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Kultur/Religion

Diyarbakır (21): Die schwarze Armida, Ulu Camii, St. Giragos Kirche, die Zehn-Augen-Brücke und vieles mehr

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Diyarbakır ist ein Ort mit viel Tradition. Neben den vielen Sehenswürdigkeiten interessieren sich Touristen aber vor allem für das Leben der Menschen. Die „Heimliche Hauptstadt der Kurden” hat viel zu bieten. (Foto: T. Muth)

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Diyarbakır ist eine Stadt mit Tradition. Neben den vielen Sehenswürdigkeiten interessieren sich Besucher aber vor allem für das kulturelle Leben der Menschen. In Diyarbakır wohnen größtenteils Kurden. Daher erhielt die Stadt auch die Bezeichnung „Heimliche Hauptstadt der Kurden”.

Die Menschen haben im Laufe der Zeit ihre eigenen Traditionen eingeführt. Die Dengbejs, kurdische Geschichtenerzähler, treffen sich jeden Tag und erzählen einander unter anderem alte Mythen, tragische Liebesgeschichten, Stammeskonflikte. Teilweise werden diese Geschichten auch gesungen. Diese Tradition ist in den Herzen der Menschen so tief verankert, dass sogar junge Männer diese Tradition übernahmen. Nachdem alle Leute ihre Läden geschlossen haben und sich auf den Weg nach Hause machen, treffen sich Jugendliche und verbinden diese kulturellen Texte mit europäischem Rockgesang. Sie verleihen der alten Tradition einen neuen Zauber…

Der stolzeste Bauer hat die dickste Wassermelone

Die Kreativität der Diyarbakırlıs wird nicht nur durch die Dengbejs deutlich. In der Stadt findet auch das, über die Stadtgrenzen hinaus berühmte Wassermelonenfestival, statt. Die Bauern werden für ihre 40 bis 65 kg wiegenden Wassermelonen ausgezeichnet. Um die Größe dieser Wassermelonen hervozuheben werden kleine Kinder in die ausgehüllten Wassermelonen gesetzt. In der Tat ein kreatives und lustiges Ereignis, das man unbedingt erlebt haben muss.

En büyük Diyarbakır karpuzu üreticileri ödüllendirildi

DTJ-ONLINE Leser, Ümithan Yağmur, war bereits in Diyarbakır gewesen: „Diese Stadt ist sehr sehr beeindruckend und schön. Man hat das Gefühl, dass diese Stadt dir etwas erzählen will, es aber nicht kann… Die Koexistenz der Religionen ist dort sehr gut gelungen. Aber auch unter den Muslimen selbst herrscht ein friedliches Zusammenleben.”

Die schwarze Armida

Das heutige Diyarbakır war im 9. Jh. v. Chr. Hauptstadt des Landes Bit Zamani, ein aramäischer Staat in der Gegend von Diyarbakır. Aufgrund der schwarzfarbenen Mauer, die im Jahr 394 errichtet wurde, nannte man die Stadt das schwarze Armida. Heute nennt man sie noch Kara Amid. 636 wurde der Ort von den Arabern erobert und sie übergaben ihn an den Stamm der Beni Bakr. Aus diesem Grund erhielt die Stadt ihren Namen Diyar-Bakir, was so viel, wie Land der Bakr, bedeutet. Nach verschiedenen Besitzern der Stadt, machten die Akkonyunlu-Turkmenen Diyarbakır zu ihrer Hauptstadt. 1507 wurde der Ort persisch und 1515 osmanisch.

DTJ-ONLINE Leser, Nihat Akkavak, schwärmt von der Stadt: „Diyarbakır soll eine wunderschöne Stadt mit eindrucksvoller Geschichte, historischer Architektur und ein Kreuzpunkt mehrere Kulturen sein. Die Ulu Camii in Diyarbakır ist ja sehr bekannt für seine wundervolle Architektur, die bis zu den Seldschuken reicht  und auch römische Spuren aufweist.” Neben der Ulu Camii stellen wir euch vier weitere Orte, vor, die ihr in Diyarbakır besuchen solltet.

Uli Camii, Zincirli Medresesi und Hasan Paşa Hanı

Die Ulu Camii, Große Moschee, zählt zu den ältesten und bedeutendsten Moscheen Ostanatoliens. 5000 Menschen können hier beten. Sie ist zudem bekannt dafür, die vier muslimischen Rechtsschulen unter einem Dach zu vereinen. Es wird überliefert, dass sie im 11./12. Jh. an der Stelle einer Kirche aus dem 5. Jh. im Stil der Omajadenmoschee von Damaskus erbaut, die später allerdings aufgrund eines großen Brandes, mehrfach restauriert und verändert wurde. In einem älteren Interview aus dem Jahr 2011 erklärt der Direktor der Diyarbakir-Stiftung Metin Evsen, dass die Ulu-Moschee ein sehr wichtiges Vorbild für die Türkei und die Welt bildet: „Vier verschiedene Imame der vier islamischen Rechtsschulen waren dort anwesend und jeder leitete das Gebet nach der   Rechtsschule, der er folgte. Sie beteten zur gleichen Zeit in unterschiedlichen Räumen der Moschee. Auch heute noch beten Hanafiten und Schafiiten zusammen in der Ulu Moschee.”

Hinter der Ulu Camii befindet sich das  Zincirli Medresesi aus dem 12. Jh. Die Zellen der Schüler gruppieren sich um den quadratischen Hof der Moschee. An der Ostseite besitzt sie eine Bogenhalle (Iwan). Früher war sie ein archäologisches Museum.

