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Wirtschaft

Wettbewerbsindex: Deutschland überholt USA

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Zweifellos ist Deutschland als das Land der Ideen bekannt. Deutsche Unternehmen investieren im internationalen Vergleich massiv in Forschung. Wie lange aber kann sich Deutschland gegenüber der Wirtschaftswelt von morgen noch behaupten? (Foto: cihan)

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Zwei Forscher bei einer Übung in einem Labor in Dortmund. Deutschland hat sich in der Spitzengruppe der wettbewerbsfähigsten Staaten vom sechsten auf den vierten Platz vorgearbeitet, das besagt das Ranking des Weltwirtschaftsforums (WEF). Damit schafft es Deutschland sogar, die USA zu überholen.
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Nur die Schweiz, Singapur und Finnland schneiden besser ab: Deutschland hat sich in der Spitzengruppe der wettbewerbsfähigsten Staaten vom sechsten auf den vierten Platz vorgearbeitet, das besagt das Ranking des Weltwirtschaftsforums (WEF). Damit schafft es Deutschland sogar, die USA zu überholen.

Grund dafür sei die Innovationsfähigkeit deutscher Unternehmen, heißt es in einer Stellungnahme des WEF in Genf aus Anlass der Veröffentlichung seines Wettbewerbsindex 2013. Die weltweiten Investitionen im Bereich Forschung und Entwicklung (F&E) deutscher Firmen legten im vergangenen Jahr um 8,4 Prozent zu. 52,45 Milliarden Euro gaben sie 2012 für F&E aus, das sind rund vier Milliarden Euro mehr als im Vorjahr. Allein Deutschlands Riesen VW, BMW, Daimler, Bosch und Siemens sind für mehr als die Hälfte der deutschen F&E-Ausgaben verantwortlich. Deutschland ist dem Weltwirtschaftsforum zufolge so wettbewerbsfähig wie noch nie. Das liegt vor allem an Faktoren wie der Innovationskraft der deutschen Großkonzerne, die als wesentliche Stütze der wirtschaftlichen Stärke Deutschlands gilt.

Institutionen, Infrastruktur, makroökonomische Voraussetzungen, Zugang zu Krankenversorgung und Bildung, Qualität der Hochschulen, Waren- und Arbeitsmarkteffizienz, Entwicklung der Finanzmärkte, Technologieaffinität, Marktgröße, Strategie- und Netzwerkstärke sowie Innovativität gehörten zu den Schlüsselfaktoren für die Bewertung der Wettbewerbsfähigkeit der einzelnen Standorte.

Auch wurde untersucht, ob eine Volkswirtschaft – wie im Falle der weniger wettbewerbsfähigen Länder, etwa Haiti, dem Tschad oder Nicaragua – faktorgesteuert, ob sie effizienzgesteuert ist – wie Indonesien, Bosnien oder die Ukraine -, oder ob sie innovationsgesteuert ist, wie die USA, Deutschland oder die Vereinigten Arabischen Emirate. Letztere sind die wettbewerbsfähigsten Länder. Die Türkei gehört zu jener Gruppe, die sich von der Effizienzsteuerung hinein in die Innovationssteuerung entwickelt, ähnlich wie Polen, Russland, Uruguay oder die Slowakei. Sie schneidet bei Faktoren wie Gesundheit und Bildung und Marktgröße am besten ab. Die Institutionen könnten hingegen besser arbeiten.

Als das konkurrenzfähigste Land der Welt weist die WEF-Studie – bereits zum fünften Mal hintereinander – die Schweiz aus, gefolgt von Singapur. Finnland verteidigte Rang drei und erwies sich damit wie im Vorjahr noch vor Deutschland als die wettbewerbsfähigste Volkswirtschaft der Euro-Zone. Die für die Studie erforderlichen Daten wurden von 160 wirtschaftswissenschaftlichen Instituten und Statistikbehörden zusammengetragen.

Deutschlands Problem: Der unflexible Arbeitsmarkt

Der Bundesrepublik bescheinigen die Experten eine hohe Flexibilität und Innovationskraft seiner Wirtschaft sowie eine ausgezeichnete Infrastruktur. Gelobt wird in der Studie, dass deutsche Unternehmen im internationalen Vergleich viel für Forschung und Entwicklung ausgeben. Probleme habe Deutschland hingegen durch einen vergleichsweise unflexiblen Arbeitsmarkt.

„Die Fähigkeit einer Volkswirtschaft, Wohlstand zu generieren, ist immer stärker von Innovation abhängig“, sagte WEF-Chef Klaus Schwab. Im globalen Wettbewerb werde man in absehbarer Zeit „nicht mehr zwischen Industriestaaten und weniger entwickelten Ländern unterscheiden, sondern stattdessen von innovationsreichen und innovationsarmen Ländern sprechen“.

Die USA befinden sich nach einem vierjährigen Abwärtstrend wieder im Aufwind und führen vor allem bei der Entwicklung innovativer Produkte und Dienstleistungen bis zur Marktreife.

Trist sieht es jedoch bei den Krisenstaaten der Eurozone aus. Portugal kommt unter 148 untersuchten Ländern auf Platz 51, Griechenland sogar nur auf Platz 91.

Die Weltwirtschaft muss sich in Zukunft auf gewaltige Veränderungen gefasst machen

In einem sind sich alle einig. Die nächsten 20 Jahre werden turbulent. Vor allem für die alten Industrienationen gilt es, die wirtschaftliche Vormachtstellung gegenüber neuen Global Players zu verteidigen. Die Wirtschaftswelt von morgen wird stärker und bedroht zunehmend die bestehende Wirtschaftsordnung. Die Menschheit wächst rasant, das Klima und damit auch die Umwelt könnten sich wandeln und viele wichtige Ressourcen könnten knapper werden.

Auch Deutschland wird sich den neuen Umständen nicht entziehen können. Zwar gehen Ökonomen davon aus, dass die USA auch in 20 Jahren die größte Volkwirtschaft der Welt sein werden, doch Deutschland muss sich auf einen schleichenden Bedeutungsverlust innerhalb der Weltwirtschaft einstellen. Das heißt nicht, dass die Bundesrepublik aus dem Mächtekonzert ausscheiden wird. In der Modellrechnung wird der Anteil am Welt-BIP aber von derzeit über 6 bis auf etwa 4,6 Prozent im Jahre 2035 sinken. Derweil dürfte Indien die deutsche Exportnation als viertgrößte Volkwirtschaft überholt haben.

Deutschland wird auch in 20 Jahren wirtschaftlich bedeutend bleiben. Den Grund dafür sehen die meisten Ökonomen gerade in der Exportstärke Deutschlands bei Hightech-Produkten und dem dualen Ausbildungssystem. Damit sei das Land für den Wettbewerb der Zukunft gut aufgestellt. Große Sorgen bereitet den Experten allerdings der demografische Wandel. Den Berechnungen zufolge wird Deutschland bis 2035 rund vier Millionen Einwohner weniger haben.