Panorama
Özal mit vier verschiedenen Giften ermordet
Er sollte keine Chance haben: Vier verschiedene toxische Substanzen wurden dem visionären früheren Staatspräsidenten zugeführt, um seinen Tod sicherzustellen. In Kürze wird der Autopsiereport offiziell veröffentlicht werden. (Foto: dpa)
Wie Quellen aus dem Rat für forensische Medizin (ATK) wenige Tage vor Fertigstellung des Berichts verlautbarten, sollen die Auswertungen von vier forensischen Tests an den Überresten des achten türkischen Staatspräsidenten Turgut Özal, dessen 19 Jahre zurückliegender Tod Gegenstand einer neuerlichen Untersuchung ist, vier verschiedene giftige Substanzen im Körper des Politikers zutage gefördert haben. Der Politiker war im April 1993 im Alter von 65 Jahren gestorben, als er sich noch im Amt befand.
Wie bereits vor einigen Wochen durchgesickert ist (DTJ berichtete) wurde der frühere Präsident mittels eines hochdosierten tödlichen Giftes ermordet. Seine sterblichen Überreste waren auf Initiative des Büros des Generalstaatsanwalts in Ankara vor einigen Monaten aus Özals Grab in Istanbul exhumiert worden, um im Rahmen einer Untersuchung klären zu können, ob sich die zuvor zutage getretenen Verdachtsmomente hinsichtlich eines nicht natürlichen Todes erhärten würden.
Eine Substanz für den langsamen, eine andere für den schnellen Tod
Ein vom ATK vorbereiteter Autopsiereport brachte zum Ausdruck, dass Özal mit Strychnin-Kreatin vergiftet wurde, einem starken Gift, das binnen 15-20 Minuten zur Atemlähmung führt und auch eine Herzattacke verursachen kann. Eine solche war ursprünglich als offizielle Todesursache angegeben worden, eine Reihe von Zeugenaussagen hatte jedoch ungewöhnliche Todesumstände am Tag des Ablebens des früheren Präsidenten zutage gefördert.
Unter den im Zuge der toxikologischen Untersuchung gefundenen giftigen Substanzen in Özals Körper waren unter anderem DDT (Dikloro-Difenol –Trikloroethan), ein Insektenbekämpfungsmittel, das seit 1980 in der Türkei verboten ist, und DDE, das nach Absorbtion durch den Körper schwere Leberschäden hervorruft.
Experten geben an, dass das Gift, das auch in der Natur und in natürlicher Form im menschlichen Körper vorkommen kann, in Özals Überresten das Zehnfache des üblichen Levels betrug. Außerdem wurden das chemische Element Cadmium und auch radioaktive Elemente in der Leiche entdeckt.
Mittels dieser Substanzen sollte nach Angaben der Experten der Körper des Präsidenten langfristig geschwächt werden, durch das DDT der Tod beschleunigt werden. Das DDT könnte Özals Körper durch Nahrung oder Getränke zugeführt worden sein. Nun wird untersucht, welche Nahrung der Präsident in den Tagen vor seinem Tod zu sich genommen hatte.
„Wenn das stimmt, ist das gravierend”
In einem ersten Kommentar zu dem auf „Today’s Zaman“ erschienenen Bericht nannte der stellvertretende Parteivorsitzende der regierenden Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP), Hüseyin Çelik, die Ergebnisse „gravierend“. Ein offizielles Statement des ATK steht noch aus.
„Was gesagt werden muss, wird selbstverständlich gesagt werden, sobald die offizielle Bestätigung da ist. Aber sollten sich die Vermutungen tatsächlich als wahr erweisen, wird das auch entlarven, wie weit die Banden, die die Macht im Staate an sich gerissen hatten und sich diesen zur Beute gemacht hatten, bereit waren, zu gehen“, twitterte Çelik am Samstag.
Unter Hinweis auf die Verdachtsmomente hinsichtlich Özals Tod sprach Justizminister Sadullah Ergin von einer „erfolgreichen Autopsie“ an den Überresten des früheren Präsidenten und versprach, dass die Ergebnisse bald veröffentlicht würden. „Ich persönlich glaube, dass mit Veröffentlichung der Autopsieergebnisse alle Zweifel hinsichtlich der Ursachen des Todes Özals ausgeräumt sein werden.“ Als Justizminister sei er nicht autorisiert, zum jetzigen Zeitpunkt Näheres zu kommentieren, ehe das offizielle Schreiben erschienen ist.
Ahmet Özal, der Sohn des früheren Präsidenten, sagte, die Ergebnisse der Autopsie wären mit hoher Wahrscheinlichkeit korrekt. „Ich wusste es von Anfang an, dass mein Vater ermordet wurde. Ich habe 14 Jahre lang dafür gekämpft, dass dies endlich bewiesen wird“, äußerte er sich gegenüber dem türkischen Fernsehsender NTV.