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Gesellschaft

„Christen sollten in ihren Herkunftsgebieten bleiben”

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Politische Unruhen und zunehmende Gewalt veranlassen immer mehr orientalische Christen die Region zu verlassen. Hohe christliche Würdenträger forderten nun die Christen dazu auf, trotzdem in ihrer Heimat zu bleiben. (Foto: ap)

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Immer mehr orientalische Christen verlassen den Mittleren Osten. Hohe christliche Würdenträger forderten nun die Christen auf, in ihrer Heimat zu bleiben.
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Der Mittlere Osten ist Heimat vieler Völker und Religionen. In den Städten und Dörfern der Region ist vielerorts neben dem Ruf des Muezzin auch das Läuten von Kirchenglocken zu hören. In Kairo, Ramallah, Beirut, Istanbul, Damaskus oder Bagdad gehören Kirchen zum Stadtbild und Christen zum festen Bestandteil der dortigen Gesellschaften. Doch politische Unruhen, diktatorische Regime und der wachsende Einfluss radikaler Gruppen, welche die Gewalt gegen Minderheiten propagieren, bedrohen die Christenheit im Mittleren Osten.

Führende christliche Kleriker aus dem Nahen Osten haben am Sonntag die Christen der Region aufgefordert, ihren Heimatländern trotz zunehmenden Drucks nicht den Rücken zu kehren. „Die Christen des Orients sind die Söhne der Region und sollten in ihren Herkunftsgebieten bleiben”, hieß es in einer Erklärung, die zum Abschluss einer zweitägigen Konferenz in Rabieh bei Beirut verlesen wurde.

An der ersten Konferenz dieser Art nahmen christliche Würdenträger und Laien aus dem Libanon, dem Irak, Jordanien, Ägypten und Syrien teil. Sie vertraten insgesamt zwölf christliche Kongregationen. Hauptthema der Beratungen waren die Schwierigkeiten der Christen in der Region. Diese sehen sich der aggressiven Unduldsamkeit von Extremisten ausgesetzt und kämpfen häufig mit staatlicher Diskriminierung und wirtschaftlichen Nöten.

Christen im Mittleren Osten zunehmend unter Druck

Die Eröffnungsansprache hatte am Samstag der libanesische Präsident Michel Suleiman gehalten, der selbst ein maronitischer Christ ist. Suleiman sprach sich auch für einen intensiveren Dialog mit den Muslimen aus. Außerdem soll ein Komitee gebildet werden, das die Lage der Christen in der Region beobachtet, Vorschläge zu ihrem besseren Schutz ausarbeitet und den Verbleib der Christen in ihren Herkunftsländern unterstützen soll.

Die Abwanderung der Christen aus der Region ist seit Jahrzehnten beträchtlich. Sie steht in direkter Relation zu den jeweiligen Nahost-Krisen. So flohen nach der US-Invasion im Irak 2003 hunderttausende irakische Christen entweder in den relativ sicheren Nordteil des Landes oder ins Ausland, als al-Qaida-nahe Terroristen gezielt Christen und ihre Gotteshäuser angriffen.

In Ägypten kommt es regelmäßig zu Angriffen auf die dortige christliche Minderheit der Kopten. Die christliche Minderheit wird in Ägypten auch oft als Spielball der Politik missbraucht.

Im Bürgerkriegsland Syrien haben Christen wie alle Bürger des Landes unter der anhaltenden Krise und besonders unter dem zunehmend entlang konfessioneller Linien verlaufenden Konflikt zu leiden. Die Türkei reagierte auf die wachsende Zahl von christlichen Flüchtlingen aus Syrien mit der Errichtung eines separaten Flüchtlingscamp für Christen, um ihnen besseren Schutz zu gewähren.

Auch in der Türkei war die Lage der Christen ähnlich wie die anderer Minderheiten lange Zeit problematisch. Das jüngst vorgestellte Demokratiepaket der regierenden AKP-Regierung führte jedoch eine Reihe von Änderungen zur Verbesserung der Rechte von Minderheiten, darunter auch der Christen in der Türkei, durch. (dpa/dtj)