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Journalistische Distanz zur AKP nicht bewahrt

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Medien in der Türkei: Die türkische Nachrichtenagentur Cihan hat einen Kooperationsvertrag mit der französischen Nachrichtenagentur AFP geschlossen.
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Der ehemalige Chefredakteur der türkischen Tageszeitung ZAMAN räumt in einem Beitrag ein, welchen kapitalen Fehler sein altes Medium gemacht hat und geht dabei mit ehrlicher Selbstkritik an den Vorwurf ran, die ZAMAN habe die Regierungslinie der AKP viele Jahre unterstützt. Abdülhamit Bilici: Wir hätten in unserem Verhältnis zur AKP unsere journalistische Distanz bewahren sollen.

 
Abdülhamit Bilici war für kurze Zeit Chefredakteur der ehemalig auflagenstärksten Zeitung ZAMAN, das als Verlautbarungsmedium der Gülen-Bewegung bekannt war. Bilici, der die Zeitung in einer Krisenzeit von Ex-Chefredakteur Ekrem Dumanli übernahm, geht in diesem Artikel offen und selbstkritisch mit der Art und Weise der Berichterstattung seiner Zeitung während der „Ergenekon“ und „Balyoz“ Prozesse um. Die ZAMAN wurde nach dem Putschversuch vom 15. Juli durch Staatshand beschlagnahmt und anschließend geschlossen.  Bilici sagt, dass sie im Verhältnis zur AKP ihre journalistische Distanz, die in einer journalistischen Tätigkeit unabdingbar ist, hätten bewahren müssen. „Wir hätten der Verteidigung von KCK (Union der Gemeinschaften Kurdistans), den Ergenekon und Balyoz auch Platz in unseren Medien einräumen müssen“, so der resignierte Chefredakteur heute. Das Fernsehsender und Zeitungen, die der Bewegung nahe standen, einem Zwangsvollstrecker überlassen wurden, sei durch die Öffentlichkeit als Kampf zwischen der Bewegung und der AKP verstanden worden. „Wenn bei der Schließung des Fernsehsenders Bugün TV, das mit polizeilicher Gewalt durch Zwangsvollstecker angegriffen und geschlossen wurde, die Schließung abgewendet werden hätte können, könnte man heute auch die Dogan Gruppe nicht so sehr zum Affen machen und die Zeitung Cumhuriyet hätte nicht so sehr belangt werden können“, lässt Bilici seine Enttäuschung über fehlende Solidarität unter den Medienhäusern durchblicken.  
 
Bilici kritisiert auch die türkische Medienlandschaft, in dem er sagt, dass die türkischen Medien dringend eine Selbstkritik machen und sich mit vergangenen Fehlern auseinandersetzen müssen. Niemand brauche den Anderen in irgendeiner weise noch zu belehren. „Ob auf der rechten oder linken Seite, wir wissen, dass beide Seiten keine weiße Weste haben“, so Bilici in seinem jüngsten Artikel. Bei dem Putsch am 28. Februar 1997 haben wir gesehen, wie die Leittmedien sogar ihre eigenen Journalisten ein Memorandum aufgesetzt haben. Wir haben nicht vergessen, wie die Zeitung Hürriyet zum traurigen Ende von des armenischen Journalisten Hrant Dink und pro-kurdischen Sänger Ahmet Kaya beigetragen haben. Angefangen von Bugün, NTV, über die Dogan Gruppe bis zu den Pool-Medien, ist das Zeugnis der Medienlandschaft miserabel. Der Prozess um Ergenekon war eine „historische Gelegenheit“, die aufgrund von Fehlern in der Verhandlungsführung und den Korruptionen der AKP Regierung verpasst wurde. Das führte sogar dazu, dass die AKP mit den Putschisten eine Koalition eingehen musste. 
 
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