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Sport

Galatasaray im Kopf, die Türkei im Herzen

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Das Kapitel Abdullah Avcı ist geschlossen. Der türkische Fußballverband beendete das Missverständnis nach nur 21 Monaten und nahm das Rücktrittsgesuch Avcıs an. Nun soll ein alter Bekannter das Team noch zur WM führen. (Foto: zaman)

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Fatih Terim übernimmt zum dritten Mal die türkische Fußball-Nationalmannschaft.
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In der Türkei hat die Fußball-Nationalmannschaft den Glanz früherer Tage verloren. Die letzten beiden Großturniere verfolgte das Land vor dem Bildschirm. Nachdem Fatih Terim die Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika verpasste, hatte der türkische Fußballverband TFF erstmals seit langem wieder einen Ausländer auf den Nationaltrainerposten berufen. Doch auch der sonst so erfolgreiche Weltenbummler Guus Huddink scheiterte, in der Relegation für die Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine scheiterten die Türken klar an Kroatien.

So trennten sich auch mit dem Holländer schnell die Wege. Abdullah Avcı, der Istanbul BB in die Süper Lig führte und hier über Jahre hinweg recht erfolgreich war, konnte für das Amt des Nationaltrainers gewonnen werden. Avcı, der unter anderem auch einen Generationenwechsel im Nationalteam anstrebte, gab sogar den Gruppensieg in der WM-Qualifikationsgruppe mit Holland, Rumänien, Ungarn, Estland und Andorra und somit das direkte WM-Ticket als Ziel an.

Doch Avcı wurde schnell von der Realität eingeholt. Für die WM-Teilnahme am Zuckerhut braucht die Türkei mittlerweile ein Fußballwunder. Bei verbleibenden vier Spielen beträgt der Abstand auf den Relegationsplatz ganze vier Punkte. Der türkische Fußballverband und Avcı lösten den Vertrag nach dem enttäuschenden Testspiel gegen Ghana (2:2) im gegenseitigen Einvernehmen auf. Schnell war sich die Verbandsspitze bewusst, dass es in Fatih Terim nur einen potenziellen Kandidaten gab, der die angeschlagene Nationalmannschaft wieder auf Vordermann bringen kann.

Der „Imperator“ soll die Misserfolge der letzten fünf Jahre vergessen machen

Der 59-jährige Meistermacher von Galatasaray Istanbul bestand jedoch darauf, dass sich die TFF mit seinem aktuellen Arbeitgeber einigt, der seinem Trainer ein paralleles Engagement als Nationalcoach bis zum Saisonende in Aussicht stellte. Danach müsse sich die TFF mit einem anderen Trainer einigen, hieß es von Seiten von Galatasaray. Terim, der von den Fans als „Imparator“ betitelt wird, willigte ein und unterzeichnete einen Vertrag bis Mai 2014. Der Cheftrainer des türkischen Meisters scheut sich nicht vor dieser Herausforderung und ist sich der Verantwortung und das in ihn gesetzte Vertrauen bewusst. „Niemand soll daran zweifeln, dass ich mit Ernsthaftigkeit und Disziplin die neue Aufgabe angehen werde“, zeigte Terim sofort an, worauf er in den kommenden Wochen Wert legen wird.

Der Großteil der Galatasaray-Anhänger ist nicht gut auf Terims neue Doppelfunktion anzusprechen und befürchtet dadurch Nachteile für ihren Herzensverein im Titelrennen. „Galatasaray ist meine Familie“, versuchte Terim die Fans zu beschwichtigen, „doch die Nationalmannschaft ist eine Herzensangelegenheit. Da kann man nicht so einfach ’nein‘ sagen.“ Terim, der seine Tätigkeit als türkischer Nationaltrainer unentgeltlich ausüben wird, wird versuchen, den Spagat zwischen Süper Lig und WM-Qualifikation zu meistern. Zumindest erhofft sich die TFF, dass man mit Terim wieder das Land für die eigene Nationalmannschaft begeistern kann, um zumindest Testspielen vor leeren Rängen wie beispielsweise gegen Ghana entgegenzuwirken.

Auf Terim kommen intensive Wochen zu

An diesem Wochenende gilt die Konzentration Terims noch voll den „Löwen“, die am Sonntagabend auf Bursaspor und seinen neuen Trainer Christoph Daum treffen. Doch schon am 6. September wird der „Imperator“ mit der Nationalmannschaft gegen Andorra gefordert sein. Das Spiel gegen den Underdog wird sicherlich kein Gradmesser sein. Mit einem klaren Sieg im Rücken könnten die entscheidenden Spiele in Rumänien (10.9.) und gegen die Niederlande (15.10.) allerdings mit einem gewissen Selbstvertrauen angegangen werden. Nebenbei sollte noch erwähnt werden, dass im September auch die Champions-League-Gruppenspiele beginnen – auf Terim kommen also arbeitsreiche Wochen zu.

Sein Vertrag mit der Nationalmannschaft gilt vorerst bis Mai. Das Spiel gegen die Holländer wird das letzte WM-Quali-Spiel sein. Sowohl der Verband als auch Terim rechnen sich also noch Chancen für die Weltmeisterschaft aus. Schafft es der Coach, das WM-Ticket noch zu lösen, wird es wohl sein größter Erfolg nach dem UEFA-Cup-Sieg von 2000 sein. Scheitert er, wird er keinen großen Schaden nehmen. Das war es wohl, was ihn letztlich dazu bewegte, die Herausforderung anzunehmen.