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Geschichte

Als die Osmanen Nizza von den Deutschen befreiten

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In Südfrankreich finden sich spätestens seit dem 16. Jahrhundert zahlreiche Spuren und Einflüsse aus der osmanischen Ära – obwohl die gemeinsame Geschichte nur kurz bemessen war. (Foto: reuters)

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In Südfrankreich finden sich spätestens seit dem 16. Jahrhundert zahlreiche Spuren und Einflüsse aus der osmanischen Ära – obwohl die gemeinsame Geschichte nur kurz bemessen war.
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Die südfranzösische Stadt Nizza und der Stadtstaat Monaco sind heute ein beliebtes Ziel für Touristen aus aller Welt. Nur wenige Touristen wissen aber, dass hier in der Geschichte deutsche, türkische und französische Interessen aufeinanderprallten.  

In den berühmten Filmsfestspielhochburgen Cannes und Nizza leben ca. 1400 Türken. Die meisten von ihnen arbeiten im Baugewerbe und geben ihr Bestes, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. In Mandelieu, einem Ort in der Nähe von Cannes, gibt es ein türkisches Restaurant namens Ala Turca Kebab. Die türkischen Unternehmer dort sind stolz auf ihr türkisches Schawarma – ein levantinisches Gericht, bei dessen Zubereitung Lamm-, Hühnchen-, Truthahn-, Kalb- oder gemischtes Fleisch an einem Spieß gegrillt und in einem Fladenbrot mit Saucen und Gemüse zu einem Wrap gerollt wird.

Ein aufmerksamer Beobachter findet in Nizza Spuren aus der fernen Vergangenheit, die an die Osmanen erinnern. Eine davon sind Kanonenkugeln. Die osmanische Armee hatte die Stadt 1543 belagert und benutzte dabei Kanonenkugeln. Einige dieser Kugeln wurden an die Mauern der Stadt gehangen.

1543 stand Nizza unter der Kontrolle der Deutschen. Die osmanische Flotte wurde von dem französischen König gebeten, die Stadt zu befreien. Dies gelang innerhalb von zehn Tagen, die Franzosen zogen wieder in die Stadt ein.

ist nach dem Vatikan das zweitkleinste Land auf der Welt und erstreckt sich über 2 Quadratkilometer, richtig gelesen- zwei Quadratkilometer! (rtr)

Die osmanische Flotte verbrachte den Winter in einer anderen französischen Stadt, Toulon, die im Laufe der Zeit auch das Erscheinungsbild einer osmanischen Stadt annahm. Der Kommandeur der Flotte, Barbarossa, war verärgert, da die Franzosen, die um Hilfe gebeten hatten, nicht bereit für den Krieg waren und die ganzen Versprechen, die sie gemacht hatten, nicht einhielten. Er entschied sich schließlich dafür, sich mit der osmanischen Flotte zurückzuziehen. Dementsprechend musste Franz I. aber auch nach einem Lösungsweg suchen, um den Druck seiner Nachbarn umgehen zu können.

Folglich einigte man sich darauf, dass Barbarossa 800 000 französische Goldmünzen und fünf Schiffe, voll mit Geschenken, Sultan Süleyman überbringt und nach einem Jahr somit die Stadt wieder verlässt. 1544 segelten die Schiffe Barbarossas dann auch zurück nach Istanbul.

Ehrendes Andenken an die Osmanen

Nachdem die Osmanen zurückgekehrt waren, sagte der französischer Gesandter: „Es gab keine Beschwerden dahingehend, dass die Türken irgendwem Schaden zugefügt hätten. Sie waren freundlich und höflich. Sie haben für alles bezahlt, was sie während ihres Aufenthaltes gekauft hatten.”

Die Einwohner von Toulon erzählten Geschichten über die osmanischen Truppen, die sich in ihren Städten aufgehalten hatten; sie erinnerten sich an die Türken, wie sie beteten und Frieden in die Stadt brachten. Sie machten aus ihrer Stadt ein zweites Istanbul. Die christliche Welt war über das Bündnis des französischen Königs mit den Osmanen mehr als verärgert. Nachdem Barbarossa und seine Gefährten in Toulon angekommen waren, wurde die Kathedrale auf Befehl des französischen Königs in eine Moschee umgewandelt, von den Kirchtürmen aus wurde fünf Mal am Tag zum Gebet gerufen.

Einige Jahrhunderte nach dieser Zeit wurde ein prachtvolles Gemälde, das die osmanische Flotte am Hafen von Toulon zeigte, im Stadtpalast aufgehängt. Eine Inschrift unter dem Gemälde, welche Barbarossas gedenkt und ihn ehrt, lautet: „Was man sieht, sind Barbarossa und seine Flotte, die uns befreiten.”

Die osmanische Flotte entwickelte damals ihre größte Stärke und errang ihre größten Siege im 16. Jahrhundert. Berühmte osmanische Seefahrer wie Oruç Reis, Piri Reis, Turgut Reis und Uluç Ali Paşa trugen entscheidend zur Übermacht der Osmanen im Mittelmeer bei. Erst nach dem Ende der Ära des Korsaren Barbarossa, ungefähr 20 Jahre später, erlitt das Reich Rückschläge auf Malta und bei Lepanto.

Barbarossa ist wohl der berühmteste Seefahrer der osmanischen Geschichte. 1478 wurde er auf der in der Ägais gelegenen Insel Lesbos als jüngstes von sechs Kindern geboren. Sein Vater war ein ehemaliger Kavallerieoffizier, seine Mutter Griechin. Barbarossas Weg war bereits früh vorgezeichnet, seine älteren Brüder waren, trotz des Widerstandes ihres Vaters, in den Mittelmeerhandel involviert. Erst im Alter von 26 Jahren verließ Barbarossa zusammen mit seinem ältesten Bruder Oruç Reis Lesbos in Richtung Nordafrika – dies war der Beginn einer goldenen Ära für die osmanische Flotte.