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Panorama

Anschlag auf koptische Kirche in Kairo schockiert Ägypten

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Bei einem der schwersten Anschläge in der ägyptischen Hauptstadt Kairo sind in der koptischen Kirche Sankt Peter und Paul am Sonntag mindestens 25 Menschen getötet worden. Weitere 49 Menschen seien verletzt worden, teilte Gesundheitsminister Ahmed Emad al-Din mit.

Die Kirche steht in unmittelbarer Nähe der Sankt-Markus-Kathedrale, dem Amtssitz des koptischen Papstes Tawadros II.. Die koptische Kirche gehört zu den orthodoxen Kirchen im Orient, die sich im 5. Jahrhundert von der römischen Kirche abgespaltet hatten. Sicherheitskreise berichteten der Deutschen Presse-Agentur, dass ein Sprengsatz wahrscheinlich in die Kirche geworfen worden sei. Ein Augenzeuge sprach davon, dass eine Frau in die Kirche gekommen sei und eine Tasche abgelegt habe. Am Sonntag wurde in dem Gotteshaus eine Messe gefeiert. Der Tatort wurde weiträumig abgesperrt und von einer Vielzahl von Sicherheitskräften gesichert.

Ein dpa-Reporter vor Ort berichtete von einer aufgebrachten Gruppe von etwa 50 Menschen, die den Rücktritt von Innenminister Magdi Abdel Ghaffar forderten. Andere Passanten stellten sich an, um vor Ort Blut für die Verletzten zu spenden.

Al-Sisi: Angriff auf Kirche in Kairo war Selbstmordanschlag

Der Anschlag auf die koptische Kirche war nach Angaben von Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi hingegen ein Selbstmordanschlag. Die Tat sei von einem 22-Jährigen mit einem Sprengstoffgürtel ausgeführt worden, sagte al-Sisi während der Beerdigung der Opfer am Montag in der ägyptischen Hauptstadt. Drei weitere Verdächtige seien verhaftet worden und würden derzeit verhört. Al-Sisi sprach von einem abscheulichen Terrorakt, der sich gegen Christen wie Muslime gerichtet habe. Zugleich kündigte er eine dreitägige Staatstrauer an.

Koptischer Papst verurteilt Anschlag

Papst Tawadros II. verurteilte den Anschlag auf die Kirche. „Wer auch immer dies getan hat, gehört nicht zu Ägypten, seiner Geschichte oder seiner Kultur“, sagte das Oberhaupt der koptisch-orthodoxen Kirche bei der Trauerfreier in Kairo. Der Angriff auf die Kirche sei ein Angriff „gegen die Nation“. Der Anschlag ist einer der schwersten gegen die christliche Minderheit in Ägypten. Vor sechs Jahren starben bei einem Anschlag auf eine koptische Kirche in Alexandria 23 Gläubige.

Zehn Prozent der mehr als 90 Millionen Ägypter sind christliche Kopten

Schätzungen zufolge sind etwa zehn Prozent der mehr als 90 Millionen Ägypter christliche Kopten. Das Zusammenleben mit der muslimischen Mehrheit im Land ist größtenteils friedlich, es gibt aber vereinzelt Spannungen. So vor allem in der mittelägyptischen Provinzhauptstadt Al-Minja.

Erst am Freitag waren sechs Polizisten bei einem Anschlag in Ägyptens Hauptstadt getötet worden. In Ägypten kommt es immer wieder zu Anschlägen, die sich vielfach gegen Sicherheitskräfte richten. Die Regierung macht dafür in der Regel die Muslimbrüder verantwortlich. Diese sind seit dem Sturz des Präsidenten Muhammad Mursi 2013 verboten. Mursi war vor seiner Amtsübernahme einflussreiches Mitglied der Muslimbrüder.

Die Gewalt grassiert vor allem in der unruhigen Region auf der nördlichen Sinai-Halbinsel, wo ein Ableger der Terrormiliz Islamischer Staat operiert. Nach einer Anschlagswelle in Kairo im Sommer 2015 war es in der Hauptstadt in den vergangenen Monaten vergleichsweise ruhig geblieben. (dpa/dtj)