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Kultur/Religion

Archäologe: Islamisches und osmanisches Kulturerbe in Syrien zerstört

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Der syrische Archäologe Sabah Kasım, der sich jahrelang auf die Suche nach dem Kulturerbe in seinem Land machte, muss beobachten, wie historische Spuren der damaligen islamischen Gesellschaft und des Osmanischen Reiches zerstört werden.

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Ein syrischer Archäologe musste miterleben, wie 9 seiner Kinder sterben.
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Wie viele Tausende Flüchtlinge auch, lebt der Archäologe Sabah Kasım aufgrund des Bürgerkriegs in Syrien nun in der Türkei. Ursprünglich war er türkischer Staatsbürger, doch als in den 1950ern die türkisch-syrische Grenze neu gezogen wurde, blieb er in Amuda, im Nordosten Syriens. Vor zwei Jahren zog er nach Mardin, wo er Kunstwerke aus Stein herstellt, um seine Familie ernähren zu können. Als Archäologe jedoch kann er seine Trauer nicht darüber verbergen, dass nicht nur etliche Menschen im Laufe des Bürgerkrieges ums Leben kamen, sondern auch, dass bedeutende historische Spuren zerstört worden sind.

Seit ungefähr drei Jahrzehnten arbeitete Kasım an der Seite von europäischen Archäologen in verschiedenen Städten Syriens. Er berichtet davon, wie aussichtslos die Situation in Syrien derzeit sei: „Was wir in Syrien beobachten, ist ein sektiererischer Krieg. Historische Werke und Strukturen im ganzen Land sind zerstört worden. Die Umayyaden-Moschee und alle osmanischen Überreste in Aleppo sind abgerissen und zerstört worden. Fast 1000 Moscheen sind betroffen. Gräber, Museen, historische Marktplätze, Häuser… so viel ist in Ruinen verwandelt worden.“

In einer ehemaligen osmanischen Provinz in der Nähe von Damaskus gäbe es 120 türkische Überreste, so der Archäologe. Die 45-Meter hohe Minarette der Zekeriya-Moschee, ein Gebäude, das einst sogar auf der Liste des Weltkulturerbes der UNESCO stand, wurde ebenfalls zerstört. Syrische Armeekampfflugzeuge trafen ebenfalls die Omar-Moschee in Bosra. Mit anderen Worten könnte man sagen, dass nicht nur die Menschheit in Syrien von dem Terror betroffen ist, sondern auch viele Spuren des osmanischen und vorislamischen Kulturguts.

Kämpfen, um zu überleben

Tausende Familien mussten ihr Leben und ihre Berufe in Syrien aufgeben und sind in die Türkei geflohen. Kasım ist zwar traurig darüber, doch für ihn geht das Leben weiter. „Alle dieser tausend Familien müssen hart arbeiten, um überleben zu können. Ich bin auch einer von ihnen. Ich verdiene meinen Lebensunterhalt damit, Accessoires aus Stein für Touristen herzustellen.“

Kasım musste beobachten, wie neun seiner Kinder sterben mussten. Seine einzige überlebende Tochter studiert an der Damaskus-Universität. Er unterstützt sie mit Geld, das er durch den Verkauf seiner Werke verdient. Kasım sorgt sich sehr um sie. „Ich wollte, dass sie auch in die Türkei kommt. Doch sie möchte gerne in Damaskus studieren und Syrien keinesfalls aufgeben. Zu arbeiten ist keine Schande, doch Betteln ist es. Ich trage täglich schwere Last, doch das ist es mir wert, um meine Familie versorgen zu können.“

„Mörder und Opfer sind Muslime“

Der Archäologe ist der Meinung, dass die derzeitige Kriegsführung in Syrien mindestens ein Jahrzehnt anhalten wird. „Es gibt rund 56 verschiedene Gruppen in Syrien. Alle gehören verschiedenen Konfessionen an. Man weiß nicht einmal gegen wen oder warum sie kämpfen. So hat man also Assads Tyrannei auf der einen Seite und andererseits weitere Gruppen, die versuchen einander umzubringen, während sie „Allahu Akbar“ rufen. Diejenigen, die umgebracht werden, sind Muslime und diejenigen, die umbringen, sind ebenfalls Muslime. Hunderte und Tausende sind nun tot. Millionen Syrer sind auf der Flucht. Diejenigen, die Syrien an diesen Punkt gebracht haben, sollten sich schämen.“