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Wirtschaft

Türkei: Transportwege nach Süden dauerhaft unpassierbar?

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Nach Syrien ist nun auch der Irak unpassierbar und der Landweg nach Süden versperrt. Die Offensive der ISIS schadet der türkischen Transportwirtschaft. Doch der türkische Wirtschaftsminister gibt sich zuversichtlich. (Foto: rtr)

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Die Offensive der ISIS schadet der türkischen Transportwirtschaft: Nach Syrien ist nun auch der Irak unpassierbar und der Landweg nach Süden versperrt.
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Der türkische Wirtschaftsminister Nihat Zeybekçi versicherte am Donnerstag, die Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zwischen der Türkei und dem Irak würden nicht durch die Spannungen getrübt, die infolge des Vormarsches der extremistischen Gruppe „Islamischer Staat im Irak und in Syrien“ (ISIS) im Nachbarland entstanden sind.

Abseits der Vorfälle rund um die Geiselnahme türkischer Lkw-Fahrer und Botschaftsangehöriger durch die Terroristen würden die alltäglichen Geschäftstätigkeiten zwischen der Türkei und dem Irak ungebrochen weitergehen, betonte Zeybekçi im Rahmen einer Pressekonferenz in Ankara.

Die Äußerungen des Ministers waren offenbar eine Reaktion auf Befürchtungen, wonach die Vorfälle der vorangegangenen Tage türkische Geschäftsinteressen im Irak beeinträchtigen könnten. Einige türkische Unternehmen hatten in Mossul und dessen Umgebung laufende Projekte eingefroren und Arbeiten eingestellt. Der Vorsitzende der Analyseabteilung für Schwellenländer bei der Standard Bank in London, Timothy Ash, hatte in einer E-Mail-Botschaft am Donnerstag geäußert, politische Instabilität im Nordirak könnte sich wegen dessen starker Handelsbeziehungen zur Türkei negativ auf deren Kreditwürdigkeit auswirken.

Zeybekçi spricht von „außerordentlichen Umstände in der Gegend“

„Wir haben im Irak tausende Investoren. Das Handelsvolumen und die ökonomischen Aktivitäten der Türkei in diesem Land belaufen sich auf fast 15 Milliarden im Jahr. Wir sehen keine Gefahr vom Irak ausgehen. Wir glauben, dass die außerordentlichen Umstände in der Gegend bald bereinigt sein werden“, betonte Zeybekçi. Man stehe zudem im Kontakt zu türkischen Staatsangehörigen in der Region.

Auch die Entführung türkischer Lkw-Fahrer hat bei den Analysten Bedenken ausgelöst. „Türkische Trucker nutzen die irakische Strecke über Mossul, um Lieferungen an den Golf zu bringen, um die früher benutzte Strecke durch das nun vom Bürgerkrieg geplagte Syrien zu meiden“, betonte Ash. Auch bestünden Bedenken hinsichtlich der künftigen Versorgung der Türkei mit Öl aus Irakisch-Kurdistan und dem irakischen Kernland.

Ausweichen auf den Seeweg: Lkws auf Schiffe nach Ägypten verladen

Der Vorsitzende der Internationalen Schifffahrtsvereinigung (UND), Çetin Nuhoğlu, äußerte am Donnerstag, die Transportwege in den Nordirak seien nach wie vor problemlos benutzbar, einige türkische Lkws hätten jedoch Probleme gehabt, Bagdad und andere Örtlichkeiten im Südirak zu erreichen.

Nuhoğlu betonte, die Lkws hätten bereits seit 15 Tagen Saudi-Arabien nicht mehr auf dem Landweg durch den Irak erreichen können. „Wir haben die Trucks über Ro-Ro-Schiffe nach Ägypten transportiert. Vom Roten Meer aus haben sie dann über die Landstraßen Saudi-Arabien erreichen können.“

Die türkische Anadolu-Gruppe hat ihrem Vorsitzenden Tuncay Özilhan zufolge bereits am Mittwoch ihre türkischen Beschäftigten aus Mossul evakuiert. Dieser Zustand soll anhalten, „bis der Frieden wiederhergestellt ist“. Er ging davon aus, dass die türkische Geschäftswelt sehr wohl negativ von den Spannungen im Irak betroffen wäre.