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Politik

Russland, Iran und Türkei beraten über Syrien

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Nach dem Fall von Aleppo treffen sich die Außenminister Russland, des Irans und der Türkei am Dienstag in Moskau, um über die Zukunft des kriegserschütterten Syrien zu beraten. Die Verhandlungen werden vom Attentat in Ankara belastet, bei dem ein türkischer Polizist den russischen Botschafter erschoss.

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von Carolina Drüten

Zum ersten Mal kommen Russland, der Iran und die Türkei in diesem Format zusammen, um über den Syrienkonflikt zu verhandeln. Sowohl die Außen- als auch die Verteidigungsminister werden dabei aufeinandertreffen. Erst vor wenigen Tagen war Aleppo gefallen, die Regierungstruppen des Präsidenten Baschar al-Assads hatten die Kontrolle über die strategisch wichtige Stadt in Syrien zurückgewonnen. Konkret geht es bei dem Drei-Länder-Treffen um einen Lösungsansatz für das stark zerstörte Aleppo.

Russischer Botschafter am Vortag in Ankara erschossen

Die Verhandlungen stehen im Nachklang des am Montag verübten Attentats auf den russischen Botschafter in Ankara, Andrej Karlow. Ein türkischer Polizist, der zu diesem Zeitpunkt nicht im Dienst war, hatte ihn im Rahmen einer Fotoausstellung niedergeschossen, als Karlow gerade eine Rede hielt. Auf Türkisch rief der Angreifer „Vergesst nicht Syrien“ und „Vergesst nicht Aleppo“. Der Botschafter erlag seinen Verletzungen. Türkische Sicherheitskräfte stürmten kurz darauf das Gebäude und töteten den 22-jährigen Schützen.

Das Verhältnis Russlands und der Türkei war in den letzten Monaten durch Spannungen geprägt gewesen, nachdem die Türkei im November 2015 ein russisches Kampfflugzeug an der syrischen Grenze abgeschossen hatte. Die Präsidenten beider Länder, Vladimir Putin und Recep Tayyip Erdoğan, hatten sich aber wieder angenähert. Das Treffen in Moskau findet daher trotz des Ankara-Attentats wie geplant statt. Beide Seiten waren bemüht, es nicht zu einer weiteren Eskalation kommen zu lassen. Der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu erklärte nach seiner Beileidsbekundung an die russische Seite, dass die Straße in Ankara, in der sich die russische Botschaft befindet, nach dem erschossenen Botschafter umbenannt werde. Man werde die Erinnerung an ihn wach halten.

Die Minister legten vor Beginn der Gespräche zum Gedenken an Karlow Blumen nieder und trugen sich in ein Kondolenzbuch ein.

Wer will was in Syrien?

Russland, der Iran und die Türkei sind von den ausländischen Parteien, gemessen an der Truppengröße, am stärksten in den Syrienkrieg verwickelt. Während Russland und Iran jedoch Assad unterstützen, kämpft die Türkei entschieden dafür, den syrischen Präsidenten abzusetzen. Sie hatte sich dafür bereits mit Rebellengruppen verbündet. Seit dem Erstarken des kurdischen Unabhängigkeitsbestrebens im Norden Syriens jedoch scheint die Türkei sich zumindest vorläufig damit abzufinden, dass Assad zunächst an der Macht bleibt, wenn Ankara dafür frei in der Kurdenfrage verfügen kann.

Moskau und Teheran dagegen sehen in Assad einen wichtigen Verbündeten in der arabischen Welt. Beide Regierungen sind daran interessiert, ihren Einfluss in der Region zu verstärken.

Der Kampf um Aleppo hatte Tausende Menschen das Leben gekostet, Zehntausende wurden verletzt. Die Evakuierung der syrischen Großstadt wurde nach dem Sieg der Regierungstruppen immer wieder unterbrochen worden. Beobachter sprechen von einer humanitären Katastrophe. Die Türkei baut eine Zeltstadt, um den flüchtenden Menschen aus Aleppo zu helfen.