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Cizre: Tote können endlich beerdigt werden – Bürgermeisterin abgesetzt

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Nach fast neun Tagen hat die türkische Regierung am Samstag die Ausgangssperre über die Stadt Cizre aufgehoben. Die 120 000 Einwohner konnten sich wieder frei bewegen. Allerdings wurde die in Deutschland aufgewachsene Bürgermeisterin Leyla İmret vom Innenministerium ihres Postens enthoben. Der 28-Jährigen wird dem Lokalsender IMC zufolge Propaganda für die Terrororganisation PKK vorgeworfen. Offenbar bezieht sich das Urteil auf eine Aussage der Bremerin, die von regierungsnahen Medien verfälscht wiedergegeben wurde.

Das Ausgehverbot über die südosttürkische Stadt war nach gewaltsamen Zusammenstößen türkischer Sicherheitskräfte mit PKK-Kämpfern verhängt worden. İmret ist Mitglied der prokurdischen Partei HDP, die in Cizre bei der Parlamentswahl 90 Prozent der Stimmen gewonnen hatte. Ihr Vater war als PKK-Kämpfer 1992 bei einem Zusammenstoß mit türkischen Sicherheitskräften vor ihren Augen getötet worden. Anschließend war İmret in Deutschland aufgewachsen.

Die HDP hatte in der vergangenen Woche einen Friedensmarsch zur Stadt Cizre organisiert, der vom Militär gestoppt wurde. Laut der Partei sind im Verlauf der Woche dort mehr als 20 Zivilisten getötet worden. Diese wurden am Sonntag nun beerdigt. Besonders der Fall der 10-jährigen Cemile war tragisch. Ihre Leiche musste mehrere Tage in der Tiefkühltruhe aufbewahrt werden wegen der Ausgangssperre, während der auch ein 35 Tage altes Baby zu Tode kam.

Aus Sorge vor gewaltsamen Auseinandersetzungen in Deutschland verbot die Polizei in Essen eine nicht angemeldete Demonstration türkischer Nationalisten und wies die Anmeldung einer Gegendemonstration von PKK-Sympathisanten ab. Beide sollten am Sonntag stattfinden. Am Samstag war die Polizei in Hannover bei Auseinandersetzungen zwischen kurdischen und türkischen Demonstranten eingeschritten.

Auch in Frankfurt und Essen gab es in den letzten Tagen Zusammenstöße.