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Politik

Nach Kritik an staatlicher Nachrichtenagentur: AA will britische Journalistinnen verklagen

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Anadolu Ajans, staatliche Nachrichtenagentur der Türkei, droht, zwei britische Redakteure zu verklagen. Diese hatten in einem Artikel für das Magazin „Vice“ die Agentur praktisch als Verlautbarungsmedium der Regierung in Ankara dargestellt. (Foto: zaman)

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Der Hauptsitz der Anadolu Ajans in Ankara.
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Kemal Öztürk, CEO und Generaldirektor der staatlichen Nachrichtenagentur der Türkei, Anadolu Ajans, teilte mit, dass zwei britische Redakteure sowohl in der Türkei als auch in Großbritannien verklagt werden, weil sie in einem Artikel, veröffentlicht in der weltweit erscheinenden Zeitschrift Vice, die Agentur eine „Propaganda-Maschine“ des türkischen Premierministers Recep Tayyip Erdoğan genannt haben.

In dem Artikel „Wir hören auf, für Erdoğans Mundpropaganda zu arbeiten“, erschienen auf der britischen Website der internationalen Zeitschrift Vice am Donnerstag (10.04.14), erklären die Journalistinnen Kate O’Sullivan und Laura Benitez folgendes: „Wie waren der Agentur im Januar beigetreten und hatten die Aufgabe, englischsprachige Nachrichten zu bearbeiten, doch in kürzester Zeit fanden wir uns in einer Situation wieder, in der wir zu englischsprachigen Spin Doctors wurden.“

In den frühen Morgenstunden des Donnerstags postete Öztürk einen Tweet auf Englisch und sagte darin: „Ich werde mit euch in der Sprache sprechen, die ihr versteht.“ Dem Tweet folgte ein Screenshot von einer Notiz.

„Der Artikel, welcher von zwei britischen Journalisten, die vor kurzem die Nachrichtenagentur Anadolu Ajans verlassen hatten, geschrieben wurde, hat einige hinterlistige Menschen sehr stark angespornt. Die verleumderischen Journalisten werden aber sowohl in der Türkei als auch in Großbritannien aufgrund ihrer Lügen gegen Anadolu Ajans vor Gericht stehen“, hieß es in der Notiz Öztürks auf Twitter.

„Verlierer können nicht bei uns arbeiten“

Er fuhr fort: „Sowohl die Website, welche (Rupert) Murdoch gehört und auf welcher ursprünglich der Artikel veröffentlicht wurde, als auch die türkischen Medien, welche daran beteiligt waren, werden verklagt. AA (Anadolu Ajans) besteht aus 1200 Journalisten, die aus 60 Nationen weltweit kommen und in 81 unterschiedlichen Ländern arbeiten. Verlierer können nicht bei der AA arbeiten. Das Peinliche daran ist nicht das, was die Verleumder sagen, sondern vielmehr die Unwissenheit hinsichtlich der türkischen Menschen, die man in dieser Angelegenheit hinters Licht führt.“

Die zwei Journalistinnen hatten sich bei der AA auf eine Anzeige in der Tageszeitung „The Guardian“ hin beworben.

„Die redaktionelle Ausrichtung der Agentur bezüglich der Innen- und Außenpolitik – insbesondere mit Blick auf Syrien – war so intensiv pro Regierung eingestellt, so dass wir genauso gut Pressemitteilungen hätten abschreiben können“, hieß es im Artikel der Journalistinnen. Sie meinten, dass Anadolu Ajans einst ein Zentrum des nationalen Stolzes war, doch heutzutage „sich nur noch am Ende einer Reihe der Informationskette gemäß der Puppenparade der regierenden AKP (Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung) befindet…“

Keine zweite Quellenkontrolle erforderlich

Öztürk, ein ehemaliger Presseberater Erdoğans, wird im Artikel als ein „Quasi-Kabinettsmitglied“ beschrieben. Mit exklusivem Zugang zu Ministern war die Agentur in der Lage, über innere Angelegenheiten, sobald diese spruchreif wurden, zu berichten, erklärten O’Sullivan und Benitez: „Quellenarbeit, oft der schwierigste Teil der Tätigkeit eines Reporters, war ein Kinderspiel: ‚Der Außenminister hat es mir gesagt, also ist es wahr‘ – dadurch war keine zweite Quellenkontrolle nötig. Die Politik der Inlandsnachrichtenredaktion war im Wesentlichen: Stelle keine Fragen. Niemals.“