch eine Universität zu betreten. Danach wurde das Verbot durch ein Rundschreiben des Rats für Höhere Bildung (YÖK) aufgehoben.
Nach dem Iftar übte Kılıçdaroğlu Selbstkritik hinsichtlich der Haltung seiner Partei zu Religion und zu religiösen Persönlichkeiten: „Über Jahre hatten wir einander als Feinde gesehen. Wir haben erst jetzt gerade begonnen, einander kennen zu lernen.“
Einer der religiösen Würdenträger, die am Iftar teilnahmen, Ahmet Berber, beschwerte sich, dass die CHP Fahrpreisermäßigungen für Schüler blockiere, die an Korankursen teilnehmen wollten. Kılıçdaroğlu sagte daraufhin zu, er würde sich des Themas annehmen und er denke, diese Schüler sollten die gleichen Vergünstigungen erhalten wie alle anderen Schüler auch.
Auch zum Thema „Alevitentum” wurde der CHP-Vorsitzende befragt. Er sagte, er fände es falsch, zwischen Sunniten und Aleviten zu unterscheiden. „Wir glauben an denselben Gott, denselben Propheten, dasselbe Buch und dieselben Familienmitglieder des Propheten. Ich finde eine Auseinanderdifferenzierung falsch. Wenn man genauer hinsieht, merkt man, dass zwischen alevitischen und sunnitischen Menschen kein Problem zu sehen ist“, so Kılıçdaroğlu.
