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Gesellschaft

„Juden haben keine Ahnung vom Islam. Muslime haben keine Ahnung vom Judentum“

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In Berlin kommen am 17. August 140 Teilnehmer zur 6. Muslim Jewish Conference zusammen. Ziel der Konferenz ist es, religiöse und kulturelle Grenzen abzubauen sowie Netzwerke von jungen Menschen muslimischen und jüdischen Glaubens zu schaffen.

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Teilnehmer der Muslim Jewish Conference (MJC)
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Am 17. August wird mit einer Zeremonie im Außenministerium die 6. Muslim Jewish Conference (MJC) eröffnet. Die seit 2009 jährlich stattfindende Konferenz wird dieses Jahr zum ersten Mal in der deutschen Hauptstadt abgehalten. Sie findet in Form eines einwöchigen Get-Together statt, welches das Wiener Organisationskomitee der Konferenz auf die Beine gestellt hat. Ziel soll es sein, dass die 140 Teilnehmer aus 40 Ländern zusammenkommen und einen interkulturellen Dialog über die Auflösung von Vorurteilen und Rassismus führen, um so mittelfristig dauerhafte Partnerschaften über nationale und religiöse Grenzen hinweg aufzubauen.

Inhaltliche Schwerpunkte werden dementsprechend relevante Themen für interkulturelle Beziehungen wie Antisemitismus, antimuslimischer Rassismus, Gender und Religion, Konflikttransformation und Leben als Minderheit sein. Eine Reihe jüdischer und muslimischer Gastredner wird das Programm abrunden.

Höhepunkte der Konferenz werden neben der Eröffnungszeremonie im Außenministerium ein Empfang im Berliner Rathaus sowie eine Diskussionsveranstaltung mit den Sonderbeauftragten des amerikanischen Außenministeriums Ira Forman und Sharik Zafaar sein. Die Diskussion steht unter dem Titel „Engaging Jewish and Muslim communities worldwide for a better future: combining governmental and civil society perspectives“ und ebenfalls im Außenministerium stattfinden.

MJC hat bereits internationale jüdisch-muslimische Projekte angeregt

Die MJC hat in den letzten Jahren ein weltweites Netzwerk aus jungen Menschen jüdischen und muslimischen Glaubens aufgebaut, aus dem bereits einige lokale und internationale Initiativen sowie Projekte hervorgegangen sind. So entstand ein Film über Muslime, die Juden vor Pogromen geschützt haben oder Internetplattformen, die sich an Juden und Muslime richten, welche die Absicht haben, Kontakte zu knüpfen und sich auszutauschen. So entstehen momentan beispielsweise ein muslimisch-jüdischer Kalender und ein muslimisch-jüdischer Kunstverein.

In einem Interview mit der Jüdischen Allgemeinen hat sich Ilja Sichrovsky, Mitbegründer der MJC, zu der Zielgruppe der Konferenz geäußert. Im Gegensatz zum muslimisch-christlichen Dialog, der sich meist auf theologische Themen beziehe, sei die MJC sowohl an religiöse als auch an säkulare Teilnehmer gerichtet. Wichtiger sei es, dass es sich um junge Menschen handle, um „den Kontakt zwischen den Staaten und Kulturen nicht den Herren [zu] überlassen, die die Welt regieren.“

Dabei sollen nicht nur Vorurteile abgebaut, sondern auch gegenseitig Wissen über die jeweils andere Religion vermittelt werden. „Meist merken wir dann sehr schnell, dass sich fast alles, was wir über die andere Gruppe zu wissen glauben, als falsch erweist. Juden haben keine Ahnung vom Islam und den Muslimen. Muslime haben keine Ahnung vom Judentum und den Juden“, so Sichrovsky zu der Zeitung aus Berlin.

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