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Wirtschaft

Türkei: Wenn aus der Grube ein Grab wird

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Der Bergbausektor in der Türkei boomt. Doch die Kehrseite des verstärkten Abbaus der kostbaren Rohstoffe sind Niedriglöhne und immer wieder auch schreckliche Unfälle. In Zonguldak kamen nun erneut vier Bergmänner ums Leben. (Foto: dpa)

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Die Nachstellung eines Treckerjungens mit dem historischen Originallicht im Röhrigschacht am 03.12.2013 in Wettelrode (Sachsen-Anhalt) - dpa
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Der Bergbausektor in der Türkei wirft momentan massive Gewinne ab und gilt als boomender Industriezweig. Doch neben den üppigen Gewinnen wirft der Rohstoffabbau auch Fragen nach den Arbeitsbedingungen und der Sicherheit der türkischen Minenarbeiter auf. Denn immer wieder kommt es zu tödlichen Unfällen. Nun sind in der nordtürkischen Provinz Zonguldak erneut vier Minenarbeiter ums Leben gekommen.

Einem Bericht der türkischen Zeitung „Today’s Zaman“ zufolge starben drei der Bergmänner, nachdem sie giftiges Kohlegas einatmeten. Das Gas war zuvor aus einem Leck in ihrer Mine entwichen. Dem Zeitungsbericht zufolge ereignete sich der tragische Vorfall in einem Abbaubetrieb in der Kırat-Nachbarschaft in Zonguldak, der die Kumpel am späten Donnerstagabend ohne gültige Genehmigung beschäftigte.

Die Minenarbeiter wurden dem Bericht zufolge mit einem Tageslohn von nur 60 türkischen Lira (etwa 22 Euro) beschäftigt. Der Betreiber der Mine befand sich zum Zeitpunkt des Unglückes wegen Beschädigung von Gemeineigentum bereits in Haft. Er hatte drei Tage vor dem Unglück seinen Arbeitern befohlen, die Arbeit trotz des Fehlens einer Lizenz wiederaufzunehmen.

Schuften für 60 Lira am Tag

In einer anderen, von dem Unternehmen „Turkish Hard Coal Enterprises“ in Zonguldak betriebenen Kohlemine kam es am vergangenen Freitag zu einem weiteren Unglück. In einem 260 Meter unter der Erde liegenden Schacht fielen zwei Arbeiter von einer Lokomotive. Einer der beiden Männer erlag später im Krankenhaus von Zonguldak seinen Verletzungen.

Dem Bericht zufolge wurden von staatlicher Seite Ermittlungen zu den beiden Unfällen aufgenommen.

Die Türkei verfügt über reiche Kupfervorkommen und das türkische Bergbau-Forschungsinstitut (MTA) vermutet, dass bis zu 700 Tonnen Gold und 9129 Tonnen Uran im anatolischen Boden liegen.

Einfache Bergbau-, Bau- und Fabrikarbeiter haben in der Türkei häufig mit Problemen wie verspäteten Gehaltsauszahlungen, Beschäftigung mit Mindestlohnbezahlung, fehlender gesundheitlicher Absicherung, geringer Abfindung und sogar mangelnder Sicherheit am Arbeitsplatz zu kämpfen.

„Taşeron“: Subunternehmer beuten Bergmänner aus

Immer wieder kommt es zu tödlichen Unfällen. Anfang Januar starben beispielsweise acht Zeitarbeiter in einer staatlich geführten Mine in der Bergbaustadt Zorlu, woraufhin breite öffentliche Kritik an schlechten Arbeitsbedingungen der Arbeiter aufkam.

Viele türkische Arbeiter sind durch sog. „taşeron“-Verträge lediglich bei Subunternehmen und nicht bei den eigentlichen Betrieben angestellt. Die „taşeron“-Verträge sind zum häufigsten Anstellungsverhältnis von ungelernten Arbeitern in der Türkei geworden und bergen viele Nachteile, wie etwa schlechtere Bezahlung und das Fehlen eines Kündigungsschutzes.

Dem türkischen Bergbausektor gehen auf Grund der widrigen Arbeitsbedingungen und der schlechten Bezahlung zunehmend die Arbeiter aus. Ein Vertreter türkischer Bergbaukonzerne forderte Anfang 2013 gar die Anwerbung ausländischer Gastarbeiter in die Türkei.