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Politik

Südosttürkei: Ausgangssperren, schwere Gefechte, Tote, Flüchtlinge

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Im Südosten der Türkei finden heftige Kämpfe zwischen türkischen Sicherheitskräften und der PKK statt. Die Zivilbevölkerung leidet schwer unter dem Konflikt, Zehntausende sind auf der Flucht.

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Bei Gefechten zwischen Sicherheitskräften und PKK im Südosten der Türkei sind laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu bisher 23 PKK-Militante getötet worden. An den Kämpfen beteiligen sich 10.000 Soldaten, darunter auch Eliteeinheiten. In den Städten, in denen die Operationen durchgeführt werden, kommen auch Panzer zum Einsatz.

Die türkischen Sicherheitskräfte haben den Auftrag, Barrikaden und Gräben zu beseitigen, die von der Jugendabteilung der PKK, der YGD-H, ausgehoben wurden. Darüber hinaus sollen Kämpfer der PKK ausfindig gemacht und ausgeschaltet werden.

Doch es bleibt nicht bei den getöteten Kämpfern. Der Nachrichtenagentur Fırat zufolge wurde in Şırnak ein elfjähriger Junge auf offener Straße erschossen. In Cizre verlor die 30-jährige Mutter von zwei Kindern Hediye Şen ihr Leben. In den Kreisstädten Şırnak, Silopi und Cizre herrscht seit zwei Tage Ausgangssperre.

Infolge der heftigen Kämpfe erlebt die Region eine große Auswanderungswelle. Im Stadtteil Sur von Diyarbakır haben nach Angaben der Menschenrechtsorganisation İHD mehr als 10.000 Menschen ihre Wohnungen verlassen. Auch in Şırnak befinden sich große Teile der Bevölkerung auf der Flucht.

Die Zahl der Menschen, die seit Beendigung des Friedensprozesses im Juni dieses Jahres aus der Region geflüchtet sind, wird auf 200.000 geschätzt. Auf Seiten der Sicherheitskräfte sind bislang 199 Todesopfer zu beklagen.

Der Beginn des Friedensprozesses vor drei Jahren weckte große Erwartungen auf beiden Seiten. Eine Beilegung des jahrzehntealten Konfliktes schien in greifbare Nähe gerückt zu sein. Nachdem der Prozess bereits mehrfach zum Erliegen gekommen war, fand er nach der Wahl am 7. Juni ein jähes Ende.

Eine politische Lösung des Konflikts scheint jetzt ferner denn je. Ministerpräsident Ahmet Davutoğlu bekräftigte am Mittwoch erneut, dass der Einsatz weitergehen werde, bis alle „Terror-Herde“ gesäubert sein. Am Montag hatte er ein unerbittliches Vorgehen angekündigt. Wenn nötig, würden „Viertel um Viertel, Haus um Haus und Straße um Straße“ gesäubert.

Der Konflikt mit der PKK dauert seit 1984 an und kostete bereits über 40.000 Menschenleben. Er konnte in den letzten 30 Jahren nicht mit Gewalt gelöst werden. Kaum vorstellbar, dass es dieses Mal anders sein soll.