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Wirtschaft

Istanbuler Börse erholt sich vom Einbruch

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Seit einigen Tagen sind an der türkischen Börse massive Kurseinbrüche zu verzeichnen. Analysten erinnern daran, dass sie schon vor den Protesten unter Druck geraten war. Heute verzeichnete sie allerdings wieder leichte Gewinne. (Foto: zaman)

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Istanbuler Börse erholt sich vom Einbruch
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Die Ängste, die die Bilder aus Istanbul, Ankara und Izmir auslösen, wirken sich letzten Endes auch auf die türkische Wirtschaft aus. Der beste Stimmungsindikator für die türkische Wirtschaft ist die Istanbuler Börse. Sie steht in diesen Tagen deutlich unter Druck und ließ stark nach. Die Anleger fürchten einen „türkischen Frühling“, der dem arabischen Pendant gleicht und die Wirtschaft lahmlegen könnte. Die Türkei war zuvor seit Jahren schon der Geheimtipp unter Finanzanlegern.

Die Börse in Istanbul hat sich am Dienstag etwas von ihrem Schock wegen der eskalierten Proteste in der Türkei erholt. Der ISE National 30 Index verbesserte sich unter Führung der Technologiewerte im frühen Handel um 4,15 Prozent auf 98.760 Punkte. Auch Staatsanleihen des Landes verbuchten nach dem Abgabedruck vom Vortag leichte Gewinne, die türkische Lira tendierte zum amerikanischen Dollar ebenfalls fester. Angesichts der Proteste brach der Leitindex der Istanbuler Börse gestern um bis zu 8,1 Prozent ein und markierte mit 79.047,74 Punkten seinen tiefsten Stand seit Anfang März. Das war der größte Tagesverlust seit der Finanzkrise im Anschluss an die Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers im Herbst 2008. Auch die türkische Währung schwächelte. Ein Dollar war mit 1,9005 Lira zeitweise so teuer wie zuletzt 2011. Der Euro markierte mit 2,4726 Lira ebenfalls ein Eineinhalb-Jahres-Hoch. 

Aktienindex: Verzehnfachung in den letzten 10 Jahren

Christoph Kleinsasser, Leiter des Sales-Trading für Emerging Europe bei Kepler Cheuvreux, hatte den Rutsch der Börse am Vortag vor allem mit einer negativen Überraschung der internationalen Investoren durch die Entwicklung begründet. Zuvor war dieser Markt in der Region aber auch am besten gelaufen und somit anfällig für Gewinnmitnahmen. Der Aktienindex hatte sich in der vergangenen Dekade verzehnfacht.

Analyst İlker Domaç von der Citigroup erinnerte daran, dass die Börsen schon vor den Protesten wegen Sorgen um Bremsmaßnahmen der US-Notenbank unter Druck geraten waren. Die Spannungen dürften die Anleger aber dazu veranlassen, eine höhere politische Risikoprämie einzufordern, was den Druck auf die türkischen Vermögenswerte erhöhe.

Seit Freitag demonstrieren in der Türkei unter anderem extremistische Gruppierungen gegen den Regierungsstil des Ministerpräsidenten Erdoğan. Kritik wird vor allem an seiner Rhetorik und Unbeirrbarkeit laut. Aus wirtschaftlicher Sicht hat Erdoğan die Türkei jedoch zu neuem Glanz geführt. Seine über zehnjährige Regierungszeit hat zudem für die nötige Konstanz und Sicherheit gesorgt, welche die Türkei für ihr starkes wirtschaftliches Wachstum in der Region des politisch und wirtschaftlich instabilen Nahen Ostens gebraucht hat. (dtj/dpa)