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Politik

Ägypten versinkt in Gewalt – und die Welt schaut zu

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Zwei Tage nach Beginn des Polizeimassakers in Ägypten ist es erneut zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen. Der türkische Premierminister kritisiert das Schweigen der westlichen Staaten. (Foto: ap)

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Die Muslimbrüder und andere religiöse Parteien hatten ihre Anhänger zu einem „Freitag der Wut“ aufgerufen, nachdem die Polizei am Mittwoch zwei Protestlager der Muslimbruderschaft in Kairo gestürmt hatte. Dabei und während der anschließenden Unruhen in mehreren Provinzen starben mehr als 600 Menschen.

Nach dem Freitagsgebet demonstrierten landesweit Zehntausende Anhänger des entmachteten Präsidenten Mohammed Mursi gegen Polizeigewalt. Einige von ihnen trugen Bilder von Mursi. Die Armee sperrte in der Hauptstadt Kairo, wo am Freitag auch zahlreiche Opfer des Blutbads vom Mittwoch zu Grabe getragen wurden, mehrere Straßen und Plätze ab.

Anwohner haben am Freitag aus ihren Wohnungen in Kairo Steine auf demonstrierende Anhänger der Muslimbruderschaft geworfen. Ein dpa-Reporter berichtete, einzelne Demonstranten, die über die 15. Mai-Brücke im Zentrum der ägyptischen Hauptstadt liefen, hätten daraufhin auf die Häuser geschossen, aus denen die Steine geflogen waren.

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Merkel: Ägypten muss „richtigen Weg alleine finden“

Nach Angaben aus Sicherheitskreisen starben in Ismailija vier Menschen. Dutzende Verletzte gab es in der Provinzstadt Tanta. In einem Vorort von Kairo griffen vier bewaffnete Männer eine Straßensperre an und erschossen einen Angehörigen der Sicherheitskräfte.

Die Europäer können die demokratischen Reformen in den Ländern des arabischen Frühlings aus Sicht von Bundeskanzlerin Angela Merkel nur begrenzt von außen unterstützen. „Wir können den Ländern der Region helfen, aber den richtigen Weg können die Gesellschaften nur alleine finden“, sagte Merkel der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Sie verwies darauf, dass die EU seit 2011 zusätzliche Fördermittel bereitgestellt habe. Zu Ägypten sagte die Kanzlerin, das Land könne die Krise nur überwinden, „wenn der Einstieg in einen friedlichen politischen Prozess gefunden wird, der für alle politischen Kräfte offen ist und keine Partei ausschließt“.

In der Türkei gab es parteiübergreifenden Protest gegen das brutale Vorgehen der ägyptischen Sicherheitskräfte. Der türkische Ministerpräsident Erdoğan forderte bereits am Mittwoch den UN-Sicherheitsrat und die Arabische Liga dazu auf, sofortige Maßnahmen zu treffen, um das „Massaker“ in Ägypten zu stoppen. Erdoğan richtete am Freitag heftige Kritik an die westlichen Staaten, da diese durch ihr Schweigen das gewaltsame Vorgehen ägyptischer Sicherheitsbehörden abgesegnet hätten. (dtj/dpa)