Connect with us

Politik

Karamba Diaby schreibt Geschichte

Spread the love

Zum ersten Mal wird es afrodeutsche Abgeordnete im Deutschen Bundestag geben. Neben dem bekannten Filmschauspieler Charles M. Huber wird aus Ostdeutschland Karamba Diaby vertreten sein. Wir stellen den Hallenser Kleingartenspezialisten vor. (Foto: reuters)

Published

on

Karamba Diaby (spd) läuft am 18. August 2013 am Reichstag in Berlin vorbei.
Spread the love

Karamba Diaby ist der erste gebürtige Afrikaner, der in den Deutschen Bundestag einzieht. Diaby lebt seit fast 30 Jahren in Deutschland und kam einst mit einem DDR-Stipendium nach Halle an der Saale. Seit zwölf Jahren besitzt er die deutsche Staatsbürgerschaft. Der Mann, für den sich gerade die ganze Welt zu interessieren scheint, ist selbst vor allem an Kleingärten interessiert.

Diaby ist ein echter Neuling und ein Quereinsteiger dazu. Sein Einstieg in die Politik gerät zur Blitzkarriere. Erst 2008 trat er in die SPD ein. Bereits 2009 wurde er in den Stadtrat von Halle an der Saale gewählt. Nun sitzt er im Deutschen Bundestag in Berlin. Die Aufmerksamkeit der Medien ist groß. Selbst die New York Times widmete ihm einen großen Artikel.

Schrebergartenpolitiker aus dem Osten

Der Politiker, für den sich die ganze Welt zu interessieren scheint, ist selbst vor allem an Schrebergärten interessiert. Seine Doktorarbeit trägt den Titel: „Schadstoffbelastung hallescher Kleingartenanlagen.“ Zu Beginn der 1990er-Jahre wollten Investoren die Kleingartenanlagen in Halle zu einem Baugebiet umfunktionieren. Davon gibt es in Halle viele. Auf 100 Einwohner der Stadt kommen statistisch gesehen fünfeinhalb Parzellen. Viel Platz für den Bauboom nach dem Mauerfall.

Diaby konnte beweisen, dass Obst und Gemüse nicht wegen der vermeidbarerweise vergifteten Böden ungenießbar seien. Die Kleingartenanlagen durften bleiben. Seitdem setzt sich Diaby für das deutscheste aller Kulturgüter ein. Für den späteren SPD-Politiker war diese Zeit ein einschneidendes Erlebnis. Er kam mit den Menschen in den Parzellen ins Gespräch. Während er Bodenproben zog, entwickelten sich Freundschaften und Kontakte. Seither wird Diaby etwas ironisch „kleingartenpolitischer Sprecher von Halle“ genannt.

Aufregung um Hautfarbe

Diaby kann die aktuelle Aufregung um seine Person nicht ganz verstehen. Selbstverständlich weiß er, dass er diese Aufmerksamkeit seiner Hautfarbe zu verdanken hat. Dabei will er gar nicht gewählt werden, weil er farbig ist. Und schon gar nicht will er sich festlegen lassen auf Themen wie Integration und Migration. Es gehe um viel mehr, sagt Diaby, flächendeckenden Mindestlohn, Renten, Bildung. Diaby, der sich vor allem als „ostdeutschen Politiker“ bezeichnet, ist bereits Profi.

1961 kam er im Senegal zur Welt und ging mit 24 Jahren als Student in die DDR. Seit zwölf Jahren besitzt er die deutsche Staatsbürgerschaft. Längst gibt es Abgeordnete mit türkischen, indischen, iranischen Wurzeln. FDP-Chef und Noch-Vizekanzler Philipp Rösler stammt aus Vietnam. Trotzdem erscheint Diabys Kandidatur als sehr bemerkenswert. „Ich will nicht dafür berühmt sein, dass ich schwarz bin“, sagt Diaby. Er will, dass Hautfarbe egal ist. Selbstverständlich ist ein farbiger Politiker aus den neuen Bundesländern allerdings noch nicht.

Neue Heimat Ostdeutschland

Diabys neue Heimat ist Halle an der Saale. In der Stadt hat er sich seit seinem Studium in Projekten für Bildung und Integration engagiert. Als gelungenes Beispiel für Integration wird Diaby oft bezeichnet. Das Thema sei ihm wichtig, aber politisch möchte er mit anderen Inhalten wahrgenommen werden. Auch im Bundestag will er keinesfalls als Integrationsfachmann arbeiten.

Fremdenfeindlichkeit habe er nur einmal, zu Beginn seines Studiums in Deutschland, erlebt. Zwei Jugendliche wollten ihn verprügeln. Er konnte gerade noch davonlaufen. An seiner Haltung zu seiner neuen Heimat habe dies nichts geändert. „Heimat ist dort, wo ich mich wohlfühle. Und das ist Halle“, sagt Diaby. In Zukunft will er von Berlin aus über das Schicksal seiner neuen Heimat mitbestimmen. Insbesondere der Mindestlohn sei ihm wichtig. „Ich komme aus dem Osten, da arbeiten viele für weniger als 8,50 Euro.“