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Türkischer Messi: Fußball-Zwerg Emre Mor will nach der EM in Dortmund zaubern

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Er ist der jüngste Fußballer, der je bei einem großen Turnier für die Türkei gespielt hat. Selbst der so strenge Trainer Fatih Terim gerät ins Schwärmen, wenn er über Emre Mor redet. Nach der EM will der 18 Jahre alte Fußball-Zwerg die Bundesliga verzaubern.

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Irgendwie wirkt Emre Mor noch ein bisschen so, als gehöre er gar nicht dazu. Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man denken, die Türken hätten einem Jugendlichen den Gefallen getan, einmal bei ihrem Training dabei sein zu dürfen. Inmitten der türkischen Stars wie Nuri Şahin oder Hakan Çalhanoğlu erscheint der schmächtige Mor wie ein kleines Maskottchen.

Doch der Eindruck täuscht. Denn sobald der 18-Jährige beim Training im Stade Paul Saulnier von Saint-Cyr-sur-Mer an den Ball kommt, erkennt man sofort, warum die Freude in der Türkei so groß war, dass sich der in Dänemark geborene Mor für das Nationaltrikot mit dem Halbmond auf der Brust entschieden hat. Denn Mor gilt als eines der größten Talente im internationalen Fußball. Borussia Dortmund verkündete deshalb kurz vor der Fußball-Europameisterschaft auch nicht ohne Stolz, das vermeintliche Wunderkind gleich bis 2021 unter Vertrag genommen zu haben.

„Emre ist ein hochveranlagter junger Spieler mit riesigem Entwicklungspotenzial“, sagte Borussia-Sportdirektor Michael Zorc über den nur 1,68 Meter großen Fußball-Zwerg, der in der Offensive gleich auf mehreren Positionen einsetzbar ist. Otto Addo, Co-Trainer bei Mors bisherigem Club FC Nordsjaelland, verglich ihn angesichts seiner Schnelligkeit und technischen Fähigkeiten bereits mit Weltfußballer Lionel Messi.

Ein Vergleich, der deutlich macht, wie groß die Erwartungshaltung an den Tempodribbler ist. Doch Mor lässt das kalt. „Ich kann damit umgehen. Druck macht mich nur noch stärker“, sagte er der Sport Bild. „Ich bin ja erst 18 Jahre alt und muss noch viel lernen.“

Im ersten Gruppenspiel gegen Kroatien, das die Türken mit 0:1 verloren, brachte Trainer Fatih Terim seinen neuen Hoffnungsträger gut 20 Minuten vor dem Ende. Die Wende konnte Mor in einem insgesamt schwachen türkischen Team nicht mehr einleiten, deutete aber in einigen Szenen an, welch großes Potenzial in ihm steckt.

Mor ist ein Spieler, der für das Besondere steht. „Wenn man erwartet, dass er jetzt einen Pass spielt, macht er stattdessen noch ein Dribbling und ändert die Richtung“, sagte der frühere Mainzer Trainer Kasper Hjulmand, der Mor beim FC Nordsjaelland ein halbes Jahr trainierte. In Dänemark waren sie deshalb auch enttäuscht, dass sich Mor für die Türkei und gegen seine skandinavische Heimat entschied. Der neue dänische Nationaltrainer Åge Hareide hätte Mor, der in der U17 und U19 für Dänemark auflief, gerne in seiner Mannschaft gesehen.

Doch der Wunderknabe sah in der Türkei die besseren Möglichkeiten für sich. Dass er bei der EM dabei ist, kam dennoch überraschend. Terim wollte sich den Youngster in der Vorbereitung eigentlich nur mal ansehen. Doch was er sah, beeindruckte ihn so sehr, dass Mor auf den letzten Drücker doch noch auf den EM-Zug aufsprang.

Dass Mor kein Wort Türkisch spricht, stellt kein Problem dar. Mit Händen und Füßen und ein bisschen Englisch kommt er schon klar. Sobald er in Dortmund sei, wolle er sowohl Deutsch als auch Türkisch lernen, kündigte er an. Bis dahin will er bei der EM Taten auf dem Platz sprechen lassen. „Er ist kein gewöhnlicher Spieler, er ist ein außergewöhnlicher Spieler“, sagte Terim. „Sonst wäre er ja auch nicht hier.“ Nach dem frustrierenden EM-Auftakt gegen Kroatien können die Türken eine Prise Unberechenbarkeit à la Mor am Freitag gegen Spanien gut gebrauchen. (Lars Reinefeld, Ulf Zimmermann, dpa/ dtj)