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Kolumnen

Fliegen ja, landen nein: Wie Artikel das Leben von Frauen bestimmen

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Dürfen Frauen auf einem Stuhl sitzen? Dürfen sie Tee trinken? Auch wenn sie erwachsen und im heiratsfähigen Alter sind?

Sie denken: Was für eine blöde Frage!

Ja?

Dann ist es Zeit, Sie eines Besseren zu belehren.

Dass es eine Verbrecherbande gibt, die sich Islamischer Staat (IS) nennt, ist mittlerweile hinlänglich bekannt. Dass sie im Namen des Islam Terror betreiben, in den von ihnen beherrschten Gebieten das Leben zur Hölle machen, auch. Dass sie westlichen Journalisten köpfen, junge Frauen als Sklaven benutzen, davon hat man auch gehört.

Sie treiben in ihrem Islam-Verständnis die Absurdität auf die Spitze.

Nach Auskunft eines syrischen Journalisten, dessen Heimatdorf in die Hände von IS gefallen ist, hört man auch von anderen Absurditäten.

Warum Frauen nicht auf Stühlen sitzen dürfen

Zum Beispiel diese:

Die IS verhänge auf den Straßen jeden Tag eine Liste von Geboten und Verboten. Die Leute sollen sich danach richten.

Eines Tages sehen die Bewohner des Dorfes ein Verbot, dem sie keinen Sinn abgewinnen können. Da hieß es nämlich: Es ist verboten, dass Frauen sich auf einen Hocker oder Stuhl setzen.

Sie erkundigen sich, warum?

Die Antwort: Der Hocker oder Stuhl ist dem Genus nach männlich – genauso wie im Deutschen – und deshalb sei es islamisch und sittlich nicht in Ordnung, wenn Frauen sich darauf setzen, zumindest Frauen im heiratsfähigen Alter.

Um die Absurdität auf die Spitze zu treiben:

Was wäre denn in Deutschland erlaubt und was verboten, wenn diese Steinzeit-Theologen in Deutschland etwas zu sagen hätten? Machen wir ein Gedanken-Experiment:

Frauen dürften in ein Auto einsteigen und darin reisen, aber nicht in einen Wagen. Ein Auto hat einen neutralen Artikel (DAS), DER Wagen aber nicht.

Sie könnten auch mit dem Flugzeug reisen, mit dem Landen wird es aber erheblich schwieriger. Das Flugzeug ist hinsichtlich seines Artikels in Ordnung, nicht aber DER Flughafen.

Die Frauen dürften auch ohne Probleme die Luft ein- und ausatmen. Denkt man sich theoretisch. Was aber ist mit dem Sauerstoff, der in der Luft enthalten ist? Sauerstoff hat laut Duden den Artikel DER!

Schiffsreisen wären auch so eine Sache. Ein Schiff dürften sie ohne weiteres betreten. Aber was, wenn das Schiff in Seenot gerät? Dürften sie nach dem Rettungsring greifen, der ja artikelmäßig unpassend ist (DER)?

Es gibt noch andere Fragen, die ungeklärt sind: Was zum Beispiel ist mit Männern? Müssen die auch ihr Leben nach den Artikeln richten?

Belassen wir es dabei. Gegen die Blödheit manch ihrer Anhänger ist keine Religion und keine Ideologie gefeit. Glauben verdient Respekt, Blödheit nicht! Nicht jede Interpretation kann man respektieren.

Die Sexualität der Bücher

Wenn sich aber jemand über diese Beispiele lustig machen will, dann sei er gewarnt:

Auch die europäische Geschichte kennt solche Absurditäten. Die Zeit Königin Viktorias (1819-1901) in England ist zum Beispiel so eine Periode.

Auch diese Zeit war geprägt von moralischer Rigidität. Frauen durften damals nicht nur keine Hosen tragen, sie durften nicht mal das Wort in den Mund nehmen.

Noch nicht überzeugt?

Stefan Zweig schreibt zum Beispiel über diese Zeit in seinem Werk (Die Welt von gestern) über eine Tante von ihm, „die in ihrer Hochzeitsnacht um ein Uhr morgens plötzlich wieder in der Wohnung ihrer Eltern erschien und Sturm läutete, sie wolle den grässlichen Menschen nie mehr sehen, mit dem man sie verheiratet habe, er sei ein Wahnsinniger und ein Unhold, denn er habe allen Ernstes versucht, sie zu entkleiden.“ Und weiter: Nur mit Mühe habe sie sich vor diesem sichtbar krankhaften Verlangen retten können.

Übrigens:

Damals mussten die Damen in ihrer Bibliothek Bücher von männlichen und weiblichen Autoren getrennt aufstellen – ausgenommen Werke von Autoren, die miteinander verheiratet waren.