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Politik

Verhandlungstisch in der Schweiz: Für welchen Preis hört die Zypern-Teilung auf?

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UN-Vermittler Espen Barth Eide geht in die neue Verhandlungsrunde zur Überwindung der Teilung Zyperns. «Die Teilnehmer haben beteuert, dass sie mit der Absicht kommen, alle ausstehenden Probleme zu lösen», sagte Eide am Dienstag in Genf (Schweiz). «Es wird aber hart, die Seiten sind in ihren Ausgangspunkten weit voneinander entfernt», sagte der norwegische Politiker.

UN-Vermittler Espen Barth Eide (c) dpa

Die Gespräche beginnen am Mittwoch im Schweizer Alpenort Crans Montana und sind bis 7. Juli geplant. Zum Auftakt sind neben den griechischen und türkischen Zyprioten auch die Außenminister der Garantiemächte Griechenland und Türkei sowie der Außenminister Großbritanniens als Vertreter der einstigen Kolonialmacht dabei. Die Außenminister wollten bis Ende der Woche bleiben, sagte Eide.

England sitzt 2017 als Kolonialmacht am Tisch

Was sich anhört wie ein schlechter Witz, ist in der Einigungsphase um die Lösung des Zypern-Problems Realität. Im Jahr 2017 kehrt das königliche England zu seinem alten Status der Kolonialmacht zurück. Auch wenn es eine eher protokollarische Angelegenheit ist, scheint es gewichtig zu sein, denn für eine Einigung sind die Engländer als ehemalige „Kolonialmacht“, heute wieder in selber Funktion mit am Tisch. Weder die EU, noch Griechenland, aber auch die Republik Türkei hat damit scheinbar keine größeren Probleme. Welche Rolle England tatsächlich spielt, ist in Anbetracht dieser merkwürdigen Konstellation wieder Gesprächsstoff für Hobby-Verschwörer. Aber in der heutigen Zivilisation ist diese Rolle schon ein wenig peinlich.

Warum ist Zypern überhaupt gespalten?

Zypern ist seit einem griechischen Putsch und einer türkischen Invasion 1974 geteilt. Im größeren griechischen Teil im Süden leben dreimal so viele Menschen wie im türkischen Teil im Norden. Die Seiten streben eine Föderation aus zwei Bundesstaaten an. Knackpunkt sind vor allem die 35 000 türkischen Soldaten im Norden. Die Türkei will sie nicht abziehen. Griechenland hat deutlich weniger Truppen im Süden. Athen argumentiert, dass in einem vereinten Zypern, einem EU-Mitglied, keine auswärtigen Truppen nötig sind. Großbritannien unterhält zudem zwei Militärstützpunkte auf Zypern. Beide Seiten verhandeln parallel unter anderem über Entschädigungen für Vertriebene, die genauen Grenzen zwischen den Bundesstaaten und die Modalitäten der Präsidentschaft.

Schweiz als Verhandlungsort bietet viel Raum für Spekulationen

Mit der Schweiz und den historischen, internationalen Vereinbarungen der Türkei, die in der Schweiz geschlossen wurden, verbinden viele Türken eher negative Gefühle. Dazu zählt auch die Vereinbarung von Lausanne, in der der Gründer der modernen Türkei Mustafa Kemal Atatürk einen Friedensvertrag mit teilweise umstrittenen Auflagen unterzeichnete. Als (Mit-)Verlierer eines Weltkrieges Vereinbarung und Verträge zu schließen, ist immer mit komplizierten Auflagen verbunden, doch das lassen viele Hobby-Verschwörer gerne unbedacht.

Zypern Einigung – Griechenland, EU, Türkei – Wo das Problem in der Gleichung liegt?

Einer der größten Rätsel ergeben die 35 000 türkischen Soldaten im Norden Zyperns. Die Türkei will sie eigentlich nicht abziehen. Auch im Falle einer Einigung nicht. Griechenland hingegen hat deutlich weniger Truppen im Süden. Athen argumentiert, dass in einem vereinten Zypern, einem EU-Mitglied, keine auswärtigen Truppen nötig sind. Aber auch die zum EU-Austritt motivierten Engländer unterhalten zwei Militärstützpunkte auf Zypern. In dieser Gleichung mit vielen Unbekannten stellt sich die Hauptfrage, was der berechtigte Einwand der Griechen verursachen könnte. Die beiden EU-Mitgliedstaaten Griechenland und Zypern könnten das türkische Militär im Falle einer Vereinigung aus Zypern verdrängen, oder eine deutlich untergeordnete Rolle zuweisen. In einer solchen Situation wäre Zypern weniger türkisch, als griechisch, bzw. europäisch. Die Türkei ist im Gegensatz nur EU-Beitrittskandidat und durch die angespannten Verhältnisse mit der EU auch weiter von einer Aufnahme entfernt, denn je zuvor.

 

dpa/dtj