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Politik

Erdoğan, Libyen und der Messias

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Messias - Diskussion. Adnan Tanriverdi.
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Wann kommt der Messias und erlöst die Welt? Das ist eine Frage, die schon seit Jahrhunderten die Menschen bewegt und mancherorts gar spaltet. In der Türkei hat die Diskussion um den Messias eine neue politische Dimension angenommen. Dabei spielt auch der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan eine Rolle.

Die Messias-Frage bewegt schon seit Jahrhunderten die Menschen. Wann kommt er? War er sogar schon da? In welcher Gestalt wird er erscheinen? Für Christen ist Jesus von Nazareth der Messias, Juden warten auf den Erlöser in der Zukunft. Im Islam gibt es sowohl den Begriff des Messias als auch jenen des Mahdi. Für manchen Muslim handelt es sich dabei um ein- und dieselbe Person. Andere Muslime gehen davon aus, dass es sich dabei um zwei unterschiedliche Personen handelt. Kurzum; jede Religion hat ihre eigene These.

In der Türkei hat die Diskussion über den Erlöser eine neue Dimension angenommen. Sie ist sehr politisch. Ausgelöst hat ihn Adnan Tanrıverdi, der als Kopf der paramilitärischen Einheit „Sadat“ gilt, die in der Türkei für viel Wirbel sorgt. Der für seine Vorstellungen vom politischen Islam bekannte Tanrıverdi ist gleichzeitig auch Berater des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan. Er macht keinen Hehl daraus, dass seine Kämpfer in Syrien im Einsatz waren und ebenso in der Putschnacht des 15. Juli 2016. Tanrıverdi selbst war ehemals ein ranghoher Militärangehöriger, der im Rahmen der Eingriffe in das türkische Militär am 28. Februar seine Tätigkeiten niederlegen musste. 

Ausgangspunkt der aktuellen Diskussion war ein Interview Tanrıverdis mit dem regierungstreuen Sender Akit TV. „Wir fragen uns heute, ob es eine islamische Vereinigung geben wird und wenn ja, wann. Die Vereinigung wird es geben, wenn der Messias kommt. Wann der Messias kommen wird, weiß der große Gott“, so der Berater des Präsidenten. Er fügte noch hinzu: „Müssen wir aber nicht die Voraussetzungen dafür schaffen? Genau das tun wir tatsächlich!“


Messias in den Religionen

Der Messias gilt im Judentum und im Christentum als eine Art „König“, der dafür sorgen soll, den Willen Gottes auf der Erde durchzusetzen. Der Messias wird in allen Religionen anders gedeutet. Für Juden wird der Messias noch in der Zukunft kommen, Christen glauben, dass der Messias bereits da war und irgendwann wieder kommt. Im Koran steht zwar nichts Konkretes über den Messias, dennoch spielt er im Islam als Erretter des Jenseits eine wichtige Rolle.


Diskussion um den Messias in der Türkei

Die Worte des SADAT-Chefs sorgten für große Aufmerksamkeit in der Türkei. Viele fragten sich, was es damit auf sich hat. Selbst aus den eigenen Reihen kam Gegenwind. Der langjährige AKP-Politiker Mehmet Metiner kritisierte die Ausführungen des Erdoğan-BeratersDurch diese Worte gebe man den Widersachern Erdoğans Spielraum für Kritik. 

Andere spekulierten, dass Tanrıverdi damit auf den Einsatz der türkischen Armee in Libyen anspiele. Dort wolle man, so habe er sagen wollen, mit rebellischen Gruppen kooperieren und gemeinsam als „Armee des Messias“ auftreten.

Tanrıverdi selbst weist die Kritik zurück. Seine Worte seien aus dem Zusammenhang gerissen worden, er habe lediglich die Meinung von mehreren religiösen Führern wiedergegeben. 

Tanrıverdi nicht mehr im Präsidentenpalast

Kurz darauf wurde Tanrıverdi als Berater des Präsidenten abgesetzt. Er selbst gab an, selbst von seinem Posten zurückgetreten zu sein. Warum genau, ist unklar. Bei Oda TV heißt es, dass die Aussagen Tanrıverdis über den Messias ausschlaggebend für das Ausscheiden sein könnten. 

Tanrıverdi ist nicht der einzige, der in jüngster Zeit über den Messias sprach. Auch der ehemalige iranische Präsident Mahmud Ahmadineschad erwähnte in seiner Neujahrsansprache den „Messias“. Er werde im Jahr 2020 kommen und die Welt von den vielen Ungerechtigkeiten befreien. Für einige ist das ein Zeichen dafür, dass das Ende des Mullah-Regimes im Iran gekommen sein könnte.