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Panorama

Türkei fordert „wahren Grund des Brandes, ohne Raum für Zweifel“

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Acht Angehörige einer türkischen Familie sind bei der Brandkatastrophe im schwäbischen Backnang gestorben. Die Türkei forderte nun die lückenlose Aufklärung der Brandursache. Die Ermittlungen würden noch einige Tage dauern, so die Polizei. (Foto: ap)

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Bei den Opfern handelt es sich um eine 40 Jahre alte Mutter und sieben ihrer zehn Kinder im Alter von sechs Monaten bis 16 Jahren, bestätigte ein Polizeisprecher gestrige Berichte. Die Leichen seien im ersten Obergeschoss eines Gebäudekomplexes gefunden worden. Dort war das Feuer in der Nacht zu Sonntag ausgebrochen.

Nach dem Vorfall kam in Teilen der Bevölkerung schnell der Verdacht auf Brandstiftung und einen ausländer- oder türkenfeindlichen Hintergrund auf. Für Verwirrung sorgte auch, dass die Polizei recht schnell einen ausländerfeindlichen Hintergrund kategorisch ausschloss. Die Sicherheitsbehörden gehen offiziell von einem technischen Defekt an einem Ofen im Gebäude aus, die genaue Ursache für das Feuer war zunächst jedoch unklar. Ein Sprecher betonte, Hinweise auf einen ausländerfeindlichen Anschlag oder Brandstiftung gebe es bislang nicht.

„Die Ermittlungen in diesem Zusammenhang dauern mit Sicherheit noch einige Tage, wenn nicht Wochen“, teilten Staatsanwaltschaft und Polizei mit. Kretschmann warnte vor Spekulationen: „Wir wissen nichts Genaues.“ Nun sei abzuwarten, was die Fachleute herausfinden.

Forderung: Diesmal in alle Richtungen ermitteln!

Auch in der Türkei löste der Brand großes Bestürzen aus. Die Regierung in Ankara forderte eine vollständige Untersuchung. Die Türkei sei in Trauer, schrieb der türkische Vizeregierungschef Bekir Bozdağ über Twitter. „Von Deutschland erwarten wir, den wahren Grund des Brandes ohne Raum für Zweifel aufzuklären und der Öffentlichkeit mitzuteilen“, twitterte Bozdağ.

Der größte islamische Dachverband in Deutschland, Ditib, hat nach dem verheerenden Brand Ermittlungen in alle Richtungen gefordert. Die deutschen Sicherheitsbehörden dürften keine Optionen vorschnell außer Acht lassen, erklärte die türkisch-islamische Union in Köln. „Nur durch ein rasches, transparentes und glaubwürdiges Ermittlungsergebnis kann unnötigen Spekulationen vorgebeugt werden.“ 

Der türkische Botschafter in Deutschland, Hüseyin Avni Karslıoğlu, kam mit Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann zum Unglücksort. Der Regierungschef sagte: „Wir sind sehr betroffen und erschüttert angesichts dieser Katastrophe, die diese große Familie und unser Land heimgesucht hat. Ich will allen Angehörigen und der ganzen türkischen Gemeinde mein herzliches Beileid auch im Namen der baden-württembergischen Landesregierung und des baden-württembergischen Volkes aussprechen“. Die Tragödie erinnere ihn an den Brand in einer Behindertenwerkstatt in Titisee-Neustadt, bei dem Ende November 14 Menschen gestorben waren.

Laut der „Welt“ ziehen Unbekannte in den vergangenen Wochen Unbekannte durch die Gegend und legen offenbar gezielt immer wieder Feuer. In der Nacht zum Samstag, also fast genau 24 Stunden zuvor, sei in Bietigheim-Bissingen die Betriebshalle eines Herstellers für Dentalprodukte in Flammen aufgegangen.

Brandstiftung sei nicht unwahrscheinlich, habe die Polizei gemutmaßt. Außerdem hätten Unbekannte seit Mitte Oktober 2012 mehr als 25 Fahrzeuge in diversen Autohäusern abgefackelt, darunter teure Luxuskarossen.

Familie wurde im Schlaf vom Rauch und den Flammen überrascht

Der türkische Generalkonsul in Stuttgart, Mustafa Türker Arı, und Baden-Württembergs Innenminister Reinhold Gall kamen auch nach Backnang, das in der Nähe von Stuttgart liegt. Gall sagte: „Die Rettungskräfte haben getan, was sie tun konnten.“ Dennoch gingen sie mit dem Gefühl nach Hause, nicht allen geholfen haben zu können.

Der Brand war im Obergeschoss des Häuserkomplexes ausgebrochen und die Flammen erfassten schnell die darüber liegende Etage. Nach ersten Angaben starben die Opfer im Schlaf- und Kinderzimmer an Rauchvergiftungen und verbrannten dann. „Wir gehen davon aus, dass die Familie im Schlaf überrascht wurde“, sagte der Polizeisprecher.

Gegen 4.30 Uhr hatten vermutlich Besucher einer benachbarten Disco die Rettungskräfte alarmiert. Beim Eintreffen der Feuerwehr schlugen die Flammen schon aus den Fenstern, berichtete ein Sprecher. Im Untergeschoss der Anlage mussten in der Nacht zwei Gaststätten evakuiert werden, die bei Ausbruch des Feuers noch gut besucht waren, wie der Feuerwehrsprecher berichtete. Im Erdgeschoss des Gebäudes ist auch ein Deutsch-Türkischer Kulturverein untergebracht.

Wegen der komplizierten Bauweise und viel verarbeitetem Holz seien die Löscharbeiten kompliziert gewesen, erläuterte der Feuerwehrsprecher. Die Feuerwehr hatte Unterstützung aus umliegenden Städten angefordert. Insgesamt waren mehr als 100 Einsatzkräfte vor Ort. Erst am Vormittag war das Feuer vollständig gelöscht. Bis die Leichen aus dem Haus transportiert werden konnten, vergingen weitere Stunden.

Der Oberbürgermeister der 36 000 Einwohner zählenden Stadt, Frank Nopper, sprach von einem „tragischen Brandereignis“. „Unsere tief empfundene Anteilnahme gilt allen Angehörigen.“ Vor dem Anpfiff zum Bundesligaspiel zwischen dem VfB Stuttgart und dem Hamburger SV wurde den Todesopfern der Katastrophe mit einer Schweigeminute gedacht. (dpa/dtj)