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Bildung & Forschung

Medien neu gedacht: Schreiben, Fotografieren und Twittern

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Die World Media Akademie bietet Nachwuchsjournalisten und Interessierten die Möglichkeit, erfahrene Journalisten zu treffen und das eigene journalistische Können zu testen. Am Samstag fand in Berlin der Auftakt statt. (Foto: Gülay Durgut)

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Am Samstag fand der Auftakt der World Media Akademie in Berlin statt.
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Ob nun Schreiben, Fotografieren oder Twittern: Wer sich für Journalismus interessiert, war am Samstag in der Taubenstraße in Berlin genau richtig. 36 Teilnehmer fanden sich am Vormittag in den Räumlichkeiten des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV) zum ersten Tag der World Media Akademie ein.

Das Subjekt zu weit hinten, die Wörter zu abstrakt, die Sätze zu lang. Gleich zum Auftakt ging es ans Eingemachte. Elisabeth Schmidt-Landenberger, Journalistentrainerin und Dozentin, hielt sich nicht lange mit theoretischen Bemerkungen auf und servierte den Teilnehmern Fallbeispiele, um zu zeigen, wie es nicht geht. Die Wort-Jongleurin prüft in ihrem Alltag journalistische Texte auf ihre sprachliche Formulierung und Korrektheit. Schnell waren klassische Formulierungsfehler ausgemacht: „Als Journalisten müssen wir immer für den Erstleser schreiben“, betont Schmidt-Landenberger. Die Herausforderung bestehe darin, auch komplexe Geschichten in einfachen Wörtern erzählen zu können. Wer zu abstrakt formuliere, verliere seine Leser schon nach wenigen Worten.

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Michael Kappeler hingegen arbeitet mit Fotos statt mit Worten. Er ist Cheffotograf der Deutschen Presse-Agentur dpa. Die Agentur versorgt Medienunternehmen weltweit mit Text- und Bildmaterial. Kappeler gab den Akademieteilnehmern einen Einblick in die Arbeit eines Fotojournalisten. Neben der Bild-Ästhetik spielen auch hier journalistische Standards eine wichtige Rolle: „Unsere Fotos bilden die Wirklichkeit ab. Nachbearbeitung ist bei uns nicht in Ordnung“, sagt Kappeler. In der nachträglichen Bearbeitung sei lediglich der Bildzuschnitt vertretbar. Zuletzt war Kappeler zur Heiligsprechung von Johannes Paul II. in Rom, bei den Winterspielen in Sotschi fotografierte er ebenso wie bereits mehrfach in Afghanistan. Eine einfache Redaktion könne es sich gar nicht leisten, zu jeder Veranstaltung eigene Fotografen zu schicken, erklärt Kappeler.

Dominik Rzepka berichtete den Akademieteilnehmern im Anschluss von seinen Erfahrungen als ehemaliger Volontär der ems – electronic media school und Redakteur im ZDF-Hauptstadtstudio. Dort ist er für das Portal von heute.de und für den Online-Auftritt des Polit-Magazins „Berlin direkt“ zuständig. Als Experte für netzaffine Themen hat er sich außerdem über seinen Twitter-Kanal einen Ruf erarbeitet. Für die Akademieteilnehmer hatte Rzepka dann auch einen entsprechenden Rat parat: „Wenn Sie Twitter nutzen, dann konzentrieren Sie sich pro Account auf nur ein Thema. So lassen sich themenspezifisch Kontakte knüpfen.“ Ein buntes Sammelsurium von Themen hingegen spreche nicht für einen professionellen Umgang mit dem Medium.

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Auch Thorsten Denkler ist Twitter-User. Er nutzt das Medium vor allem beruflich. Der Hauptstadtkorrespondent von Süddeutsche.de schloss als Referent den ersten Akademie-Tag ab und berichtete von seinem beruflichen Alltag. Dass Online-Journalisten als „eierlegende Wollmilchsäue“ neben Textarbeit auch Kurz-Videos drehen oder Audio-Beiträge einsprächen, sei nicht mehr der Fall. „Vor einiger Zeit war das noch so. Aber letztlich haben alle eingesehen, dass das nicht machbar ist“, sagt Denkler. Vielmehr profitiere eine Redaktion von einer klaren Aufgabenteilung. Für Süddeutsche.de ist Denkler der gestandene Politik-Experte, der Kontakte zum politischen Personal in Berlin pflegt und Entwicklungen schnell bewerten und kommentieren kann. Ob Print-Medien noch eine Zukunft haben? Eigentlich, so Denkler, will er darüber keine Prognosen mehr abgeben. Viel sei darüber bereits debattiert worden. Ganz verkneifen kann er sich ein Kommentar zum Zeitungssterben aber dann doch nicht: „Schallplatten gibt es schließlich auch noch.“

Einstimmig sprachen sich alle Referenten für eine größere Vielfalt bei den Medien aus, auch beim Personal. Frauen und Journalisten mit Migrationshintergrund seien insbesondere in den Führungsetagen Mangelware.

Die Nachwuchsjournalisten der World Media Akademie freuen sich auf jeden Fall auf zwei weitere Tage journalistischen Inputs – und auf eine Zukunft in der Branche. Auch wenn die Aussichten im Journalismus nicht mehr so gut seien, dürften sie dies auch. Schließlich handele es sich noch immer um „einen faszinierenden Beruf“, betonen Mustafa Altaş von der World Media Group AG, die die Akademie organisiert, und Rudolf Porsch, stellvertretender Direktor der Axel-Springer-Akademie, die als Kooperationspartner bei der World Media Akademie auftritt.

Während am kommenden Samstag in Berlin der zweite Tag der Akademie stattfindet, wird in Offenbach der Startschuss für die erste Runde erfolgen. Zum ersten Mal findet die Akademie in diesem Jahr in Düsseldorf statt. Auch dort geht es am Samstag los.