Gegenüber und nordöstlich der Ulu Camii liegt die Karawanserei Hasan Paşa Hanı. Die zweistöckige Anlage ist in Läden und Aufenthaltsräume unterteilt. Der Eingang ist mit kalligraphischen Verzierungen geschmückt. Es ist ein Ort mit historischer Architektur, das für ein wunderschönes Ambiente sorgt und an dem man besonders gut essen kann. Für das Frühstück sollen sie dort vor allem berühmt sein, das auf traditionelle Weise serviert wird.

Hasan Paşa Hanı, großartig für ein traditionelles Frühstück. (Foto: youtube)

Die Stadtmauer

Die aus dunklen Basalsteinen errichtete Stadtmauer ist über 5 km lang und umgibt den Bezirk Sur, die Altstadt von Diyarbakır. Sie gilt als eine der längsten erhaltenen Stadtmauern und ist 12 m hoch und über 5 m dick. Die Mauer ist fast vollständig erhalten, doch von den einstigen zwei gewaltigen Türmen sind nur noch Reste zu sehen. Das Tor ist mit Reliefs von Stieren, Vögeln und Löwen geschmückt. Die Haupttore sind das Mardin-Tor im Süden, das Urfa-Tor im Westen, das Dağ-Tor im Norden und das Yeni-Tor im Osten. Außerdem gehöre zu ihr weitere Nebentore, wie das Çift-Tor und Tek-Tor im Nordwesten, das Fatih-Tor und das Saray-Tor im Nordosten. Die Tore sind alle durch Hauptachsen miteinander verbunden.

Die armenische Kirche St. Giragos

Von dieser armenischen Kirche sind nicht mehr als Grundmauern übrig geblieben. Anhand der restlichen Spuren lässt sich aber erkennen, wie groß das Gotteshaus einst gewesen ist. Sie soll die größte Kirche Anatoliens gewesen sein. Obwohl die Ruine abgesperrt ist, findet man dennoch sehenswerte Elemente, wie die Handwerksstempel an den Gitterfenstern. Auffällig sind auch die beiden Reliefs im Mauerwerk über dem Kirchenportal.

Das auf hellerem Stein, zeigt Symbole und Schriftzüge, das andere ist aus dunklem Basaltstein und zeigt Tierfiguren. Das Loch über dem mittleren Bogen oberhalb des Hauptaltars hat die Form eines armenischen Kreuzes. Über das Baujahr der Girogis-Kirche streitet man sich. Man vermutet, dass sie zwischen dem 4. und 16. Jh. gebaut worden ist. Allerdings fiel sie mehrfachen Bränden zum Opfer und wurde stets wieder aufgebaut.

Während des Ersten Weltkrieges sollen sogar deutsche Offiziere ihr Hauptquartier in der Kirche gehabt haben. Obwohl die Armenische Gemeinde in den folgenden Jahren die Kirche mehrfach restauriert hat, sind 1988/89 die Böden und das Holzdach zusammengebrochen. Seitdem werden Sicherheitsmaßnahmen getroffen und sie wird teilweise abgesperrt. In Zukunft soll die Kirche zu einem Kulturzentrum umgebaut werden.

St. Giragos Diyarbakir (dha)

Im Herzen der Altstadt

Im Herzen der Altstadt, in einer Seitengasse, liegt das Geburtshaus des türkisch-kurdischen Dichters Cahit Sıdkı Tarancı. Es ist nur wenige Schritte von der Großen Moschee entfernt. Es zeigt die typische Altstadt-Architektur von Diyarbakır. Das Gebäudetrakt liegt um einen Innenhof herum und verfügt über einen separaten Trakt für Männer (Selamlık) und eine Bereich für Frauen (Haremlik). Die zweistöckigen Fassaden zum Innenhof bestehen aus schwarzem Basaltgestein, das kunstvoll mit weißen Steinen verziert ist. Das Cahit Sıdkı Taranci Museum ist hier in dem Gebäude untergebracht. Man sieht Exponate aus dem Leben des Dichters und dieser Zeit wider.

In Diyarbakır sind die extremen Gegesätze nicht zu übersehen. Während man einerseits graue, arme Vorstädte erblickt, so gibt es auf der anderen Seite auch große Einkaufszentren mit noblen Boutiquen und modernen Supermärkten. Diyarbakır ist eine Stadt, die aufgrund ihrer Kultur, Geschichte und Architektur den Besuchern viel zu bieten hat. Trotzalledem ist die extreme Armut dieser Stadt nicht zu übersehen.

Dennoch reisen Menschen gern nach Diyarbakır, um ihre kulturelle und historische Seite ganz nah zu erleben. „In den Gassen der Altstadt fällt einem auf, dass da trotz extremer Hitze immer kalter Wind weht. Die Buherren haben die Gassen absichtlich so berechnet und erbaut, damit der Wind durchläuft. Einfach nur Genial!”, findet Ümithan Yağmur. Gut essen könne man hingegen im Dağkapı Ciğercisi. “Eine sehr historische, aber auch leckere Location für Essen am Grill.”

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Tigris-Brücke

Drei Kilometer südlich der Altstadt ist eine Brücke aus behauenem Basaltstein über dem Tigris zu entdecken. Von der Bevölkerung wird sie „Zehn-Augen-Brücke” genannt. Sie hat zehn Bogen mit unterschiedlicher Weite. 1065 wurde sie von Übeydoğlu Yusuf während der Merwanid-Dynastie erbaut. Ziegen und Schafe grasen an den Ufern der Tigris. Die Brücke hat eine besondere Bedeutung für die Menschen: Jedes Jahr zum Opferfest werfen die Menschen ihre Wunschzettel in den Fluss.