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Kolumnen

Wie unsere Medien für Mitgefühl mit Terroristen werben

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Es ist wie selbstverständlich, dass die Anschläge von Wolgograd Putin und seinem Prestigeprojekt Sotschi gegolten haben. Diese Personalisierung wirkt nicht nur reduktionistisch, sondern scheint irgendwie auch die Gewalt zu rechtfertigen.

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Mal abgesehen davon, dass es der Berichterstattung über den Skiunfall Michael Schumachers phasenweise gelungen war, die Meldungen der Anschläge von Wolgograd auf Platz Zwei der deutschlandweiten Hauptnachrichtensendungen zu verdrängen, wirkt auch die Beschreibung der Ereignisse befremdlich – wenn man sie mit der Berichterstattung über Anschläge in New York, Madrid und London vergleicht.

Statt Mitgefühl mit den Opfern und Empörung über die Täter, hört es sich über weite Strecken so an wie ein Ringen um Verständnis für die Opfer Putins im Nordkaukasus. Die Terroristen werden ohne Umschweife als Folge einer verfehlten Kontroll- und Gewaltpolitik in der kriegsgeschüttelten Region gesehen. Obwohl die Opfer der Anschläge auf einen Bus und den Bahnhof in Wolgograd normale Menschen und Bürger eines Landes sind, scheint es wie selbstverständlich, dass der Anschlag Putin und seinem Prestigeprojekt „olympische Winterspiele“ gegolten habe. Diese Personalisierung wirkt nicht nur reduktionistisch, sondern irgendwie scheint sie auch die Gewalt zu rechtfertigen. Putin ist kein Sympathieträger in Deutschland.

Eine solche Analyse vermisst man jedoch allzu häufig bei der Berichterstattung über Terror in Europa, den USA oder Israel. Zusammenhänge, wie eine geostrategisch ausgerichtete Außenpolitik, Waffenexporte und die Militarisierung des sog. Westens werden hierbei gerne außen vor gelassen. Journalistische Recherche und Fairness würde aber eine Gleichbehandlung in der Terrorberichterstattung erfordern, damit die Menschen und Bürger aller Länder sich eine eigene Meinung bilden können.

Gleiche Maßstäbe der Berichterstattung – überall!

Und was gar nicht ins Konzept passt, wird schnell vergessen. Dabei gab es vor einigen Monaten dramatische Meldungen über einen Deal, den der saudi-arabische Geheimdienst Putin angeboten hatte. Prinz Bandar bin Sultan, der saudische Geheimdienstchef, hatte im August 2013 Putin ersucht, seine schützende Hand von Syrien zu nehmen und diesem im Gegenzug angeboten, dafür zu sorgen, dass es zu den olympischen Spielen in Sotschi nicht zu Terroranschlägen kommen würde. Die Alimentierung sog. islamistischer Terrornetzwerke durch Saudi-Arabien ist bekannt, auch deren Status als enge Verbündete der USA, die ebenfalls ein Interesse an Putins Rückzug haben. Putins Ankündigung, im Falle eines Angriffs auf Syrien Saudi-Arabien anzugreifen, ist nur vor diesem Hintergrund zu verstehen. Diese Nachricht schaffte es immerhin in einige internationale Schlagzeilen, wie etwa der EU-Times. Dass mit dem Deal auch langfristige Kooperationen in Sachen Ölgewinnung und -transport verbunden waren, das berichtete im August der britische Telegraph und daran erinnert sich jetzt immerhin noch der österreichische Standard.

Es stünde unseren Medien also nicht nur gut zu Gesicht, die gleichen Maßstäbe der Berichterstattung überall anzuwenden, sondern auch der Frage nachzugehen, inwiefern die aktuelle Eskalation in Russland mit den nachweisbaren Drohungen aus jüngster Vergangenheit zusammenhängen, oder ob es noch andere mögliche Zusammenhänge gibt, die außerhalb des Frames antirussischer und antiputinscher Darstellungsweisen liegen.