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Kultur/Religion

Titanic-Chefredakteur: Wir werden mit unseren Zeichnungen Terroristen ärgern

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In einem Interview mit dem ARD-Nachtmagazin erklärte der Chefredakteur des deutschen Satiremagazins „Titanic“, er habe nur gute Erfahrungen mit Muslimen gemacht. Deutschland brauche jetzt nicht mehr Muhammad-Karikaturen, sondern mehr Satire.

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Titanic-Chefredakteur Tim Wolff im ARD-Nachtmagazin.
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Während einige Politiker, Medien und Bewegungen wie Pegida die Terroranschläge vom 7. Januar in Paris als Vorwand für Panikmache und Pauschalverdächtigungen gegenüber der muslimischen Gemeinde nutzen, hat nur wenige Stunden nach dem Anschlag der Chefredakteur des deutschen Satiremagazins Titanic, Tim Wolff, in einem ARD-Interview zu größtmöglicher Gelassenheit aufgerufen.

Auf die Frage des Reporters des ARD-Nachtmagazins, Sven Lorig, ob der Anschlag bei Wolff besondere Angst um sich selbst oder seine Mitarbeiter bewirke, antwortete dieser, er habe zwar jeden Tag Angst um seine Mitarbeiter, weil sie sich „mit dem Wahnsinn der Welt beschäftigen“ müssten, jedoch fügte er hinzu: „Ich glaube nicht, dass es ein Anschlag auf den Berufsstand der Satiriker war, sondern dass es um einen sehr speziellen, eigenen Konflikt ging.“

Als Lorig, sichtlich überrascht von der Antwort, nachhakte, ob er denn tatsächlich keine Angst hätte, erwiderte Wolff, er sei zwar „besonders angewidert von der Tat, zumal es Kollegen waren, die dort gestorben sind“. Allerdings betonte er im gleichen Augenblick: „Ich brauche als Chefredakteur eines Satiremagazins Distanz zu diesen Geschehnissen, man sollte sich in seiner täglichen Arbeit davon nicht beeinträchtigen lassen“.

„Für jeden getöteten Satiriker sollen 50 oder 100 nachwachsen“

Auch die Sicherheitsvorkehrungen habe man bei der Titanic nicht wesentlich verstärkt. „Das liegt daran, dass wir, zumindest was uns angeht, mit Muslimen nur gute Erfahrungen gemacht haben“, so Tim Wolff. „Wir haben noch nie konkrete oder überhaupt Drohungen von Muslimen erhalten. Ich glaube, deutsche Muslime können sehr gut mit Satire umgehen, indem sie darüber lachen oder sie ignorieren.“

Man könne natürlich den Schluss ziehen, dass man gerade jetzt Witze über den Islam machen müsse, um die Freiheit der Satire zu verteidigen, äußerte der Titanic-Chefredakteur weiter. „Ich glaube aber, dass ich eher die Parole ausgeben werde, terrorfeindliche Witze zu machen.“ Denn wenn man sich jetzt hinstelle und meine, man müsse jetzt besonders viele Muhammad-Karikaturen zeichnen, dann würde man auch viele von denjenigen beleidigen, die Satiriker nicht töten wollten, und das müsse nicht sein.

„Für jeden getöteten Satiriker sollten jetzt 50 oder 100 nachwachsen“, schloss Wolff seine Ausführungen. „Die Leute sollen sich jetzt radikalisieren und selbst Satiriker werden.“