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Politik

Der Mann hinter dem Machtwechsel am Nil: al-Sisi im Portrait

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Am Ende ging es in Ägypten ganz schnell. Noch bevor man den Muslimbruder Mursi richtig einschätzen konnte, sind jetzt neue Akteure auf die Bühne getreten. Der wohl wichtigste unter ihnen: Generaloberst al-Sisi.

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Der Mann hinter dem Machtwechsel am Nil: al-Sisi im Portrait
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Mursi ist seit Mittwochabend Geschichte, im ägyptischen Fernsehen sieht man seitdem mehr Generäle und Männer in Uniformen als Politiker mit Krawatten und Anzügen. Besonders der Name al-Sisi ist im Zusammenhang mit dem Machtwechsel am Nil nahezu omnipräsent. Doch wer ist der Verteidigungsminister, der die Erklärung, wonach Mursi abgesetzt sei, verlas, ohne dabei auch nur einen Mundwinkel zu verziehen?

Obwohl die Armee am Tag nach dem Ultimatum betonte, dass ihre Erklärung keine Ansage für einen Putsch war, hat al-Sisi – der im August 2012 von Mursi ins Amt des Außenministers gehievt wurde – in diesem Prozess eine wichtige Rolle gespielt, spätestens mit Ablauf der 48-Stunden-Frist.

Al-Sisi, geboren 1954, hatte die Stelle damals von Feldmarschall Muhammad Hussein Tantawi eingenommen. Dieser war nach Mursis Wahl sowohl als Oberbefehlshaber der Armee als auch Vorsitzender des obersten Rates der Streitkräfte zurückgetreten und sich dem Ruhestand verschrieben – auf Initiative von Mursi.

Allianz zwischen Militärs und Muslimbrüdern?

Zu der Zeit kamen Spekulationen über eine mögliche Allianz zwischen dem Militär und der Muslimbruderschaft auf. Bis dahin galten die beide als verfeindet.

Bekannt als religiöser sunnitischer Muslim, wurde al-Sisi vorgeworfen, zu dicht an den Muslimbrüdern dran zu sein, aus denen Mursi ja hervorgegangen war. Wie viele ägyptische Offiziere war Sisi aber auch ein glühender Verehrer von Ägyptens nationalistischem Ex-Präsidenten Gamal Abdel Nasser.

Al-Sisi wurde in der Generalstabsschule, UK Joint Services Command and Staff College ausgebildet und erhielt einen Master-Abschluss im US Army War College im Jahr 2006 in Pennsylvania. Seitdem ist er auch für seine enge Beziehung zum US-Militär bekannt, welche ihn mit erheblicher Ausbildung und Ausrüstung versorgt.

Al-Sisi, der keine Kampferfahrungen hatte, diente während des Mubarak-Regimes als Militärattaché in Saudi-Arabien. Dann wurde er zum Stabschef der Befehlshaber vom nördlichen Militärsperrgebiet. Als der Militärrat nach der Revolution die Macht übernahm, wurde er im Februar 2011 zum Chef des militärischen Geheimdienstes ernannt.

Al-Sisi hieß Jungfräulichkeitstests gut

Al-Sisi wurde dafür kritisiert, dass er die „Jungfräulichkeitstests“, denen weibliche Demonstranten während der Revolution unterzogen wurden, verteidigte. „Diese Tests sollen sowohl Mädchen vor Vergewaltigungen, als auch das Militär vor möglichen Vorwürfen schützen“, hatte er erklärt.

Selbst wenn er ein Teil einer islamisch-konservativ dominierten Regierung war, schien al-Sisi – der vor dem Posten des Militärchefs des Geheimdienstes eine erfolgreiche Karriere genossen hatte – ein militärischer Fanatiker zu sein.Zu mehreren Anlässen sagte er, dass er daran interessiert sei, „die Effizienz der Streitkräfte zu steigern“. Jetzt muss er erst mal dafür sorgen, dass wieder Ordnung und Ruhe im Land einkehren.

Politiker und Journalisten, die al-Sisi getroffen haben, glauben, dass seine Hauptsorge darin besteht, den Ruf der Armee wiederherzustellen, der zu seiner Zeit unter der Kontrolle des Staates mit dem Obersten Rat der Streitkräfte erheblich gelitten hat.

Selbst wenn ihm die Distanz zu den Muslimbrüdern fehlte, hat er nun unterstrichen, dass das Militär als Stabilisator des Landes und Machtfaktor weiterhin eine herausragende Rolle einnimmt – noch vor der Politik. Er zeigte am Mittwoch und Donnerstag allerdings seinen Willen, alle politischen Akteure – also auch die Muslimbrüder – bei der Neugestaltung Ägyptens mit ins Boot zu holen.