Connect with us

Politik

Russland weigert sich, in Syrien von einem „Bürgerkrieg“ zu sprechen

Spread the love

Interne Zerstrittenheit und bröckelnder internationaler Rückhalt machen der syrischen Opposition immer mehr zu schaffen. Nicht nur Assads Armee kann Gebiete zurückerobern, auch terroristische Gruppen wie Al-Nusra wittern Morgenluft. (Foto: dpa)

Published

on

Russland weigert sich, in Syrien von einem „Bürgerkrieg“ zu sprechen
Spread the love

Die Syrische Nationale Koalition hat den von Saudi-Arabien unterstützten sunnitischen Stammesführer Ahmed Assi al-Dscharba zu ihrem neuen Vorsitzenden gewählt, schreibt die Zeitung „Kommersant“ am Montag.

Al-Dscharba setzte sich bei der Abstimmung in Istanbul gegen den von Katar unterstützten Kandidaten Mustafa al-Sabbagh durch. Laut Experten zeigt das Abstimmungsergebnis, dass sich der geopolitische Machtkampf am Persischen Golf zugespitzt hat.

Nach dem Rücktritt von Ahmed Moas al-Chatib im Mai war die Nationale Koalition führungslos. Als ein Grund für seinen Rücktritt galt ein Konflikt zwischen Vertretern der Muslimbrüder und anderer von Katar finanzierten Gruppen.

Doch weder die westlichen Länder noch Saudi-Arabien sind daran interessiert, dass die Muslimbrüder erstarken. Al-Dscharba ist ein Stammesführer aus der Provinz al-Hasaka im Nordosten Syriens und verwandt mit einer Ehefrau des saudi-arabischen Königs Abdullah.

Die Abstimmung spaltete die syrische Opposition. Al-Dscharba kam nur auf nur 55 der 114 Stimmen.

Ob der neue Chef der Nationalen Koalition von den anderen syrischen Oppositionsgruppen ernst genommen wird, bleibt abzuwarten. Die syrische Opposition erlebt schwere Zeiten. Die Regierungstruppen haben im Bürgerkrieg das Heft des Handelns übernommen. Mit jedem weiteren Sieg Assads verschlechtert sich die Verhandlungsposition der Nationalen Koalition bei künftigen Friedensgesprächen.

Friedenskonferenz droht zu platzen

Auch unter den syrischen Oppositionellen ist die Nationale Koalition ins Hintertreffen geraten. Die mit der Al-Qaida verbündete Gruppierung Jabhat al-Nusra ist militärisch stärker. Sie hängt weder von Saudi-Arabien noch von Katar oder vom Westen ab. Sie betrachtet die Vertreter der Nationalen Koalition nicht als legitime Repräsentanten des syrischen Volkes.

Die syrische Opposition wird nicht an einer Friedenskonferenz in Genf teilnehmen, bis die Regimegegner die erforderliche militärische Stärke erlangt haben. Das teilte Ahmad Jarba, der am Samstag gewählte neue Chef der Nationalen Koalition der Oppositions- und Revolutionskräfte, am Montag in einem Reuters-Interview mit.

Nach seinen Angaben erwartet die Opposition schon bald Lieferungen moderner Waffen aus Saudi-Arabien.

Inzwischen hat sich Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu gegen die Bezeichnung des Syrien-Konflikts als „Bürgerkrieg“ gewandt. „Es ist eher ein Kampf gegen die Kräfte, die zwischen diversen Konflikten innerhalb verschiedener Staaten herumpendeln“, sagte Schoigu am Freitag zum Auftakt der Verhandlungen mit der schwedischen Militärdelegation unter Leitung der Verteidigungsministerin Karin Enström.

Der Konflikt zwischen den Regierungskräften und der bewaffneten Opposition dauert in Syrien seit März 2011 an. UN-Angaben zufolge sind inzwischen mindestens 93 000 Menschen ums Leben gekommen.

Opposition zwischen Regierungsarmee und Terroristen aufgerieben

Während die syrische Opposition durch Zerstrittenheit und ein Abbröckeln der internationalen Solidarität – auch als Nebeneffekt spektakulärer Berichte über Gräueltaten vagabundierender Al-Nusra-Einheiten – an Rückhalt verliert, setzen Assads Regierungstruppen militärisch zu einer Offensive an, die sich zunehmend bezahlt macht.

Die syrische Regierungsarmee hat jetzt einen größeren Stützpunkt der bewaffneten Opposition in der Industriezone Kabun in der Nähe von Damaskus zerschlagen.

Wie die Nachrichtenagentur Sana meldet, hatten die Regimegegner von dort aus über längere Zeit die Hauptstadt bedroht und die nach Homs führende Fernstraße vor Damaskus unter Beschuss genommen.

In Kabun waren große Waffenvorräte angehäuft, die unterirdisch in die Wohnviertel Berzi und Dschubar am Stadtrand von Damaskus sowie in andere Vororte gebracht werden konnten.

Laut Militärquellen waren die meisten Kämpfer, die bei der Operation in Kabun getötet wurden, keine Syrer. Viele von ihnen gehörten zur extremistischen Organisation Jabhat al Nusra.

Erbitterte Kämpfe sind weiterhin in der Stadt Homs, 165 Kilometer nördlich von Damaskus, im Gange, wo die Reste der Regimegegner in der Altstadt und in sunnitischen Vierteln eingekesselt sind. Zwei Drittel der Rebellenhochburg Khaldiyeh im Norden der Stadt sollen mittlerweile zerstört, beschädigt oder unbewohnbar sein.

In Aleppo haben die Regierungstruppen Gegenangriffe der Opposition westlich von der Stadt zurückgeschlagen. Den Regimegegnern gelang es dennoch, die Versorgungswege zu den Stadtvierteln abzuschneiden, die von der Regierungsarmee kontrolliert werden. Die humanitäre Situation in dieser Stadt verschlechtert sich auch hier mit jedem Tag. (RIA Novosti/FOX News/dpa)