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Politik

Nicht die türkische Regierung, sondern die PKK nimmt IS-Terroristen fest

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Eine zu der PKK gehörende Gruppierung hat in der Türkei 13 mutmaßliche Angehörige der Terrorgruppe IS festgenommen. Der Vorfall offenbart den Kontrollverlust der türkischen Regierung über den Südosten. (Foto: rtr)

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Eine zu der PKK gehörende Gruppierung hat in der Türkei 13 mutmaßliche Angehörige der Terrorgruppe IS festgenommen. Der Vorfall offenbart den Kontrollverlust der türkischen Regierung über den Südosten.
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In der Türkei sind 13 mutmaßliche Angehörige der Terrorgruppe IS (Islamischer Staat) festgenommen worden. Die 13 Männer wurden jedoch nicht von türkischen Sicherheitskräften sondern von einer in der Türkei agierenden PKK-nahen Organisation festgenommen.

Eine zur PKK gehörende Nachrichtenagentur berichtete am Mittwoch, dass Mitglieder der Jugendorganisation der terroristischen PKK, der Yurtsever Devrimci Gençlik Harekatı (YDG-H), die Personengruppe bereits vor zwei Tagen in der osttürkischen Provinz Hakkari festgenommen habe. Als Begründung nannte die Nachrichtenagentur, es habe der Verdacht bestanden, die Männer seien IS-Kämpfer. Die mutmaßlichen IS-Kämpfer stammten der Nachrichtenagentur zufolge aus verschiedenen türkischen Provinzen und Syrien. Die YDG-H habe Personen aus Diyarbakır, Ordu, Trabzon und Aleppo festgenommen und außerdem 25,000 US-Dollar in Bar, jeweils eine Flagge von Brasilien und Großbritannien, Laptops und Karten von kurdischen Ortschaften in Syrien konfisziert, hieß es.

„Das ist die wahre Parallel-Struktur“

Die als PKK nahe geltenden kurdischen Volksverteidigungseinheiten YPG kämpfen seit dem Erstarken extremistischer Gruppen im syrischen Bürgerkrieg einen blutigen Kampf gegen diese Gruppen. Als der IS vergangene Woche in die von kurdischen Jesiden bewohnte Region Shingal eindrang und dort Zehntausende Menschen zur Flucht zwang, nutzte die PKK einen von ihr kontrollierten Korridor zwischen dem Irak und Syrien und schickte mehrere Einheiten der YPG in den Irak. Darüber, dass die PKK an der syrisch-türkischen Grenze über ein offensichtlich so gut funktionierendes Netzwerk verfügt, existierten bislang kaum verlässliche Berichte. Die Festnahme der Gruppe zeigt jedoch, wie aktiv die PKK gerade in Grenznähe zu Syrien ist.

Die türkische Zeitung Today’s Zaman berichtete in diesem Zusammenhang von einer Debatte, die nach Bekanntwerden des Vorfalls auf den sozialen Medien entbrannte. Nutzer stellten die Frage, seit wann die PKK solche Festnahmen durchführe. Ein User twitterte: „Das ist die wahre Parallel-Struktur“.

PKK agiert im Südosten als Quasi-Staat

Es ist nicht das erste mal, dass die Terrorgruppe IS ihre Kämpfer in die Türkei schleust. Im März wurden bei einem Feuergefecht mit mehreren mutmaßlichen IS-Terroristen in der zentralanatolischen Provinz Niğde drei Personen getötet, darunter auch ein Polizist und ein Soldat. Die schwer bewaffneten Männer waren anscheinend aus Syrien in die Türkei eingereist und in Niğde von einer Straßensperre überrascht worden.

Das kuriose an der ganzen Geschichte ist, dass die PKK selbst von Deutschland und der Türkei als Terrororganisation eingestuft wird. Die Gruppierung hat in den vergangenen drei Jahrzehnten einen bewaffneten Kampf gegen den türkischen Staat geführt. Bei dem Konflikt sind über 30 000 Menschen ums Leben gekommen. Dass die PKK im Südosten der Türkei mittlerweile quasi als Staat agiert, stärkt in der türkischen Öffentlichkeit die Befürchtung, dass der Südosten des Landes sich nach dem Vorbild Nordiraks zunehmend von der Zentralregierung in Ankara lösen könnte. Seit einigen Jahren laufen Verhandlungen zwischen der PKK-Führung und der AKP-Regierung. Die Verhandlungen haben bis jetzt jedoch nicht zu einem finalen Ergebnis geführt. Trotz eines vereinbarten Waffenstillstandes kommen bei Konflikten zwischen der PKK oder ihr nahestehenden Organisationen und türkischen Sicherheitskräften immer wieder türkische Soldaten ums Leben.