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Vorwurf an Akhanli: Raubmord auf eine Geld-Wechselstube

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Der in Spanien inhaftierte Kölner Schriftsteller Dogan Akhanli beschäftigt im Moment die diplomatischen Belange zwischen den beiden verbündeten Ländern Deutschland und der Türkei. Zwar ist der Schriftsteller mittlerweile wieder auf freiem Fuß, aber im Umfeld um die Verhaftung von Akhanli ist der Pegel von verbalen Ausbrüchen zwischen Regierungsmitgliedern beider Länder dauerhaft angestiegen. Die NATO Partner stehen am Rande einer großen Krise, deren Folgen undurchsichtiger kaum hätten sein können. Wie wird die Bundesregierung auf die herabwürdigenden Aussagen des türkischen Staatspräsidenten reagieren, was wird Spanien tuen, die aufgrund von türkischen Anträge beim Interpol, den türkeistämmigen Schriftsteller mit ausschließlich deutscher Staatsbürgerschaft, verhaftet haben und was hat der türkische Staatspräsident noch im Ärmel, um die Verhältnisse mit Deutschland weiter zu provozieren? Oder wird die Regierung um Recep Tayyip Erdogan möglicherweise einen Gang zurückschalten?

Alle diese Fragen suchen nach Antworten. Im Schatten dieser komplizierten Umstände wurde bislang auf eine Frage kaum bis gar keine Antwort geliefert: Warum wurde überhaupt gegen Akhanli mit einer Red Notice gefahndet? Was ist der konkrete Vorwurf und warum hat das bis zum jetzigen Zeitpunkt gedauert?

DTJ-Analysen unterschiedlicher türkischer Quellen, Aussagen von Experten und verschiedene Zeitungsartikel ergeben, dass bereits seit 2013 eine Fahndung nach Akhanli mit einer entsprechenden Red Notice existiert. Ihm wurde erstmals im Jahre 1989 vorgeworfen, an einem Raubmord auf eine Geld-Wechselstube in Istanbul beteiligt gewesen zu sein. Er blieb in Untersuchungshaft, bis der Richter am ersten Verhandlungstag entschied, dass Akhanli das Gefängnis verlassen darf. Daraufhin kehrte Akhanli nach Deutschland zurück. Er ging dann nach langen Jahren in 2010 nach Istanbul, um seinen todkranken Vater ein letztes Mal zu sehen. Der seit Jahren in Köln lebende türkisch-stämmige Autor Dogan Akhanli wurde am 08. Dezember 2010 von Polizeibeamten festgenommen und zum Gericht in Istanbul gebracht. Schriftsteller Akhanli musste sich in 2010 zum wiederholten Male wegen Raubes und Totschlags vor Gericht verantworten. In 2011 wurde er in Abwesenheit von einem Gericht in der Türkei vom Vorwurf des Raubes und Totschlags freigesprochen, der Freispruch wurde später aber wieder aufgehoben. Im Zuge dieses Gerichtsverfahrens, dass nie wirklich abgeschlossen werden konnte, wurde nach Akhanli ermittelt. Die Red Notice und die jüngste Verhaftung des deutschen Schriftstellers bezieht sich auch heute auf diesen Fall. Der Grund für diese Red Notice wurde seitens türkischer Justizbehörden als „dringend notwendig“ eingestuft, um die Stellungnahme von Akhanli vor einem türkischen Gericht zu erwirken. Beabsichtigt werde, ob mit einem endgültigen Freispruch, oder mit einer endgültigen Verhaftung, diesen Fall ein für alle Mal abzuschließen. 

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Ein neues Problem im Fall von Akhanli ist, dass ein Angehöriger eines, beim Raubüberfall von 1989, verstorbenen Person Dogan Akhanli heute möglicherweise belastet. Heute kann die Person nicht mehr mit Gewissheit bezeugen, dass die Person Dogan Akhanli zu der Tat dazu zu zählen ist, da zu viel Zeit über die Tat vergangen sei. Aber ein altes Beweisfoto aus den Akten sei heute erst aufgetaucht. „Hätte ich dieses Foto damals gesehen, hätte ich etwas klares sagen können“, so der Angehörige des Opfers. Ob und inwiefern heute tatsächlich neue, belastbare Dokumente und Belege aufgetaucht sein könnten, ist bislang unklar. 

dpa/dtj