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Politik

Erdgasvorkommen vor Zypern: Athen und Nikosia erhöhen Druck auf die Türkei

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Zypern und Griechenland haben die Entsendung eines türkischen Forschungsschiffes südlich der Mittelmeerinsel scharf kritisiert. Die Spannungen rund um die Rohstoffe im östlichen Mittelmeer nehmen zu. Die Türkei steht im Zentrum des Konflikts. (Foto: dpa)

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Zypern und Griechenland haben die Entsendung eines türkischen Forschungsschiffes südlich der Mittelmeerinsel scharf kritisiert. Die Spannungen rund um die Rohstoffe im östlichen Mittelmeer nehmen zu. Die Türkei steht im Zentrum des Konflikts.
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Zypern und Griechenland haben die Entsendung eines türkischen Forschungsschiffes südlich der Mittelmeerinsel verurteilt. „Wir hoffen, dass die Türkei begreifen wird, dass solche Krisen niemandem nutzen“, erklärte Zyperns Präsident Nikos Anastasiades nach einem Treffen mit dem griechischen Regierungschef Antonis Samaras am Freitag in der Inselhauptstadt Nikosia.

Solange das türkische Schiff in der Region bleibt, will die griechisch-zyprische Seite nicht über eine Überwindung der Teilung Zyperns verhandeln. Wegen der Fahrt des türkischen Forschungsschiffes hat das EU-Mitglied Zypern vergangenen Monat beschlossen, künftig alle Kapitel der EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei zu blockieren. Das türkische Forschungsschiff bewegt sich südlich der Insel innerhalb der Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) Zyperns. Dies sieht Zypern als Verletzung seiner Hoheitsrechte an.

Wegen der Erdgasvorkommen vor der Südküste Zyperns gibt es seit langem zu Spannungen zwischen Nikosia und Ankara, die in den letzten Wochen stetig zunehmen. Die Türkei ist abhängig von ausländischem Erdgas und der griechische Teil Zyperns hofft auf einen dringend benötigten Geldsegen aus dem möglichen Rohstoffexport.

Rohstoffe: Konfliktpotential im östlichen Mittelmeer

Die Rohstoffvorkommen im östlichen Mittelmeer beschäftigen jedoch nicht nur die Regierungen in Zypern, Griechenland und der Türkei. In der Region sollen Schätzungen zufolge bis zu zwei Milliarden Barrel Erdöl und 34 Billionen Kubikmeter Erdgas liegen. Zypern, die Türkei, Israel, der Libanon und Syrien konkurrieren um die Ausbeutung der Vorkommen. Da die beiden genannten arabischen Staaten auf Grund von militärischen Konflikten und der damit einhergehenden wirtschaftlichen und politischen Schwäche momentan als Förderer ausscheiden, waren es vor allem Israel und der griechische Teil Zyperns, die die Pläne zur Ausbeutung der Rohstoffe vorantrieben.

Israels Außenminister Avigdor Lieberman mischte sich bereits in die aktuelle Affäre ein und kritisierte die jüngsten Spannungen zwischen der Türkei und Zypern wegen der Erdgasvorkommen unter dem Meeresboden vor der Mittelmeerinsel. Er bezeichnete die Spannungen als überflüssig eingestuft. Alle Länder der Region, auch die Türkei, müssten das Recht Zyperns, nach Erdgas zu suchen, respektieren, hieß es bei einem Treffen Liebermans mit seinem zyprischen Kollegen Ioannis Kassoulides am Mittwoch.

Auch Ägypten ist ein mächtiger Anrainerstaat im östlichen Mittelmeer. Samaras und Anastasiades kündigten an, dass sie am Samstag mit dem ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi in Kairo zusammenkommen werden. Sie wollten ihre Zusammenarbeit im Bereich Energie und zur Stabilisierung der Region ausbauen, hieß es.

Lage ohnehin durch den ungeklärten Zypernkonflikt angespannt 

In dieser Region waren 2011 reiche Erdgasvorkommen entdeckt worden. Ankara, das die türkisch-zyprische Republik im Norden der Insel unterstützt, lehnt die Suche nach Erdgas seitens der Regierung in Nikosia vor einer Lösung der Zypernfrage ab. 2011 erhöhten sich die Spannungen in der Region, als Ankara ein erstes von Kriegsschiffen begleitetes Forschungsschiff entsandte, das an der Südküste der Insel nach Erdöl suchen sollte. Der damalige türkische Premierminister Recep Tayyip Erdoğan machte darauf aufmerksam, dass sein Land weitere Explorationen der griechischen Zyprer rund um die Insel „noch schärfer vergelten“ werde.

Die neuen Spannungen rund um die Rohstoffvorkommen lassen eine Lösung des seit Jahrzehnten andauernden Zypernkonfliktes in weite Ferne rücken. (dpa/dtj)