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Bildung & Forschung

Deutschland wirbt um mehr ausländische Studenten

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Die Zahl ausländischer Studenten an deutschen Universitäten wird immer höher. Waren früher die USA der dominierende Partner im akademischen Austausch, ist heute deutlich eine Gewichtsverlagerung in Richtung Eurasien zu erkennen. (Foto: dpa)

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Studenten verfolgen am 08.10.2013 unmittelbar vor Beginn des Wintersemesters an der Universität Rostock (Mecklenburg-Vorpommern) beim Campustag eine Begrüßungsveranstaltung im Audimax. Die Zahl der ausländischen Studenten in Deutschland steigt.
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Die Zahl der ausländischen Studierenden aus Europa in Deutschland steigt. Das liegt vor allem an dem deutschen Bildungssystem, das sich ständig wandelt. Dies wiederum ist ein laufender Prozess, dessen Resultate sich seit den 60er-Jahren immer stärker bemerkbar machten. Seither verzehnfachte sich die Anzahl der deutschen Studenten und mit ihr auch die der Studenten anderer Nationalitäten an den Universitäten.

Zu Beginn war dabei noch eine starke Dominanz der USA erkennbar, doch Ende der 90er-Jahre nahmen die Europäer im akademischen Bildungsbereich zu und verdrängten damit die Amerikaner. Diese Veränderung ist wahrscheinlich auf die vielen höheren Bildungseinrichtungen zurückzuführen, die nach dem Mauerfall in den neuen Bundesländern gegründet oder ausgebaut wurden.

Inzwischen kommen 280 000 Studenten in Deutschland aus anderen Ländern, das entspricht etwa zehn bis zwölf Prozent aller Studenten. In den 80er-Jahren lag diese Zahl noch bei sechs Prozent. Auch sind zukünftige Eliten eurasisch ausgerichtet. Momentan gibt es insgesamt 600 000 Studenten an den deutschen Universitäten. Dazu kommen etwa weitere 140 000 Studierende an privaten Einrichtungen, die allerdings nicht in die offiziellen Statistiken mit hineingerechnet werden.

Schätzungsweise sind die zurückgehenden Zahlen der amerikanischen Studenten auch auf die insgesamt geopolitisch abnehmende Bedeutung dieses Landes zurückzuführen. Von 82 Prozent der ausländischen Studenten in Deutschland sind nur noch zwei Prozent aus Kanada oder den USA. Der Großteil hingegen kommt aus europäischen oder asiatischen Ländern. Dabei gewinnen insbesondere auch Länder wie die Türkei, China, Indien und Russland an Bedeutung.

Zunehmende Akzeptanz ausländischer Abschlüsse

Bei den aktuellen 200 000 Promovierenden sieht die Lage ähnlich aus. Nur ein Prozent von ihnen kommt aus Nord- oder Südamerika. Das ist nur minimal mehr als die Zahl jener Doktoranden aus afrikanischen Ländern. Auch hier dominieren die Studenten aus Europa und Asien neben denen aus Deutschland.

Neben den steigenden Angeboten für Bildung in Deutschland gibt es auch zahlreiche Förderungen, die ein Studium hier attraktiv machen. Parallel dazu werden die Abschlüsse immer mehr über die Landesgrenzen hinaus in der gesamten EU akzeptiert und Unterrichtsinhalte werden angepasst.

Deutschland bemühte sich also stark um die Internationalisierung. Die Zahlen sollen sich übrigens noch weiter erhöhen: Die Zahl der Studenten aus dem Ausland soll bis 2020 bei 350 000 liegen. Übrigens werden aber auch Erasmus-Studenten in die offiziellen Zahlen mit eingerechnet, die nur für einen Teil ihres Studiums nach Deutschland kommen.

Deutsche Studenten bevorzugen zudem heute auch nicht mehr die US-amerikanischen Universitäten zum Studieren im Ausland. 1994 wollten 22 Prozent in die USA, heute nur noch sieben Prozent. Für ein Praktikum wählen immerhin zehn Prozent Nordamerika als Wunschland, allerdings ist diese Zahl seit den 90er-Jahren unverändert.

Internationalisierung als Element der Veränderung

Die Werte der nationalen Eliten sind vor allem auch von der staatlichen Außenpolitik abhängig. Diese übt durch ihre Ziele, Strategien und die Wahl der Mittel einen Einfluss auf sie aus. Doch auch der Wandel des Bildungssystems verändert die Außenpolitik, da zum Beispiel die Gewichtung auf ausländische Studenten erhöht wird. Derzeit ist die zunehmende Internationalisierung das zentrale Element der Veränderung akademischer Bildung in Deutschland.

Gleichzeitig spiegelt der Umschwung bezüglich der an den deutschen Universitäten vertretenen Nationalitäten auch die wirtschaftliche Stellung und Bedeutung der Länder wieder. Studenten haben häufig den Wunsch, in einem Land zu studieren, welches in ihren Augen einen hohen Stellenwert hat. Die Zahlen haben also eine eindeutige Aussage: Während die USA in ihrer Stellung geschwächt wird, gewinnt Eurasien an Bedeutung.