Connect with us

Kultur/Religion

Hagia Sophia: Erste Koranrezitation seit 85 Jahren

Spread the love

Der Mufti von Ankara, Mefail Hızlı, erwartet nach den umstrittenen Papst-Äußerungen zu den Ereignissen von 1915 nun Folgen mit Blick auf die Hagia Sophia. Diese könnte nun schneller als geplant zu einer Moschee rückgewidmet werden.

Published

on

Hagia Sophia
Spread the love

Der Mufti von Ankara, Mefail Hızlı, erwartet, dass sich die Verwendung des Begriffes „Genozid“ im Zusammenhang mit den Ereignissen von 1915 auf das weitere Schicksal der Hagia Sophia auswirken und eine Beschleunigung des Umwidmungsprozesses in eine Moschee herbeiführen werde.

„Um ehrlich zu sein, denke ich, dass die Bemerkungen des Papstes den Prozess der Öffnung der Hagia Sophia für muslimische Gebete nur beschleunigen werden“, äußerte Hızlı in einer Stellungnahme vom 15. April.

Hızlı zufolge habe die Äußerung des Papstes „die moderne Farbgebung der Kreuzzüge reflektiert, die in diesen Ländern über Jahrhunderte hinweg durchgeführt wurden“. Diese Erfahrungen hätten einen gewissen Standard für die muslimische Welt geschaffen, der viele Feinde, sowohl im Inneren als auch von außerhalb der Grenzen, bedeutet und sie mit zahlreichen Angriffen konfrontiert hätte, die auf unterschiedliche Weise vonstattengegangen wären.

„Die Äußerung des spirituellen Führers der katholischen Welt, wonach Armenier einem Genozid unterworfen worden wären, ist äußerst spektakulär“, erklärte Hızlı und sprach von einer „überhasteten“ Äußerung, die in den Tätigkeitsbereich der Historiker eingreife.

Hızlı ging nicht näher auf den Zusammenhang zwischen Papst Franziskus, dem religiösen Führer der Katholiken in der Welt, und der Hagia Sophia ein, die bis zur türkischen Eroberung Konstantinopels im Jahre 1453 als griechisch-orthodoxe Basilika diente.

Armenien behauptet, es habe einen Genozid an den osmanischen Armeniern gegeben und von diesen seien 1,5 Millionen ermordet worden. Dieser habe im Jahre 1915 begonnen. Die Türkei bestreitet, dass es sich um einen Genozid gehandelt habe. Die von Armenien behauptete Opferzahl sei überhöht und die Todesopfer der Jahre 1915 und 1916 seien auf generelle Unruhen im Umfeld des Ersten Weltkrieges zurückzuführen.

Hagia Sophia fungiert seit 1931 als Museum

Hızlı erinnerte daran, dass alle Seiten, nicht nur Armenier, vor 100 Jahren in Anatolien gelitten hätten und rief anlässlich der Woche des Prophetengeburtstages 2015, im Zuge derer die Geburt des Propheten Mohammed gefeiert wurde, deren Motto zurück ins Gedächtnis, das lautete „Der Prophet und die Moral der Koexistenz“.

Die Hagia Sophia war erstmals im Jahre 360 als orthodoxe Patriarchal-Basilika geweiht worden. Bis 1453 diente sie dem Griechischen Patriarchat als Kathedrale von Konstantinopel. Nach der Einnahme der Stadt durch die Osmanen wurde sie in eine Moschee umgewandelt und blieb als solche bis 1931 in Gebrauch. Danach blieb sie für vier Jahre geschlossen und wurde von der jungen türkischen Republik in ein Museum umgewandelt.

Der Status der Hagia Sophia kam in den letzten Jahren immer mehr auf den Prüfstand. Eine Reihe von Kampagnen fanden statt, um diese Muslimen wieder als Gebetsstätte zugänglich zu machen, was von Kritikern als respektlos angesichts der Vergangenheit des Gebäudes als Kirche betrachtet wurde.

Bülent Arınç deutete 2013 Umwidmung an

Im November 2013 gab der stellvertretende Premierminister Bülent Arınç seiner Hoffnung Ausdruck, dass die Hagia Sophia schon bald wieder als Gebetsstätte zur Verfügung stehen könnte, und verwendete bereits den Begriff „Hagia Sophia Moschee“, während er mit Reportern sprach.

„Im Moment stehen wir neben der Hagia Sophia Moschee“, äußerte Arınç damals während der Eröffnung eines neuen Teppichmuseums im Umfeld des monumentalen Gebäudes, „… und wir sehen auf eine traurige Hagia Sophia, aber wir werden sie hoffentlich bald wieder lächeln sehen.“

Erste Koranrezitation seit 85 Jahren

Am 10. April rezitierte erstmals seit 85 Jahren wieder ein Imam den Koran in der Hagia Sophia. Die Rezitation fand im Rahmen einer Zeremonie innerhalb der Hagia Sophia statt, die aus Anlass der Heiligen Geburtswoche 2015 zu Ehren des Propheten Mohammed stattgefunden hatte und eine neue Ausstellung mit dem Titel „Die Liebe des Propheten“ eröffnete.

Sie wurde gelesen von Ali Tel, den Imam der Ahmet Hamdi Akseki Moschee in Ankara. An der Zeremonie nahmen hohe Würdenträger der türkischen Politik und Gesellschaft teil, darunter auch der Präsident des Staatlichen Direktorats für Religiöse Affären (Diyanet), Mehmet Görmez.