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Hat Erdoğan versucht, Fenerbahçe-Präsident Aziz Yıldırım zu stürzen?

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Im Rahmen einer Klubversammlung sollen neu aufgetauchten Tonbandleaks zufolge Premierminister Erdoğan und sein Sohn ihrem Wunschkandidaten für den Fenerbahçe-Vorsitz Themen vorgegeben haben, um den Präsidenten zu stürzen. (Foto: zaman)

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Aziz Yildirim und Erdogan
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Erneuter Ärger für Premierminister Recep Tayyip Erdoğan rund um eine geleakte Tonbandaufnahme. Der auf Youtube veröffentlichte Mitschnitt soll zeigen, wie der Premierminister versucht, einem ihm nahe stehenden Kandidaten die Wahl zum Vereinsvorsitzenden zu ermöglichen, indem er seinen Sohn Bilal anweist, wie dieser Kandidat mit passenden Themen versorgt werden soll.

Die Aufnahme versetzt nun den Premierminister und auch zahlreiche Medien in Erklärungsnot, hatten diese doch seit längerer Zeit behauptet, die vom in den USA ansässigen Islamgelehrten Fethullah Gülen inspirierte Hizmet-Bewegung hätte versucht, das Management des Vereins unter ihre Kontrolle zu bekommen.

Der Aufnahme zufolge, die auf einem Youtube-Account des Namens „Başçalan“ (Herr der Diebe“) veröffentlicht wurde, habe Erdoğan seinen Sohn angewiesen, wie dem gewünschten Kandidaten auf der Klubversammlung am besten „souffliert“ werden könnte.

So sollte beispielsweise die Sprachregelung ausgegeben werden, wonach Aziz Yıldırım, der amtierende Klubchef von Fenerbahçe, der Regierung ein Gesetz vorgeschlagen haben soll, das mehr Milde gegenüber Matchschiebereien mit sich bringen würde. Mehmet Ali Aydınlar, der Wunschkandidat Erdoğans, solle diese Darstellung lancieren. Auch solle das Vorhaben Yıldırıms diskreditiert werden, eine Fenerbahçe-Bank zu gründen. Der Verein stünde bereits mit 500 Millionen US-$ in der Kreide, wollte Erdoğan als Spin ausgeben. Am Ende wurde im November 2013 jedoch Yıldırım in seinem Amt bestätigt.

Der frühere Vorsitzende des türkischen Fußballverbandes (TFF) sagte am Montag, er habe nie Instruktionen dieser Art erhalten.

Unterwanderung zivilgesellschaftlicher Organisationen

Faruk Loğoğlu, der stellvertretende Vorsitzende der oppositionellen Cumhuriyet Halk Partisi (dt. Republikanische Volkspartei, kurz CHP), hatte bereits seit längerer Zeit der Regierung vorgeworfen, den Fußballverein unter ihre Kontrolle bekommen zu wollen. „Fenerbahçe, wie alle unsere Klubs, ist frei. Er hat das nötige Ansehen und die Kraft, um sich nicht beugen zu müssen, nicht einmal gegenüber dieser Regierung und diesem Premierminister“, betonte Loğoğlu. Würde es nicht gelingen, die Opposition kaltzustellen, würde die Regierung versuchen, zivilgesellschaftliche Organisationen unter ihre Kontrolle zu bringen.

Im Januar hatten Medien den auf dem außerordentlichen Kongress vom November mit 6821 von 9380 Stimmen wiedergewählten Klubpräsidenten Yıldırım dahingehend zitiert, dass eine Gruppe, die zur Hizmet-Bewegung gehöre, einen Putsch gegen ihn geplant hätte. Wenig später präzisierte er seine Bemerkungen, indem er sagte, seine Worte wären durch die Medien in einer Weise dargestellt worden, als hätte er die Hizmet-Bewegung gemeint.

Sollten sich die Stimmen tatsächlich zweifelsfrei dem Premierminister und seinem Sohn zuordnen lassen, wäre das ein deutlicher Hinweis darauf, dass Erdoğan aktiv versucht hätte, den ihm missliebigen Präsidenten Yıldırım aus seinem Amt zu vertreiben.

CHP verlangt Überprüfung durch die Staatsanwaltschaft

Akif Hamzaçebi, der stellvertretende Vorsitzende der CHP-Parlamentsfraktion, forderte, dass alle bislang aufgetauchten Tonbänder, die Erdoğan zugeordnet werden, der Staatsanwaltschaft übergeben und untersucht werden sollten. Der Verfassungsgerichtshof sollte sich aller in Rede stehender Korruptionsfälle annehmen.

Fenerbahçe-Chef Yıldırım wurde im Juli 2012 freigelassen, nachdem er ein Jahr seiner sechsjährigen Haftstrafe wegen angeblicher Schiebung von Meisterschaftsspielen verbüßt hatte. Sollte seine anhängige Berufung scheitern, könnte Yıldırım, der jeden Gesetzesverstoß bestreitet, auch den Rest seiner Haftzeit absitzen müssen.