Politik
Giousouf erste CDU-Bundestagsabgeordnete mit Migrationshintergrund?
Die CDU in NRW setzt sich einmal mehr als treibende Kraft einer Öffnung der Partei für Menschen mit Migrationshintergrund in Szene. Die 34-jährige Cemile Giousouf wird mit hoher Wahrscheinlichkeit in den Bundestag einziehen. (Foto: zaman)
Es war kein normaler Abend für sie. Cemile Giousouf (m.) begab sich am Donnerstagabend nach Hagen, um zu zeigen, dass sich das politische Klima innerhalb der CDU gewandelt hat. Die junge Deutsche, deren Eltern zur türkischen Minderheit in Westthrakien zählen und als Gastarbeiter aus Griechenland nach Deutschland eingewandert waren, soll nämlich die erste Bundestagsabgeordnete der CDU mit Migrationshintergrund werden.
Die CDU hat in den letzten Jahren wichtige Schritte in der Integrationspolitik auf den Weg gebracht und ist für immer mehr Zuwanderer zur Wahloption geworden. Gleichwohl fehlen noch immer Mandatsträger in den entscheidenden Posten.
Schon 2002 hatte sich der Vorsitzende des Deutsch-Türkischen Forums der CDU, Bülent Arslan (1. v. r), mit Unterstützung von Jürgen Rüttgers den Versuch gestartet, als Direktkandidat in Hagen aufstellen zu lassen. Nachdem er feststellen musste, dass er dort unerwünscht war, musste er seine Kandidatur zurückziehen.
Knapp elf Jahre später sieht die Lage anders aus. Auf der Mitgliederversammlung der CDU Hagen und Ennepe- Ruhr-Kreis wurde der Kandidat für die Bundestagswahlen im September gewählt. Vorgeschlagen vom als „Türken-Armin“ bekannten Landesvorsitzenden Armin Laschet (2. v. l.) trat Cemile Giousouf bei der Mitgliederversammlung gegen Werner Reinhard an. Dabei schaffte es die Aachenerin, 53 der 81 Stimmen auf sich zu vereinen und wurde damit zur Bundestagskandidatin dieses Wahlkreises gewählt.
Dank an die Elterngeneration
Das klare Ergebnis überraschte auch Giousouf: „Ich bin sehr erleichtert. Das zeigt, dass die Hagenerinnen und Hagener hinter mir stehen. Ich habe nicht damit gerechnet, dass es ein so gutes Ergebnis wird. Das ist einfach klasse“, sagte sie dem DTJ. Die 34-Jährige arbeitet als Referentin im NRW-Integrationsministerium. Auch die Verbundenheit mit ihrer Familie kommt in ihrer Freude zum Ausdruck: „Auch für meine Eltern ist der heutige Abend wichtig. Ich bin die Tochter einer Arbeiterfamilie. Meine Eltern sind vor 40 Jahren aus Thrakien nach Deutschland gezogen. Meine Leistungen und Erfolge innerhalb der CDU machen auch meine Eltern glücklich. Meine Erfolge entstammen ihren Anstrengungen. Dass ich heute hier als Bundestagskandidatin stehe, habe ich ihnen zu verdanken.“ Sie möchte ein Vorbild für junge Migranten sein: „Die Mütter und Väter haben in diesem Land jahrelang große Leistungen erbracht, damit ihre Kinder erfolgreich werden. Ich hoffe, dass ich ein Vorbild für die jüngere Generation sein kann.“
Bülent Arslan, der heute Vorsitzender des Deutsch-Türkischen Forums (DTF) der CDU-Nordrhein-Westfalen ist, teilte Giousoufs Freude: „Cemile Giousouf würde als junge Frau mit Zuwanderungsgeschichte die Lücke der Unionsfraktion schließen. Deshalb unterstützen wir Ihre Kandidatur und wünschen Ihr und den CDU-Verbänden Hagen, Ennepetal, Gevelsberg, Breckerfeld und Schwelm im September viel Erfolg.“
Giousoufs Gegenkandidat bei der Wahl ist Rene Röspel von der SPD. Auch wenn die 34-Jährige, die im Ministerium für Arbeit, Soziales und Integration in Düsseldorf arbeitet, bei den Erststimmen kaum eine Chance gegen Röspel haben sollte, der immerhin seit 1998 ununterbrochen das Direktmandat innehat und zuletzt mit 43% immer noch zehn Punkte vor seinem CDU-Kontrahenten lag, dürfte ihr Bundestagseinzug über die Landesliste sicher sein, heißt es. Falls Giousouf den Einzug in den Bundestag schafft, wäre sie die erste Bundestagsabgeordnete der CDU mit Migrationshintergrund.